Die Macht des Terrors ist gebrochen

von Heinrich Bedford-Strohm

Heinrich Bedford-Strohm

„Fürchtet euch nicht!“ – die Worte des Engels, der den Hirten von der Geburt des Heilands kündet, werden an den Weihnachtstagen in allen Kirchen vorgelesen. Und mehr denn je treffen sie uns ins Herz in diesem Jahr. Denn von Furcht ist in diesen Tagen viel die Rede. Die Sondersendungen nach den Attentaten von Paris haben das Thema rauf und runter besprochen. Terrorangst breitete sich nicht nur in Paris aus. Ähnliche Anschläge können jederzeit auch bei uns passieren – wurde gesagt.

Es kann schon sein, dass es viel wahrscheinlicher ist, einen Unfall im Straßenverkehr zu erleiden als durch eine Bombe verletzt zu werden – doch unsere Seele denkt anders. Jetzt, wo der Terror so nahe gekommen ist, ins Nachbarland Frankreich, schaffen es auch viele vernünftige Argumente nicht, den Menschen die Angst und das Gefühl der Unsicherheit zu nehmen. Wir kennen das auch sonst im Leben. Zum Beispiel, wenn es um unsere Kinder geht. Die Vorstellung, dass ihnen etwas zustoßen könnte, macht uns Angst. Darum tun wir alles, um möglichst alle Risiken von den Kindern fernzuhalten. Doch unser gut gemeinter Schutz hat eine Nebenwirkung: Wir hindern die Kinder, eigene Erfahrungen zu machen, zu lernen, wie man wieder aufsteht, wenn man hingefallen ist. Stürze und Niederlagen gehören zum Leben.

Da hilft nur eines: Wir müssen lernen, aus dem Vertrauen zu leben, dieses Wort „Fürchtet euch nicht“ wirklich in Herz und Seele hineinzulassen. Aber wie macht man das?

Zwei Ratschläge habe ich. Der eine ist einfach ein Stück Lebenskunst: Hör auf, dir Gedanken zu machen, dass du verlieren könntest, was dir lieb ist. Nimm es dankbar wahr, solange du es hast. Deine Gesundheit und dein Leben sind kostbar. Mach dir das jeden Tag klar und sage Dank dafür und lebe dein Leben bewusst. Dann kannst du es am Ende auch leichter loslassen. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, heißt es im Psalm 90.

Der zweite Ratschlag heißt: Lass dich anstecken und berühren von den biblischen Bildern, sodass sie deinen Blick auf das Leben immer mehr zu prägen beginnen. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser…“ Jeden Tag hält Gott für mich eine grüne Aue und frisches Wasser bereit. Darauf kann ich mich verlassen.

„Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Könnte das der wichtigste Teil der Weihnachtsbotschaft des Jahres 2015 werden? Jesus Christus ist geboren und hat die Angst überwunden, hat sogar dem Tod seine Macht und seinen Schrecken genommen. Wo wir unser Leben in seine Hand legen, ist die Macht, die Terror und Gewalt über uns zu gewinnen suchen, gebrochen. Zum Glück ist Weihnachten – gerade jetzt.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare