Außer Geld ist auch Vertrauen weg

von Klaus Koch

Klaus Koch

Wie immer es in den nächsten Wochen auch weitergeht: Gewinner wird es in der Griechenland-Krise keine geben. Jetzt schon ist klar, dass das ganze schöne Geld, das die Europäer in griechische Banken und den griechischen Staat gesteckt haben, weg ist. Aber es ist noch etwas viel Entscheidenderes verloren gegangen: Vertrauen. Geht Griechenland pleite und verlässt den Euro, ist das Vertrauen darauf dahin, dass die Eurozone Krisen in Mitgliedsländern bewältigen kann. Andererseits wäre ein Weiterwursteln kaum besser. Keiner könnte mehr darauf vertrauen, dass gemeinsame Regeln eingehalten werden.

Welches die am wenigsten schlechte Lösung ist, kann niemand seriös beantworten. Gestandene Ökonomen stehen sich in Talkshows gegenüber und malen Horrorszenarien – für den Fall des griechischen Ausstiegs aus dem Euro und für den Fall des Verbleibs. So geht ganz nebenbei auch das Vertrauen in eine wissenschaftliche Zunft verloren. Renommierte Volkswirte präsentieren sich den staunenden Zuschauern immer öfter als Hellseher vor der Glaskugel.

Gesunken ist obendrein das weltweite ­Vertrauen in den Sandort Europa. Denn, global betrachtet, ist Griechenland ein eher unbedeutendes Land. Amerikaner und Asiaten reiben sich verwundert die Augen, dass der alte Kontinent nicht in der Lage ist, ein Volk von gerade einmal elf Millionen Einwohnern vor dem totalen wirtschaftlichen Niedergang zu bewahren. Es wird Folgen haben, wenn das Vertrauen der Welt in die Kompetenz Europas, Probleme zu lösen, schwindet. Denn im Vergleich zu den weltweiten Problemen Hunger, Terror, Krieg, Flüchtlinge und Klimawandel ist die Griechenland-Krise eher eine Kleinigkeit. Und schon die ­bekommt Europa nicht geregelt.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare