Eingang soll wieder durch den Turm führen

Ältester Sakralbau der Pfalz in Wollmesheim wird renoviert – Benefizkonzert für den 25. März vorgesehen

Im Turmraum der Wollmesheimer Kirche (von links): Soraya Gambs, Gemeindepfarrer Traugott Oerther, Erich Clemens und Ortsvorsteher Rolf Kost. Foto: Croissant

Landau-Wollmesheim. Die älteste Kirche in der Pfalz steht im südpfälzischen Wollmesheim bei Landau. Geweiht durch den Speyerer Bischof Sigibodo am 18. August 1040 – ein hölzerner Vorgängerbau wurde bereits im Jahr 991 erwähnt – ist sie sogar älter als der Speyerer Dom. Ein Glücksfall für die historische Forschung ist die erhaltene Weihurkunde, die über das genaue Datum Auskunft gibt. Doch auch viele weitere Zeugnisse erinnern an das Alter des Wollmesheimer Sakralbaus, der idyllisch am Ortsrand liegt. Gemeindepfarrer Traugott Oerther zeigt gerne die historischen Fundamentsteine, Eckquader, Mauer- und Dachgesims. Ein kleines Sternfenster ist noch im Originalzustand erhalten, ebenso wie das Fischgrätenmuster, das als eindeutiger Beleg für den Erbauungszeitraum zwischen 1025 und 1030 gilt.

Besonders sticht der romanische Turm ins Auge. Durch die Untersuchung eines alten Holzbalkens konnte der Bau auf die Jahre 1095 bis 1105 bestimmt werden. Eine weitere Besonderheit offenbart die Schießscharte im Turm: Er wurde als Wehrturm genutzt. Zusätzlich zeugt ein unterirdischer Gang von der Wehr- und Schutzfunktion des Gebäudes in Kriegszeiten. Und auch darauf können die Wollmesheimer stolz sein: Die zweitälteste Glocke der Pfalz, um das Jahr 1290 vom Meister Thomas in Trier gegossen, ruft die Gläubigen zum Gebet. In den Kirchenmauern steckt eine wechselvolle Geschichte. So wurde sie eine Zeitlang simultan genutzt, ein gebürtiger Wollmesheimer Bildhauer schuf den Altar, und 2002 baute man die Orgel ein.

Der Sakralbau wurde immer wieder vergrößert, renoviert und umgestaltet. Nun steht ebenfalls ein Bauvorhaben an – und das kostet Geld. Deshalb hat sich im Mai 2017 ein Kirchenbauverein gegründet, und der Architekt Veit Ruser aus Karlsruhe ist bereits engagiert. „Es gibt zwar noch keinen konkreten Kosten- und Zeitplan, aber wir haben schon viele Ideen, wie unsere Kirche aussehen soll“, sagt Soraya Gambs vom Verein. Die Wiederherstellung des Originalzustandes aus den Anfängen des romanischen Baus mit barocken Elementen steht im Fokus. Ein besonders wichtiges Anliegen ist es, den seitlichen Eingangsbereich zu verlegen. „Der ursprüngliche Eingang ist an der Westseite und führt durch den Turm in den Kircheninnenraum. Das wollen wir wiederherstellen“, sagt Traugott Oerther. Bei der Renovierung der Kirche im Jahr 1990 kamen außerdem zwei Steinsärge zutage, die wieder einen besonderen Platz erhalten sollen – die Gebeine in den Särgen sind bereits nach Speyer überführt worden. Auch ein Taufstein, der zuvor vergraben war, steht derzeit im Turm und soll einen angemessenen Platz finden.

Im Innenraum der mit Holzbänken ausgestatteten Kirche, sind Risse an den Decken und Wänden zu sehen. „Auch die Farbgestaltung soll ursprünglicher werden“, erläutert Vereinsmitglied Erich Clemens mit Verweis auf die stechend-gelben Kirchenwände. Knapp 40 Mitglieder hat der Kirchenbauverein bereits. „Die Kirche soll ein Raum der Begegnungen werden, und wir wollen sie verstärkt als Veranstaltungsort nutzen. Auch die Barrierefreiheit spielt eine wichtige Rolle“, ergänzt Ortsvorsteher und Vereinsmitglied Rolf Kost.

Die Premiere ist bereits geglückt: Bei der ersten Benefizveranstaltung kamen 1450 Euro für die Kirche zusammen. Gerne erinnern sich die Mitglieder an den Abend, in der die ortsansässige Band „Selliwelliwu“ sowie die Musiker von „Holzklasse“ aus Sindelfingen die sakralen Mauern zum Beben brachten. Dazu gab es Kulinarisches und die Besucher waren restlos begeistert. Deshalb plant der Verein bereits die nächste Benefizveranstaltung, deren Erlös für die geplante Renovierung bestimmt ist: Am Sonntag, 25. März, tritt der südpfälzische Schlagersänger Frank Petersen ab 17 Uhr dort auf. cja

Der Protestantische Kirchenbauverein Wollmesheim freut sich über Spenden:
IBAN DE50 5489 1300 0061 0825 06, BIC: GENODE61BZA

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