Berufsziel schon als Schülerin gekannt

Florentine Grünewald ist neue Stadtjugendpfarrerin in Ludwigshafen – In Ebernburg aufgewachsen

Vor der Ludwigshafener Jugendkirche: Die junge Florentine Grünewald. Foto: Konrad

Ludwigshafen. Sie will junge Menschen erreichen und für Glauben und Kirche begeistern: Florentine Grünewald. Als neue Stadtjugendpfarrerin in Ludwigshafen ist sie dafür an der richtigen Stelle. Es ist ihre erste Pfarrstelle, die sie als große Chance für sich begreift.

Schon in der zwölften Jahrgangsstufe war für Florentine Grünewald klar, dass sie Gemeindepfarrerin werden wollte. Nach einem Freiwilligen Ökologischen Jahr studierte sie dann an den Universitäten Marburg, Rom und München. Sie erhielt ein Stipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst, das ihr viele Möglichkeiten eröffnete. Vor allem die Zeit in Rom am ökumenischen Melanchthon-Zentrum empfindet die junge Pfarrerin als sehr bereichernd. Viele Freunde hat sie aus dieser Zeit mitgenommen und prägende Diskussionen geführt – buchstäblich über Gott und die Welt. „Es ging um Inhalte, um grundlegende Fragen: Was genau ist Gott und Jesus und die Kirche für mich? Wie glauben wir?“, sagt sie. „Die Ekklesiologie, die Lehre von der Kirche, war das Thema, das ich aus dem ökumenischen Studienjahr in Rom mitgebracht habe.“

Im Gespräch mit katholischen Studenten hat sie ihr eigenes theologisches Profil geschärft und gleichzeitig die Spiritualität der katholischen Tradition schätzen gelernt. „Es hat mich Offenheit gelehrt“, blickt die 31-Jährige zurück. Und dass zum Beruf des Pfarrers nicht nur der Kopf, sondern auch Seele und Leib eines Menschen gehören, das habe sie ebenfalls dort gelernt. „Aber die katholische Kirche ist ganz klar nicht mein Verein, weil ich eine Frau bin. Ich möchte in meiner Kirche alles machen dürfen, möchte homosexuelle Paare trauen können“, unterstreicht sie.

Ihr Vikariat führte die gebürtige Karlsruherin, die in Ebernburg in der Nordpfalz aufgewachsen ist, zunächst nach Bad Dürkheim. Dort lernte sie die Arbeit in Schule und Gemeinde kennen, um dann für ihr Spezialvikariat als Militärseelsorgerin zur Marine nach Rostock zu ziehen. „Ich habe dort erlebt, wie wichtig Seelsorger für die Soldaten sind“, sagt die junge Frau mit den schulterlangen blonden Haaren. Ganz bewusst hat sie sich für die Militärseelsorge entschieden, ist doch ihr Vater Soldat gewesen, und ihre Mutter arbeitet für die Bundeswehr im Naturschutz. Dass ihre berufliche Laufbahn sie vielleicht irgendwann längerfristig zur Bundeswehr führt, schließt sie nicht aus. „Doch dafür braucht man mehr Berufserfahrung“, weiß sie. Und eigentlich ist ihr Herzenswunsch ja, Gemeindepfarrerin zu werden. „Das wollte ich seit der zwölften Klasse, wenn ich auch zuerst das lange Studium gescheut habe“, erzählt sie. Doch habe sie sich während des Studiums dann richtiggehend darin verliebt. „Es hat so viel Freude gemacht und war so vielfältig“, strahlt sie.

Vermutlich wird ihr das auch mit ihrer ersten Stelle so gehen. Schon nach den ersten fünf Monaten ist sie überzeugt, dass das Amt als Stadtjugendpfarrerin eine große Chance für sie ist. „Ich kann viel lernen“, betont sie. Und die Erfahrungen in der Jugendarbeit seien sicher auch in der Gemeindearbeit äußerst hilfreich.

„Ich bin hier mit offenen Armen aufgenommen worden und habe ein tolles, hilfsbereites Team“, zieht die Stadtjugendpfarrerin ein erstes positives Fazit. Die Leitung von Stadtjugendpfarramt und Gemeindepädagogischem Dienst sei schon eine Herausforderung für eine Berufsanfängerin. Mit „lernen, begegnen, kennenlernen“ beschreibt sie ihre Arbeitstage. „Es wird auch noch dauern, bis ich alle Menschen, Abläufe und Strukturen kenne“, weiß sie. Ein Jahr hat sich Florentine Grünewald gegeben, um all das zu beobachten, was in der Jugendkirche läuft. Doch erste eigene Ideen hat sie schon entwickelt, wie etwa einen Segnungsgottesdienst für Abiturienten kurz vor Weihnachten. „Da gehen wir in die Schulen, zu den Jugendlichen“, erläutert sie. „Mir ist wichtig, dass wir als evangelische Jugend erkennbar sind und ein eigenes Profil haben.“ rad

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