Das große Geläut für mehr Zivilcourage

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Es erinnert schon ein wenig an das große Läuten, mit dem Don Camillo die Siegesfeier der Kommunisten auf dem Dorfplatz sprengte. Und dennoch ist das Geschehen auf dem Landauer Stiftsplatz mit der bekannten Filmszene nicht vergleichbar. Im Film stehen sich Don Camillo und Peppone gegenüber, zwei nur scheinbar unversöhnliche Antipoden, die für ihre Schäfchen doch nur das Gleiche wollen. Beim Glockenläuten der Landauer Stiftskirche, das Anfang November 2019 die Kundgebung des rechtsextremen Frauenbündnisses Kandel übertönte, geht es um mehr: um die Grundfeste des menschlichen Anstands und der Demokratie.

So ist es schon recht bedenklich, dass sich die Landauer Polizei versucht sah, den Glockentäter zu ermitteln. Dieser hätte eigentlich eine Belohnung verdient, blieb bis heute aber unbekannt. Stadtbekannt hingegen sind drei Personen: der Landauer Dekan Volker Janke, sein Kollege Jürgen Leonhard, beide Pfarrer an der Stiftskirche, und der Redakteur der „Rheinpfalz“, der über den Vorfall berichtet hat. Sie stehen auf der „Schwarzen Liste“ eines rechtsextremen Internetportals und sollen zum geeigneten Zeitpunkt zur Verantwortung gezogen werden.

Das sind Einschüchterungsversuche der übelsten Machart, die – begleitet von „sozial-medialen“ Hasstiraden – auch weiterhin im Internet schlummern, weil das rechtsextreme Portal in den USA gehostet wird. Im Unterschied zu Don Camillo haben unsere beiden Pfarrer und der Journalist also ganz reale Schmähungen und Drohungen zu ertragen. Sie schaffen das: Die Rückmeldungen waren „total positiv“, sagt Volker Janke. Mit ihrer Einstellung „Man muss Haltung zeigen“ geben sie den vielen Wegsehern ein geradezu filmreifes Beispiel von Zivilcourage.

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