Auf dem Urwaldfluss zu Freunden am Ende der Welt

Pfälzer Delegation besucht Partner im indonesischen Papua – Landeskirche unterstützt Projekte für Bildung und die Menschenrechtsarbeit

Glaubensgeschwister begrüßt: Ruth Magsig vom Missionarisch-Ökumenischen Dienst der Landeskirche geht mit der Besuchs­delega­tion in dem Dorf Kwaneha an Land. Mit Tanz, Gesang und einem Festessen werden die Pfälzer gastfreundlich empfangen. Foto: pr

Das Ende der Welt ist sattgrün, schwülheiß und oft regennass. Der Bootsmotor röhrt, der Urwald wächst bis dicht an den Fluss heran. Auf einem Hügel tauchen plötzlich Männer mit Speeren auf, Pfeile surren zur Begrüßung durch die Luft. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, mit Tanz und Gesang werden die Glaubensgeschwister aus der Pfalz begrüßt. Rund 13?000 Kilometer sind sie in das Land Papua nach Indonesien gereist: „Selamat datang!“ – Willkommen!

Drei, vier Stunden Bootsfahrt hat die neunköpfige Delegation der pfälzischen Landeskirche an diesem Tag hinter sich, als sie erschöpft in dem Dorf Kwaneha, tief im Dschungel des Dekanats Waropen Atas nördlich der Insel Neuguinea, eintrifft. Der Schweizer Landwirt und Missionar Otto Schüpbach und seine Frau Hanna gründeten Ende der 1980er Jahre am Gesa-Fluss das Dorf, in dem sich Menschen aus drei Nomadenstämmen ansiedelten. Im Auftrag der evangelischen Missionsgesellschaft Basler Mission gelang es den Missionaren, Frieden unter den verfeindeten Papua-Stämmen zu schaffen. Vor etwas mehr als 150 Jahren brachten christliche Missionare ihren Glauben nach Papua.

Heute ist der abgelegene Fleck mit rund 250 Einwohnern eine wachsende christliche Gemeinde, die der Gereja Kristen Injili di Tanah Papua angehört. Mit der rund 800?000 Mitglieder zählenden evangelischen Kirche im Land Papua, pflegt die Evangelische Kirche der Pfalz bereits seit 1993 eine Partnerschaft, 2014 wurde eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. Getragen wird die Kirchenpartnerschaft vor allem vom Papua-Arbeitskreis im Kirchenbezirk An Alsenz und Lauter, der Kirchengemeinde Kaiserslautern-Erfenbach sowie dem Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) in Landau.

Kwaneha, eine Ansammlung von Holz- und Wellblechhütten, ist nur eine Etappe auf der zweiwöchigen Reise der kirchlichen Besuchergruppe durch ­Papua. Ziel des straffen Besuchsprogramms zu mehreren Kirchengemeinden ist es, auszuloten, wie man die Partner bei verschiedenen Projekten weiter unterstützen kann, macht Diakoniedezernent Manfred Sutter deutlich.

Groß ist der Entwicklungsbedarf in der abgehängten Region am östlichen Rand des riesigen pazifischen Inselstaates Indonesien. Papua wurde 1963 gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung von der Zentralregierung in Jakarta annektiert, seither wird der Freiheitswille der indigenen Bevölkerung mit brutaler Gewalt unterdrückt, ihr rohstoffreiches Land ausgeraubt.

Partnerschaft heiße in dieser schwierigen Situation, den Mitchristen in Papua auch zu zeigen, „dass sie nicht allein sind, dass wir mit ihnen feiern und auch leiden“, sagt Florian Gärtner, Pfarrer für Weltmission und Ökumene. Für die Partner am anderen Ende der Welt sei die Anteilnahme der Pfälzer Protestanten über Sprachgrenzen und große Entfernungen hinweg sehr wichtig.

Künftig wolle die Landeskirche einen Schwerpunkt in ihrer Partnerschaftsarbeit auf Papua und dort auf besonders benachteiligte Regionen lenken, bilanziert Oberkirchenrat Sutter. Insgesamt 210?000 Euro sollen in den kommenden drei Jahren Projekten der evangelischen Partner zugutekommen. Ein Schülerwohnheim für Jungen in der Stadt Waren auf der Insel Waropen soll Computer erhalten. Auch wird die Ausbildung von Krankenpflegerinnen gefördert. Für das Dekanat Waropen Atas sollen Boote als Transportmittel angeschafft und ­Mechaniker ausgebildet werden.

Die Kirchenleitung in der Provinzhauptstadt Jayapura wünscht sich Fortbildungen, etwa für die Mitarbeiter ihres Menschenrechtsbüros, das Unrechtsfälle dokumentiert und vor Gericht bringt. Die dortige Aidsklinik hofft auf Unterstützung durch labortechnische Geräte. Auch beim Gemeindeaufbau der stetig wachsenden Partnerkirche wollen die Pfälzer Protestanten helfen: eventuell mit einem weiteren Austausch von Vikaren, mit Geldern für die Pfarrerausbildung, die Frauenarbeit und kirchliche Bauvorhaben auf der grünen, schwülheißen und oft regennassen Insel.  Alexander Lang

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