Aufstockung des Turms führt zu Rissen im Mauerwerk

Stiftung Denkmalschutz hilft bei Turmsanierung der Jakobuskirche in Niederbexbach – Kirchbauverein hat erste Untersuchungen ermöglicht

Wollen die Sanierung bald abschließen (von links): Gregor Scherf, Wolfgang Imbsweiler, Ulrich Bollert, Bärbel Ganster-Johnson, Frank Habermann und Holger Kopp. Foto: Kappler

Bexbach. „Gudd gemennt“ hatten es die Christen in Niederbexbach, als sie im Verlauf der fast 800-jährigen Geschichte ihrer Kirche deren Turm zweimal aufgestockt haben. Die Kirche sollte von überall her gesehen werden können. Zwar prägt die dem Schutzpatron Jakobus geweihte langjährige Simultankirche das Ortsbild, doch sah es vor wenigen Jahren fast aus, als sei dies nicht mehr lange so.

Denn als Gemeindepfarrerin Bärbel Ganster-Johnson vor neuneinhalb Jahren ihren Dienst antrat, bekam sie gleich einen Schrecken: Auf dem Schreibtisch lagen Unterlagen mit dem Hinweis, dass der Turm der denkmalgeschützten Jakobuskirche möglicherweise einsturzgefährdet sei. Sichtbares Zeichen waren abbröckelnder Mörtel, loser Sandstein und eine deutliche Wölbung auf einer Turmseite, wo die Mauer einen „Bauch“ bekommen hatte. Wenig später wurde ein Kirchbauverein gegründet. Mit den von ihm eingeworbenen Spenden konnten erste Gutachten in Auftrag gegeben werden.

Architekt Frank Habermann aus Waldmohr, der auf Denkmalpflege spezialisiert ist, machte erste Untersuchungen. „Meist sind es Schäden, bei denen man sehr genau hinschauen muss“, sagt er. Das war auch in Niederbexbach der Fall. Habermann fand zwar schnell heraus, dass der sichtbare Bauch auf einer Turmseite dadurch entstanden war, dass sich die äußere von der inneren Schale abgelöst hatte. Doch über Ursachen konnte man zu dem Zeitpunkt nur spekulieren. Untersuchungen des Baugrunds wurden durchgeführt, Tragfähigkeitsgutachten erstellt, die Wände wurden durchleuchtet, und es wurde ein sogenanntes Riss-Monitoring angeordnet. Dies sollte Erkenntnisse darüber liefern, ob sich die Mauerrisse vergrößern. Wäre das der Fall gewesen, hätte es auf einen möglichen Einsturz hingedeutet.

Doch im Laufe der Jahre gewann Habermann Sicherheit darüber, dass dem nicht so ist. Der Untergrund war stabil, die Mauern zwischen den Schalen trocken – und die Risse schienen sich nicht zu vergrößern. Gründe für das Arbeiten der Mauern waren wohl die beiden Aufstockungen. Der Mauersockel aus dem 13. und 14. Jahrhundert hatte gewaltig mit der draufgesattelten Steinlast zu kämpfen. Als dann im 20. Jahrhundert auch noch Glocken im Turm aufgehängt wurden, die das gesamte Gebäude mitschwingen ließen, gab der älteste Kirchenteil allmählich Rückmeldung. Mit dem von Habermann vorgelegten Ergebnis konnte die Pfarrerin ein wenig durchatmen und sich mit dem zweiten Problem befassen: Wie die Schadensbehebung zu finanzieren sei.

Viele Gespräche folgten, viele Anträge mussten gestellt werden, viele Einzelspender unterstützten den Förderverein um Jörg Jörn und Wolfgang Imbsweiler. Protestanten, Katholiken und Nichtchristen legten zusammen, damit die Jakobuskirche bestehen bleibt. Rund 40000 Euro sammelte der Förderverein, ein großer Teil floss in die Vorbereitung der Sanierung. In deren Verlauf wird derzeit über Bohrungen Mörtel in die zwischen den Mauerschalen entstandene Lücke eingespritzt. Insgesamt setzen Steinbildhauer Holger Kopp und seine Mitarbeiter 250 Spiralanker in die schadhafte Mauer ein.

Dass sich auch am äußeren Sandstein viele Schäden zeigten, liegt daran, dass er sehr tonhaltig und dementsprechend weich ist. Entsprechend wird bei der jetzigen Sanierung ein mineralhaltiger Sandstein verwendet, den Kopp aus der Region zwischen Pirmasens und Kaiserslautern besorgt hat. Der „Schweinstaler Sandstein“ wird mit einem mineralhaltigen Mörtel verbunden. Noch vor Wintereinbruch sollen die Arbeiten beendet sein. Insgesamt sind 210?000 Euro zu schultern. Rücklagen aus dem „Bautopf“ der Gemeinde und Spenden des Fördervereins haben sich auf 90000 Euro summiert. Darüber hinaus nimmt die Gemeinde ein Härtedarlehen der Landeskirche von 30000 Euro auf.

Was die Pfarrerin und ihre Gemeinde mit besonders großer Freude erfüllt, sind die insgesamt 90000 Euro Zuschuss des Denkmalschutzes. Ulrich Bollert, Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, hat bei seinem Besuch eine Zuwendung der Stiftung in Höhe von 70000 Euro überbracht. Dass ein solch hoher Betrag für die Jakobuskirche angesetzt wurde, liege daran, dass sie vom 17. bis 19. Jahrhundert Simultankirche war, dass ihre Wurzeln in das 13. Jahrhundert zurückreichen und dass sie in Verbindung mit den beiden alten Schulhäusern und umliegenden Bauernhäusern ein zu bewahrendes Gesamtensemble ergebe, sagte er. Weil Bollert auch Bexbacher Bürger ist und damit einen persönlichen Bezug zur Jakobuskirche hat, hat er anlässlich seines 75. Geburtstages um Spenden gebeten: Privat unterstützt er die Sanierung nun mit 5000 Euro. Weil die Stiftung Denkmalschutz mit der genannten fünfstelligen Summe eingesprungen ist, ordnete auch das Landesdenkmalamt des Saarlands das Projekt als wichtig ein. Von dort fließen nun weitere 15000 Euro, informierte ihr Mitarbeiter Gregor Scherf. kap

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