Dank an die Migranten

von Klaus Koch

Klaus Koch

Es ist Zeit, dass sich Deutschland bei seinen Migranten bedankt. Millionen Flüchtlinge und Vertriebene haben nach dem Zweiten Weltkrieg geholfen, das zerstörte Land aufzubauen. Später wäre ohne die sogenannten Gastarbeiter das deutsche Wirtschafts­wunder nicht möglich gewesen. Und das schrumpfende Deutschland wird ohne ­Migranten aus aller Welt langfristig seine Sozialsysteme nicht stabilisieren, seinen Fachkräftebedarf nicht decken können.

CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble hat in den Tagen vor Weihnachten nachdrücklich dargestellt, welche Vorteile Migration der deutschen Gesellschaft bringt. Gerade jetzt, da politische Irrläufer die Ängste vor Überfremdung und Kulturverlust instrumentalisieren, wäre es gut, wenn ihm seine Kabinettskollegen folgen würden. Denn Deutschland ist ein Einwanderungsland. Diese Erkenntnis setzt sich langsam bei Konservativen durch. Demgegenüber sickert auch allmählich beim anderen Teil des politischen Spektrums die Einsicht durch, dass Multikulti nicht schon dann funktioniert, wenn alle nett zueinander sind.

Migration verändert ein Land, und Migration verändert die Menschen, die kommen. Die deutsche Gesellschaft muss auf ihren Werten bestehen. Aber Freiheitsliebe, Toleranz, Menschenwürde oder Religionsfreiheit sind nicht per Gesetz in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. Sie setzen sich durch, wenn sie vorgelebt werden. Eine Gesellschaft, die Integrationswillige mit Respekt aufnimmt und ihnen Chancen für ein gelingendes Leben eröffnet, drängt all die in die Defensive, die sich nicht integrieren wollen. Längst geht es nicht mehr darum, die Probleme der Migration zu dramatisieren oder zu verniedlichen. Es geht darum, sie endlich anzupacken.

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