Viele Dekane und keine Facharbeiter

von Klaus Koch

Klaus Koch

Schon vor der konstituierenden Sitzung der Landessynode hat es ein wenig gerumpelt. In fünf von 19 Kirchenbezirken lief die Wahl der Landessynodalen nicht reibungslos. In Kusel wurde zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit gewählt, in Pirmasens kamen einige Einladungen zu spät, Winnweiler wählte zu früh, in Frankenthal gab es einen Einspruch wegen angeblich unfairer Kandidatenbefragung und in Landau einen, weil die Befragung gar nicht erst stattgefunden hat. Da in den drei erstgenannten Bezirken inzwischen ordnungsgemäß gewählt wurde und der Frankenthaler Einspruch vom Landeskirchenrat zurückgewiesen wurde und nicht weiter verfolgt wird, hat nur der Landauer Einspruch Folgen. Die drei Landauer Synodalen dürfen noch nicht mitwirken. Ihre Wahl muss erst unanfechtbar sein. Und das kann dauern, wenn das kirchliche Verwaltungs- und Verfassungsgericht damit befasst werden sollte.

So misslich Missverständnisse und Unstimmigkeiten im Einzelfall auch sein mögen, sie bieten immer auch Gelegenheit, grundsätzlich über das Selbstverständnis der Kirche zu diskutieren. Wie sehr muss ein Landessynodaler in der Basis, also in einer Gemeinde, verwurzelt sein? Wie transparent müssen die Kandidatenfindung und die Wahl verlaufen? Das sind Fragen, die zu Recht gestellt werden. Denn es würde der Synode als Ganzes schaden, wenn der Eindruck entstünde, dass „von oben“ Kandidaten lanciert und durchgedrückt werden. Das gilt auch für die gelegentlich heikle Prozedur der Berufungen. Dieses Verfahren soll in der Theorie dazu dienen, dass sich die Synode Sachverstand verschafft, der in ihr nicht vertreten ist. In der zurückliegenden Legislaturperiode etwa wurde eine Politikerbank berufen. Man darf gespannt sein, welche Kenntnisse das Gremium dieses Mal für notwendig hält. Auffallend jedenfalls ist, dass es seit vielen Jahren keine oder jedenfalls kaum Handwerker oder Facharbeiter in der Synode gibt.

Ganz gewiss keinen zusätzlichen Bedarf hat die Synode an Vertretern der sogenannten mittleren Ebene. Immerhin elf Dekane – den Landauer schon einmal mitgerechnet – sind vertreten. Möglicherweise ein neuer Rekord. Auf jeden Fall aber ein großes Reservoir für theologische Oberkirchenräte. Denn in den vergangenen Jahren ist es Mode geworden, immer nur aus dem Kreis der Dekane neue Oberkirchenräte zu wählen. Eine erstaunliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass unter Kirchenpräsident Eberhard Cherdron kein einziger ehemaliger Dekan im Landeskirchenrat saß. Es ist schon erstaunlich, dass es seit Jahrzehnten keinem Theologen und keiner Theologin gelungen ist, sich außerhalb des Dekansamts so hervorzutun, dass er – oder sie – von der Synode gewählt worden wäre. Nun ist es eine der vielen spannenden Fragen, die die neue Synode zu beantworten hat, ob sich dieser Trend weiter fortsetzt.

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