Die Themenkiste „Alles hat seine Zeit“

In der Ganztagsschule Rockenhausen führt die Gruppe der Drittklässler in diesem Jahr ein Projekt durch. Wir wollen mit den Kindern aus einem Tabuthema etwas zum Leben dazu gehörendes machen und einen natürlichen Umgang mit Sterben und Tod ermöglichen.

Der Schreiner baute uns für unser Projekt eine Kiste in Sargform (80x40x25), aus Sperrholz in weiß grundiert, Deckel abnehmbar, mit Griffen an den Seiten und am Deckel und vier Rollen am Boden montiert.

Nun treffen wir uns einmal in der Woche und füllen mit der Zeit die Kiste, so dass sie als Themen- und Materialkiste für Einheiten oder Veranstaltungen genutzt werden kann. Die Einheiten beginnen in der Regel mit einem Bilderbuch, das in das Thema der Einheit einführen soll. Im Schlussritual wird nach und nach das symbolische Ablegen von Herzensanliegen der Kinder geübt. Die Einheit wird beendet mit dem Lied „Gehn wir in Frieden“ aus: Dirk Schliephake, Das Liederheft Kirche mit Kindern 1, 8. Auflage, Hildesheim 2013

Beim ersten Treffen hatten wir leider nur 40 Minuten Zeit, weil noch einiges nach den Ferien zu organisieren war. Nach einer Runde, in der wir uns und das Projekt kurz vorstellten, äußerte ein Mädchen: „Das ist aber kein schönes Thema.“ „Manchmal werden Themen erst schön, wenn man sie mal genauer angeschaut hat. Lass es uns mal probieren!“, habe ich sie ermuntert. Alle haben aber mit Spannung das Bilderbuch "Der rote Faden", Heike Ellermann (Oldenburg 1994) verfolgt. Wir erlebten das Bilderbuch, indem die fotokopierten Seiten entlang eines roten Fadens entdeckt wurden. Beim entsprechenden Bild haben alle ein Eis gegessen und später begeistert Windräder gebastelt. Die Kinder erzählten viel in der Eisessen-Zeit und in der Anfangsrunde. Bis auf zwei Kinder waren schon alle bei einer Beerdigung. Daran konnten wir beim nächsten Mal anknüpfen.

Eine Woche später trafen wir uns wieder. Die Kinder waren sehr offen und erzählten erst einmal vom letzten Treffen. Dann folgten sie sehr konzentriert der Präsentation des Bilderbuches „Hat Opa einen Anzug an“ von Amelie Fried (München 1997) mit Kamishibai-Theater. Mit der Frage „Ich frage mich, was euch in der Geschichte am wichtigsten war?“ wurde ein offenes Gespräch eingeleitet, in dem die Kinder lebhaft ihre eigenen Erlebnisse mit Motiven des Bilderbuches verbanden. Die Kinder malten, was sie mit Tod und Sterben in Verbindung brachten. Auffällig war die genaue Beobachtung von Friedhof und Beerdigung (bis ins Detail in Erinnerung) und das Hoffnungsbild eines Himmelsschlosses.

In der Anlaufzeit des dritten Treffens wurde das Bilderbuch „Gehört das so?“ von Peter Schössov (Hanser) vorzulesen. Dann haben wir uns die Bilder der Kinder angeschaut und beraten, wer was wohin auf den Sarg malt. Die Kinder gingen mit Begeisterung ans Werk. Mit großer Anstrengung wurde geplant und besprochen, was auf dem Sarg abgebildet sein sollte. Im Abschlussritual zündeten wir Kerzen an für die, um die wir trauern. Das Lied „Die im Dunkeln stehn“ (aus: Dirk Schliephake, Das Liederheft Kirche mit Kindern 2, Hildesheim) diente als Verstärkung der Erinnerungen und Gliederung des Rituals. Die Kinder benannten viele verschiedene Trauerfälle.

Geplant ist weiterhin:

Wir besuchen den Friedhof

Wir suchen in Anzeigen und Aufzeichnungen vom Friedhof Symbole für Sterben und Tod

Wir experimentieren: Wie stellt man den Tod fest?

Wir probieren: Was passiert bei einer Beerdigung?

Wir gestalten einen eigenen Erinnerungsort

Wir fragen die türkische Gemeinde und besuchen den Jüdischen Friedhof: Wie trauern die anderen?

Wir fragen: Was tröstet?