Noch drei Jahre bis zum Pfälzer Jubiläum

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

In drei Jahren ist es so weit: Die Pfälzer Kirchenunion, die Vereinigung der reformierten und der lutherischen Gemeinden zur heutigen pfälzischen Landeskirche, wird 200 Jahre alt. Im September 2018 soll sie in Kaiserslautern gefeiert werden, an dem Ort, an dem sie nach der Abstimmung der protestantischen „Gemeindsglieder“ gegründet wurde.

Die pfälzische Unionskirche nimmt nicht nur aufgrund dieser Abstimmung innerhalb der deutschen, aber auch innerhalb der unierten Landeskirchen eine besondere Stellung ein. Ihre Eigenart blieb bis heute von dem Grundsatz bestimmt, dass allein die Heilige Schrift Norm und Richtschnur für Lehre und Leben sein soll. Das macht widerständig – auch gegen die kirchliche Obrigkeit. Durch den 1818 erfolgten Zusammenschluss der bis dahin getrennten Konfessionen (Reformierte und Lutheraner) entstand die „Vereinigte protestantisch-evangelisch-christliche Kirche der Pfalz“, die sich erst 1978 den etwas gängigeren Namen „Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)“ gegeben hat. Der alte Name war unbestreitbar schöner, und er sagte mehr über die Eigenart dieser kleinen, aber überaus lebhaften Kirche aus.

Bemerkenswert erscheint im Rückblick, dass damals der Wunsch nach Frieden und Sicherheit, aber auch ein Jubiläum eine Rolle spielte. Das Hungerjahr 1816 und der strenge Winter brachten in der Pfalz vielen Menschen den Tod. Wie der Sieg über Napoleon („Mit Mann und Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen“) wurde die reiche Ernte im Jahr darauf als eine Fügung des Himmels verstanden. Unter dem Eindruck der gemeinsamen 300-Jahr-Feier der Reformation stellten die Pfälzer Protestanten 1817 die Weichen für die Kirchenvereinigung.

Es gab eine Reihe lokaler Zusammenschlüsse, bevor der bayerische König Maximilian Joseph I. im Januar 1818 die Abstimmung über die Union aller reformierten und lutherischen Gemeinden verfügte. Anfang Mai lag das Ergebnis vor: Mit 40 167 Ja-Stimmen gegenüber 539 Nein-Stimmen hatte sich die überwältigende Mehrheit der beteiligten Protestanten für eine Konsensunion erklärt, in der beide Konfessionen zu einem Bekenntnis verschmelzen. Unter den heute noch bestehenden zwölf Unionskirchen nimmt die Pfalz neben Anhalt und Baden auch damit eine Sonderrolle ein.

Vielleicht trägt diese konfessionelle Geschichte und Gemengelage dazu bei, dass Christian Schad als Kirchenpräsident der kleinen pfälzischen Landeskirche im November 2013 zum Vorsitzenden der Union Evangelischer Kirchen in der EKD gewählt wurde. In dieser Funktion ist nun ein Pfälzer aus der alten bayrischen Rheinpfalz der erste Vertreter der unierten Rechtsnachfolger der früheren Preußischen Landeskirche. Er ist damit Hausherr im Berliner Dom. Am Palmsonntag hat er dort gepredigt – und wie in Berlin zu hören ist, wird es nicht das letzte Mal gewesen sein.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare