Camps als Zukunft der Konfirmandenarbeit

von Stefan Mendling

Stefan Mendling

„Kommt der Stefan zum Spielen raus?“ hieß es früher täglich nach dem Mittagessen. Die Kinder von damals hatten sich selbst einen Zeitvertreib gesucht, heute managen die Eltern die vielen Termine ihre Kinder in großformatigen Familienkalendern: Ganztagsschule, Hausaufgaben, Musikunterricht, Fußball, Ballett, Freunde treffen und so weiter. Die Konfirmationsstunde ist da nur ein Termin von vielen. Oft kommt die Kirche in Konflikt mit den Ganztagsschulen. Selbst wenn Schüler einmal die Woche vom Nachmittagsunterricht befreit werden, stellt sich die Frage: Wie kommt mein Kind von der Schule dorthin, wo die Konfirmandenarbeit stattfindet?

Die klassische Konfirmandenarbeit steckt in einer Krise. Dabei gehört sie zu einer der wichtigsten Bildungsaufgaben der Kirche. Das gemeinsame Nachdenken über Gott und die Welt, die Erfahrung von Gemeinschaft, die Bewältigung von persönlichen Problemen und die Unterstützung bei der individuellen Entwicklung sind die Kernaufgaben der Konfirmandenarbeit. Doch angesichts des strengen Zeitplans vieler Heranwachsender ist der Konfirmandenunterricht, wie er seit 50 Jahren unverändert in wöchentlichen Treffen abgehalten wird, ein Auslaufmodell. Er wird den Jugendlichen von heute nicht gerecht.

Rund 280 Jugendliche aus der Pfalz haben jetzt erlebt, wie dagegen die Konfirmandenarbeit der Zukunft möglicherweise aussieht: Im Konficamp in Wittenberg waren die ­Jugendlichen fünf Tage zusammen – gemeinsam mit Ehrenamtlichen und Pfarrern. Hier ist die Konfirmandenzeit nicht ein Termin zwischen anderen. Hier stehen die Konfirmanden im Mittelpunkt; die Pfarrer haben sich in ihren Gemeinden eine Vertretung organisiert, um für ihre Konfirmanden Zeit zu haben – am Stück.

Konficamps sind um einiges aufwendiger als der traditionelle Konfirmandenunterricht, der wöchentlich zwischen Schule, Beerdigung und Geburtstagsbesuch eingeschoben wird. Aber Konficamps haben einen großen Vorteil: Die Jugendlichen sind aus ihrem Alltag herausgelöst, können sich ganz den Themen widmen, die in der gemeinsamen Zeit anklingen; sie werden wahrgenommen, erleben Gemeinschaft, erleben Kirche und sich noch einmal ganz neu. Darum ist es nach den positiven Erfahrungen aus Wittenberg fast unausweichlich, ähnliche Konficamps in der Pfalz ins Leben zu rufen. Warum sollte die Pfalz hier nicht Vorreiter sein?

Die Erfahrungen haben gezeigt: Es ist möglich, diese Arbeit hochprofessionell zu betreiben; es sind genügend Ehrenamtliche da, die sich gerne ausbilden lassen und sich für Jugendliche engagieren. Auch die Pfarrerinnen und Pfarrer genießen es, einmal aus ihrem Terminkalender auszubrechen und sich ganz ihren Konfirmanden zu widmen. Diese Form der Konfirmandenarbeit ist zukunftsfähig. Sie wird der Aufgabe gerecht, die die Kirche für ihre Jugendlichen hat.

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