Rechter Propaganda entgegentreten

Neues Bündnis macht sich gegen Ausländerhetze in Kandel stark – Auch Kirchengemeinden beteiligt

Zeichen gegen Fremdenhass: Teilnehmer des Bündnisses „Wir sind Kandel“ lassen weiße Ballons in den Himmel steigen. Foto: Iversen

Ein neues Bündnis in Kandel macht sich gegen Ausländerhetze stark. Am Samstag vergangener Woche ließen 200 Menschen von „Wir sind Kandel“ weiße Luftballons als Zeichen für ein friedliches Miteinander steigen. Zu den Teilnehmern zählten Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef im Landtag, die beiden Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart (CDU) und Thomas Hitschler (SPD) sowie die SPD-Landtagsabgeordnete Barbara Schleicher-Rothmund. Zur gleichen Zeit folgten nach Polizeiangaben rund 4000 Menschen den Aufrufen zum Teil rechter Gruppen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. 500 weitere Teilnehmer zählte die Polizei bei der von der „Kurfürstlichen Antifa“ angemeldeten Gegendemonstration.

Ziel von „Wir sind Kandel“ sei es, „der Flut rechter Netzwerke entgegenzuwirken, die aktuell Kandel mit ihren Kundgebungen überziehen“, teilt die Initiative mit. Dem Bündnis gehören Vertreter aus Vereinen, Initiativen, Parteien, Kirchengemeinden sowie Einzelpersonen an. „Wir sind Kandel“ wolle Kandeler Bürger dafür gewinnen, für eine demokratische, solidarische und weltoffene Gemeinde einzustehen, heißt es im Internet.

Nach der Tötung einer Schülerin durch einen angeblich minderjährigen Flüchtling in Kandel hatten rechtsextreme Gruppen die Stadt als Aufmarschgebiet gewählt. Unter dem Deckmantel „Kandel ist überall“ verbreiteten diese rechtsextreme Propaganda und bedrohten Migranten und Aktive in der Flüchtlingsarbeit. Diese bundesweit über soziale Medien verbreitete Agitation habe mit Kandel und dem Verbrechen an dem Mädchen nichts zu tun, heißt es.

Auch Mitglieder der Kirchen in Kandel wollen mit ihrer Teilnahme ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen, sagt der protestantische Pfarrer Arne Dembek. Rechtsextreme dürften Kandel nicht als Aufmarschgebiet missbrauchen, sagt Dembek, der wie andere kirchliche Mitarbeiter von Hassmails betroffen ist. Im Vorfeld der Demonstrationen musste das Facebookprofil der Initiative vorübergehend off­line gehen, da Inhalte kopiert und gegen „Wir sind Kandel“ verwendet wurden.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hatte am Freitag vergangener Woche eine „Null-Toleranz-Strategie gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ angekündigt. Sie zeigte sich dankbar dafür, dass sich mit dem neuen Bündnis Menschen vor Ort für ein weltoffenes Land und ein gewaltfreies Miteinander einsetzten. flor

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