Der Islam muss europäisch werden

von Martin Schuck

Martin Schuck

Viele Muslime leben in Parallelgesellschaften. Das schürt Ängste, und seit der islamistische Terror auch Deutschland erfasst hat, ist eine Debatte über die Abhängigkeit von Moscheen und muslimischen Einrichtungen von ausländischen Geldgebern entstanden. Bei einer Tagung der Evangelischen Akademie der Pfalz wurde deshalb nach der Möglichkeit eines europäischen Islam gefragt.

Ausgehend vom neuen österreichischen Islamgesetz, das muslimischen Seelsorgern einen Zugang zu Einrichtungen wie Krankenhäusern und Gefängnissen erlaubt, aber eine Finanzierung muslimischer Einrichtungen aus dem Ausland verbietet, wurde erörtert, ob ein solches Gesetz auch in Deutschland sinnvoll wäre. Weil aber das Grundgesetz kein Religionsrecht kennt, sondern nur ein Staatskirchenrecht, muss die Politik andere Wege wählen. Sowohl beim islamischen Religionsunterricht als auch bei der Anstaltsseelsorge wird versucht, islamische Verbände ins Staatskirchenrecht einzugliedern. Dafür müssen Dachverbände existieren, die eine ähnliche Funktion übernehmen können wie die christlichen Kirchen.

Es stellt sich jedoch heraus, dass diese ­Verbände auf Geld aus islamischen Staaten angewiesen sind. Ein europäischer Islam muss also den Spagat schaffen, mit saudi-arabischem Geld nicht auch den Einfluss der ­dortigen Rechtsschulen einzukaufen. Die Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie ist dafür ein richtiger Weg. Gerade die christlichen Kirchen wissen aus ihrer Missionspraxis, dass das Christentum in einer fremden Umgebung nur heimisch wird, wenn es sich kulturell anpasst. Deshalb sollte der Dialog mit Muslimen deren Anpassung fördern, anstatt sie in ihren Abgrenzungsbemühungen zu unterstützen.

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