Ein neuer Einsatzort für die wertvollen Kunstfenster

Margarethenkirche in Niederkirchen im Ostertal erhält Fenster aus der Trauerhalle Marth – Festgottesdienst am 25. Juni zum 500. Geburtstag

Beim Einbau in der Margarethenkirche: Einige Fensterelemente hat Glasgestalter Eduard Angeli bereits eingepasst. Foto: M. Hoffmann

Zu ihrem 500. Geburtstag zeigt sich die Margarethenkirche in Niederkirchen im Ostertal in neuem Glanz. Kurz vor dem großen Fest am Sonntag, 25. Juni, hat das Gotteshaus jetzt drei neue Fenster erhalten. Das bunte Glas stammt von dem Künstler Heinz Oliberius (1937 bis 2001) aus dem benachbarten St. Wendel. 1967 hatte er es für die Trauerhalle in Marth konzipiert. Diese wurde jedoch vor einigen Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen.

Weil die Trauerhalle in dem St. Wendeler Ortsteil Marth abgerissen werden soll, wollte der Heimat- und Kulturverein Ostertal die künstlerisch wertvollen Fenster aus Opalglas retten. Auch Niederkirchens Pfarrer Stefan Werner war sich sicher: „Das wertvolle Glas wäre womöglich in irgendeinem Schuppen vergessen worden.“ Nach einem Beschluss des Presbyteriums von Niederkirchen ging dann alles sehr rasch: Der Zweibrücker Glasgestalter Eduard Angeli entnahm der Trauerhalle die großen Glasfronten, zerschnitt sie und baute sie in seiner Werkstatt um. Am 13. Juni erfolgte der Einbau der drei neuen Fenster im Chor der Margarethenkirche. „Für die damalige Zeit waren die Fenster sehr modern“, so Angeli. „Heute würde man für dieses Glas sehr viel Geld bezahlen“, weiß er. Angeli gestaltete unter anderem die Kirche in Käshofen mit einem eigenen Entwurf, an der Zwingli-Kirche in Zweibrücken erneuerte er die Bleifenster.

Mit dem Einbau der Oliberius-Fenster an der Margarethenkirche werde dem Künstler posthum Rechnung getragen, sagt Pfarrer Werner. „Die Kirche wird sich so auch wieder ein Stück ihrer spätgotischen Ausrichtung nähern, die ihr einst sicher auch mit bunten Glasfenstern gegeben war.“

Die 1517 erbaute Margarethenkirche gilt als eine der besterhaltenen gotischen Dorfkirchen im Saarland. Ihre Grundmauern reichen jedoch Jahrhunderte weiter zurück. Wie Werner in einer Broschüre zur Kirchengeschichte schreibt, wird eine Kirche im Ostertal bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 977 erwähnt. Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts wurde sie im frühgotischen Stil erweitert und umgebaut. Der Umbau im spätgotischen Stil erfolgte vor 500 Jahren. Charakteristisch im Kircheninneren sind groteske Masken als Konsolenfiguren sowie Schlusssteine mit symbolischen Inhalten. Geweiht ist die Kirche der heiligen Margarethe aus Antiochien. Sie ist die Schutzpatronin der Bauern, bei Schwangerschaft und Geburt sowie der Jungfrauen, Ammen und Gebärenden.

Das Upcycling – also die Weiterverwendung der Fenster für einen neuen Zweck – kostete nach Angaben Werners rund 6500 Euro und wurde aus Spenden finanziert. Die bisherigen Chorfenster aus geschwärztem Bleiglas ­wiesen Haarrisse auf. „Es zog in die Kirche herein“, schilderte auch Presbyter Marco Cullmann die Situation. In Kürze solle ein weiteres von Oliberius gemaltes Glas aus der ebenfalls baufälligen Trauerhalle in Saal in die Kindertagesstätte von Niederkirchen eingebaut werden, kündigt Werner an.

Der in Tschechien geborene Bildhauer Heinz Oliberius siedelte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland um. Nach einer Steinmetz- und Ornamenthauerlehre studierte er in Frankfurt am Main unter anderem am Städel und arbeitete als Bildhauer. Anfang der 1970er Jahre zog er in den St. Wendeler Ortsteil Saal und wirkte unter anderem als Kunstlehrer in Saarbrücken. Bekannt ist seine 1973 entstandene „Große Doppelfuge“ vor der Musikhochschule in Saarbrücken. Seine Kunstwerke zieren etliche Gotteshäuser – nun auch die Margarethenkirche.

Zum Festgottesdienst am Sonntag, 25. Juni, ab 10.30 Uhr wird auch Oberkirchenrat Michael Gärtner erwartet. Anschließend lädt die Gemeinde rund um die Kirche zum Mittagessen ein. Mit von der Partie ist die Paul-Gerhardt-Kindertagesstätte: Mädchen und Jungen präsentieren Mittelalterliches an unterschiedlichen Stationen. suca

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