Auf Sendung: Die Trumps in Washington

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Wer hätte es vor Jahresfrist für möglich gehalten, dass sich die Furcht vor einem atomar geführten Krieg nicht mit den handfesten Fakten eines politischen Konflikts, sondern mit den charakterlichen und intellektuellen Unzulänglichkeiten zweier Idioten begründen ließe. Schlimm genug, dass ausgerechnet Chinas Präsident Xi die beiden Streithähne mit weltpolitischer Weitsicht zur Mäßigung rufen muss, während nicht nur Deutschland und Russland unisono die friedliche Beilegung des Konflikts beschwören. Viel schlimmer ist, dass der kleine nordkoreanische Diktator ein politisches Kalkül verfolgt, während der große Dumpfe in Washington die Wirklichkeit mit medialer Fiktion verwechselt. In ihren eigenen Welten gefangen, rudern beide auf den großen Wasserfall zu. Lasst sie rudern, aber nehmt ihnen zuvor das „atomare Spielzeug“ ab.

Noch nie hat ein US-amerikanischer Präsident so emotional und unverantwortlich reagiert wie Donald Trump auf die Provokationen Kim Jong Uns. In alttestamentlicher Manier prophezeite er Nordkorea „Feuer und Zorn, wie es die Welt noch nicht gesehen hat“. Er stärkte seinen Widersacher, indem er sich auf dessen sprachliches Niveau begab. Man könnte ihm jetzt sagen, dass es in der Bibel auch ganz zentrale Textstellen über die Nächsten- und die Feindesliebe gibt, die von solchen Irrwegen abraten und zur Vernunft mahnen. Bewirken würde das nichts. Donald Trump ist unbe­rechenbar und beratungsresistent.

Bereits kurz nach seiner Einlassung auf das pubertäre Gehabe Kim Jong Uns drohte er dem Regime in Venezuela militärische Maßnahmen an, um am vergangenen Wochenende die Gewalteskalationen seiner rechtsextremen Wähler in Charlottesville mit kreidebelegter Stimme zu vernebeln. Das war dann selbst seiner Lieblingstochter Ivanka Trump zu viel. In der US-Gesellschaft sei kein Platz für Rassismus und Neonazis, erklärte die Beraterin des US-Präsidenten über Twitter. Irgendwie erinnert dieses Theater an amerikanische Seifenopern wie Dallas und Denver-Clan. Live gesendet wird jetzt: die Trumps in Washington. Wenn das nur nicht so brandgefährlich wäre. Trump ist ein „Hochsicherheitsrisiko“ für die US-amerikanische Gesellschaft und für die Welt.

So wird ausgerechnet Chinas Präsident Xi zum Hoffnungsträger; der ­Präsident eines sehr großen Landes, das jenseits seiner regionalen Interessen bisher aus gutem Grund keine ­aktive Rolle in der Weltpolitik übernahm. Offenbar gab die Unberechenbarkeit der beiden Egomanen den ­Ausschlag, diese Linie erstmals zu verlassen. Wenn überhaupt noch jemand Einfluss auf das Regime in Nordkorea nehmen kann, ist das China – und sei es durch den Stopp der Energiezufuhr. Trump ist nicht mehr zur Vernunft zu bringen. Es wird zur gemeinsamen Aufgabe beider großer US-Parteien werden, die Möglichkeiten der US-Verfassung voll auszuschöpfen. Der Kerl muss weg: „You’re fired!“

 

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