Schiefer Turm wird mit Beton stabilisiert

Bauarbeiten an der Martinskirche Grünstadt haben begonnen – Kirchengemeinde plant Spendenaktionen

20 Zentimeter aus dem Lot: der Turm der Martinskirche Grünstadt. Foto: Benndorf

Grünstadt. 20 Zentimeter aus dem Lot ist der Turm der protestantischen Martinskirche in Grünstadt, er neigt sich seit dem Jahr 1998 immer weiter nach Südwesten. Aus diesem Grund haben nun Bauarbeiten an dem 60 Meter hohen Turm begonnen. Insgesamt werden 30 Tonnen Beton am Turm in das Erdreich gepresst.

Damit soll verhindert werden, dass die Schieflage zunimmt und noch mehr Risse im Mittelteil der Saalkirche entstehen, informierte der Grünstadter Pfarrer Andreas Funke. „Der Turm reißt sonst den Rest der Kirche mit.“ Rund sechs Wochen sind für die Stabilisierung eingeplant, 170000 Euro sind für die Maßnahmen kalkuliert.

Nach dem Homburger Modell kommen 70000 Euro über die Landeskirche, die restlichen 100000 Euro muss die Gemeinde selbst aufbringen. Mit der Kommune laufen noch Gespräche, „ich hoffe auf einen fünfstelligen Betrag“, sagt der Pfarrer. Momentan klaffe noch eine Finanzierungslücke von rund 65000 Euro. Geplant ist daher unter anderem eine Postwurfsendung an alle Haushalte in der Kommune bis auf Asselheim und Sausenheim, die eine eigene Kirche haben. „Wir schreiben alle an, ob evangelisch, katholisch, muslimisch oder konfessionslos“, sagt Funke. Schließlich sei die Kirche unabhängig von ihrer Funktion für Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen ein Wahrzeichen Grünstadts. „Und der Turm ist ihr Emblem.“ Ein Interesse am Erhalt des Gebäudes hätten also viele.

Außerdem würden Gemeindemitglieder noch einmal persönlich angeschrieben. Geplant sind auch Spendenaktionen. So soll es Musikveranstaltungen und öffentliche Turmführungen geben. „Das ist auch während der Bauarbeiten möglich“, sagt Funke. Ob die Schieflage etwas mit dem Abpumpen von Grundwasser und dem Bau des Weinstraßen Centers zu tun hat, das zeitlich mit dem Beginn der Turmneigung zusammenfällt, darüber kann nur spekuliert werden, sagt Funke. Tatsache sei nur, dass der Turm in seiner jetzigen Form von der Fertigstellung im Jahr 1736 bis 1998 keine Probleme gemacht habe.

Den Turm wieder ins Lot bringen, ist etwas, das aktuell nicht realisierbar ist. „Dadurch könnten wieder neue Risse an anderen Stellen entstehen.“ Denn schließlich sei geplant, langfristig die Risse an der Kirche zu verpressen. Funke schätzt, dass in zwei bis drei Jahren eine noch weitaus größere Baumaßnahme auf die Gemeinde zukommt, die das Dreifache der aktuellen kosten könnte. „Leider haben wir keinen Geldesel in Grünstadt“, scherzt Funke auch mit Blick auf die erst vor wenigen Jahren abgeschlossene Sanierung der Alten Lateinschule, die ebenfalls viel Geld gekostet habe. Trotzdem blickt er zuversichtlich in die Zukunft. „Es ist schön, zu sehen, dass das Fundraising immer wieder Solidarität sichtbar macht.“ flor

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