Heimat hängt vom Menschen ab

von Klaus Koch

Klaus Koch

Das Gutachten zur Gebietsreform hat Wellen geschlagen. Mehr Effizienz und weniger Kosten würde eine Reform bringen, sagen die Befürworter. Die Gegner sprechen vom Verlust der Identität und der Bürgernähe, wenn Orte zusammengelegt und ihrer Selbstständigkeit beraubt würden. Wenig überraschend sind die lautesten Kritiker diejenigen, die in einer Behörde sitzen, die vielleicht überflüssig werden könnte. Es ist das alte Lied: Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen.

Doch geht es wirklich darum, dass eine Gemeinde ihr eigenes Friedhofsamt und eine eigene Zulassungsstelle behält? Eher nicht. Im Grunde geht es um die Frage, wo ein Mensch seine Bindungen hat, wo er sich zu Hause fühlt, ja, wo seine Heimat ist. Und dabei stehen Staat und Kirche vor dem gleichen Dilemma. Das Gutachten erinnert sehr an die kirchlichen Debatten um das Zusammenlegen von Kirchengemeinden, Kirchenbezirken oder ganzen Landeskirchen. Bei weniger Geld und weniger Menschen (vor ­allem auf dem Land) ist es nun einmal ­wirtschaftlich nicht machbar, die komplette Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Doch es sind nicht Verwaltungs- oder Gemeindestrukturen, die Heimat schaffen. Es sind die Menschen. Deshalb sollten Staat und Kirche jenseits von offiziellen Strukturen Bedingungen schaffen, in denen sich Menschen begegnen können. Besuchsdienste und soziale Angebote müssen vernetzt, Begegnungsstätten und Nachbarschaftsläden geschaffen werden. Kirche und Staat sollten gemeinsam den Sozialraum gestalten, Menschen helfen, sich gegenseitig zu helfen oder einfach nur zu treffen. Gemeinderats- oder Presbyteriumssitzungen noch im kleinsten Dorf helfen nicht gegen Isolation und soziale Kälte.

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