Als Präsident ein Muster ohne Wert

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

„Wie ihr es immer dreht, und wie ihr’s immer schiebt, erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, heißt es in Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Und heutzutage will man als Redakteur eines fast 175 Jahre alten evangelischen Sonntagsblatts am liebsten anfügen: Nach dem Fressen und vor der Moral kommt lang, lang nichts. Da wird weltweit der Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi beklagt. Nach saudischer Verlautbarung ist der 60-Jährige im Istanbuler Konsulat bei einer spontanen Schlägerei mit 18 Sicherheitskräften zufälligerweise zu Tode gekommen. Nach der Verlautbarung türkischer Staatsmedien wurden ihm von der eigens eingeflogenen Mörderbande bei einem „Verhör“ zuerst die Finger abgeschnitten, dann der Kopf abgetrennt und der Restkörper von einem saudischen Mediziner fachmännisch zersägt. Welche Version stimmt, wissen wir nicht.

Wir wissen aber schon, dass es in Saudi-Arabien gewisse Traditionen gibt: Folter und Todesstrafe und einige andere unappetitliche Maßnahmen inbegriffen. Und wir exportieren Rüstungsgüter in das erdölreiche Land, das dafür gut bezahlt. Deutschland sieht das laut seinem Außenminister nach dem „Fall Khashoggi“ eher skeptisch. Ganz anders der US-amerikanische Präsident Donald Trump. Er unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung der abgeschlossenen Rüstungsverträge: „Das sind insgesamt 450 Milliarden Dollar, davon 110 Milliarden für das Militär. Das sind über eine Million Jobs. Solch eine Bestellung einfach abzusagen, ist nicht hilfreich.“ Mr. President: Sie sind tatsächlich ein Muster ohne Wert. Für Sie muss niemand Zoll bezahlen. „Oh sagt, weht dieses sternenbesetzte Banner noch immer über dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen?“

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