Das demokratische Fundament der Kirche

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

So viel steht fest, das neue Jahr bringt für die Evangelische Kirche der Pfalz gleich eine ganze Reihe von Weichenstellungen der personellen Art: in den Gemeinden und in der Kirchenleitung. Bereits im Mai 2020 soll die pfälzische Landessynode einen neuen Kirchenpräsidenten oder eine neue Kirchenpräsidentin wählen, weil Christian Schad Ende Februar 2021 mit 63 Jahren in den Ruhestand geht. Zudem muss sie über die Nachfolge von Oberkirchenrat Dieter Lutz entscheiden, der zum Jahresende mit 61 Jahren den Landeskirchenrat verlässt. Beide Wechsel bedeuten eine spürbare Zäsur.

Mit großer Sorgfalt und Zuverlässigkeit hat Dieter Lutz zweimal sieben Jahre lang Recht und Gesetz in der pfälzischen Landeskirche weiterentwickelt und gesichert. Zudem hat er mit taktischem Geschick strukturelle Veränderungen im Landeskirchenrat auf den Weg gebracht. Christian Schad hat die Landeskirche in seinen fast zwei Amtszeiten besonders stark geprägt: durch seine stete Präsenz auf allen Ebenen von der Gemeinde bis zur EKD („Ich lebe meine Kirche“) sowie durch seine theologisch-verständliche Sprache und freundliche Menschennähe. Es darf damit gerechnet werden, dass es für seine Nachfolge einige Kandidatinnen und Kandidaten geben wird.

Mit diesen beiden Personalentscheidungen geht die zwölfte Landessynode ihrem Ende entgegen. Wenige Tage nach ihrer letzten Zusammenkunft werden am ersten Advent, am 29. November 2020, in den 402 Kirchengemeinden der Landeskirche die Presbyterien für sechs Jahre neu gewählt (kirchenwahlen2020.de). Rund 450000 Pfälzer und Saarpfälzer Protestanten sind zur Wahl aufgerufen, rund 3000 Menschen werden gesucht, sich wählen zu lassen.

Diese Presbyterien übernehmen keineswegs die Alibifunktion in einer pfarramtlich zentrierten Kirche. Paragraf 13,1 der Kirchenverfassung lautet: „Presbyterinnen, Presbyter, Pfarrerinnen und Pfarrer (Presbyterium) leiten zusammen die Kirchengemeinde. Sie tragen deshalb gemeinsam Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Sakrament, die Seelsorge, die christliche Unterweisung, die Diakonie und Mission sowie für die Einhaltung der kirchlichen Ordnung.“ Und wie hoch die Verfassung das Selbstbestimmungsrecht der Kirchengemeinden stellt, musste die Kirchenleitung schon einige Male spüren: zuletzt in Herxheim am Berg im Streit um die sogenannte „Hitler­-Glocke“. Speyer sagt: runter. Das Presbyterium sagt: Nein. Die Glocke hängt.

Die Presbyterien sind das demokratische Fundament der Landeskirche. Mit ihnen fängt der presbyterial-synodal verfasste Aufbau der Kirche an. Sie wählen die 15 Bezirkssynoden und diese wiederum die neue Landessynode, die sich dann 2021 konstituiert. Aber die erste Tagung dieser 13. Landessynode wird bereits eine neue Kirchenpräsidentin oder ein neuer Kirchenpräsident eröffnen.

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