Beide Kirchen sind gemeinsam gefordert

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Eva Lohse, Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen und Präsidentin des Deutschen Städtetags, hat auf eindrucksvolle Weise deutlich gemacht, unter welchem Druck die Kommunen angesichts der aktuellen Flüchtlingszahlen stehen. Und sie hat zugleich zu erkennen gegeben, dass sie von den Kirchen einiges erwartet, damit aus Angst und Abneigung nicht Hass und Ablehnung wird. Beim Abend der Begegnung anlässlich der Visitation des Kirchenbezirks Ludwigshafen formulierte sie erstaunlich offen, dass sie die Akzeptanz der Bevölkerung bei anhaltendem Flüchtlingszustrom schwinden sieht: „Wir sind an einem Wendepunkt, befürchte ich.“

Es muss ein Zufall sein, dass dieser Abend der Begegnung von Kirche, Politik und Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt in der größten Stadt im Bereich der pfälzischen Landeskirche stattgefunden hat. Glücklich mag man das nicht nennen, aber hilfreich war dieses Treffen allzumal. Es ließ deutlich erkennen, wie groß die Erwartungen an die Kirchen werden, wenn politische und wirtschaftliche Handlungsweisen versagen, wenn die Berechenbarkeit gesellschaftlicher Herausforderungen erlischt.

Bei der Suche nach Orientierung geht es in Zeiten wie diesen immer um die Erkenntnis, dass der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann (Böckenförde). Er muss die Freiheit wagen und braucht dafür ein Gegenüber, das glaubwürdig für Werte einsteht, die dem Leben dienen. Nach Lage der Dinge sind das hierzulande die beiden großen Kirchen. Zu Pfingsten 2015 haben sie in ihrem „Leitfaden“ versprochen, in ökumenischer Gemeinschaft zu handeln, um glaubwürdig zu sein. Bei der Flüchtlings­hilfe schaffen sie das noch nicht.

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