Alles Christen – aber fein säuberlich getrennt

von Klaus Koch

Klaus Koch

Ob die neue ökumenische Zeit mit dem Bistum Speyer und der pfälzischen Landeskirche zieht, ist noch lange nicht entschieden, aber Kirchenpräsident Schad und Bischof Wiesemann sangen, predigten, lachten und sprachen zwei Tage lang Seit’ an Seit’. Und mehr als 20 000 Katholiken und Protestanten aus der Pfalz und der Saarpfalz taten es ihnen gleich auf dem Ökumenischen Kirchentag für die Pfalz und die Saarpfalz an diesem Pfingstwochenende in Speyer.

„Unglaublich, was unsere Kirchen alles zu bieten haben“, sagte ein Neustadter Protestant angesichts des vielfältigen Angebots auf der Kirchenmeile zwischen dem Speyerer Dom und der Gedächtniskirche der Protestation. Doch er fügte auch hinzu: „Es ist traurig, dass sich im täglichen Leben immer weniger Menschen für die Kirchen und den christlichen Glauben interessieren.“

In vielen Diskussionen und Gesprächen wurde klar, dass die Kirchen unter Zugzwang sind. Viele Gläubige sind davon überzeugt, dass es der Akzeptanz der Kirchen und des christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit schadet, wenn es weiterhin bei den konträren Positionen zwischen katholischer und evangelischer Kirche bei Themen wie Abendmahl, Frauenordination, Amtsverständnis der Pfarrer oder der Rolle des Papstes bleibt.

Der Wesenskern der Kirchen ist die Weitergabe des Evangeliums und das Bewahren christlicher Traditionen und Riten wie Gottesdienst und Abendmahl. Und da ist es dann bald mit der Einigkeit vorbei. Sichtbar wurde das vor allem am Morgen des Pfingstsonntags. Sieben konfessionell veranstaltete Gottesdienste fanden in Speyer statt: alles Christen, aber fein säuberlich getrennt.

Der erste ökumenische Leitfaden, den ein Bistum und eine Landeskirche ausgehandelt haben, wird daran nichts ändern. Die Differenzen werden darin in freundlichen Worten festgeschrieben. Und dies eigentlich wider besseres Wissen. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann etwa sagt, der Weg der Kirchen in die Zukunft müsse durch und durch ökumenisch geprägt sein. „Nur so können wir als Christen in unserer Welt glaubwürdig bleiben.“ So gesehen ist die Unmöglichkeit des gemeinsamen Abendmahls ein Schatten auf dieser Glaubwürdigkeit.

Und der Kirchentag zeigte, dass das viele Christen nervt. „Es gibt viele ungeduldige Ökumeniker“, sagt der protestantische Oberkirchenrat Manfred Sutter. Und er fügt hinzu: Es gebe Fragen, die könnten Bistum und Landeskirche nicht alleine klären. Trotzdem ist es ein Hoffnungszeichen, dass im ökumenischen Leitfaden wenigstens die Verpflichtung steht, auf ein gemeinsames Abendmahl hinzuarbeiten. Aber das kann dauern. Ein 80-jähriger Kirchentagsbesucher fragte den katholischen Domkapitular Franz Vogelgesang, ob der ihm sagen könne, ob er dieses gemeinsame Abendmahl noch erlebe. Der Domkapitular schüttelte den Kopf: Nein, das könne er nicht.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare