Geld verdrängt die Werte im Sport

von Klaus Koch

Klaus Koch

Wenn Kirche und Sport sich begegnen, fallen oft hehre Worte. Es ist dann die Rede davon, dass beide für gleiche Werte stünden: für Fairplay und Gerechtigkeit, dafür, dass Menschen lernen, Grenzen zu erkennen, mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Außerdem sorgen Sport und Kirche dafür, Fremde zu integrieren und Kindern Orientierung im Leben zu geben. Das mag im örtlichen Sportverein und bei reinen Amateuren ja noch so sein. Aber im Spitzensport muss sich die Kirche andere Partner suchen, wenn sie positive Werte vertreten will.

Der Spitzensport ist gerade dabei, in einem Sumpf aus Korruption, Betrug und Vermarktungsmilliarden zu ertrinken. Zu lesen ist immer wieder von Sportlern, die sich vom Dopingvorwurf freikaufen, von Funktionären, die schmieren und geschmiert werden. Und just in dieser Situation kündigt Deutschlands oberster Sportadministrator, Innenminister de Maizière, ein neues Förderprogramm für den Spitzensport an. Potenzialorientiert sollen die Athleten nun gefördert werden, damit sie fair und sauber mehr Medaillen holen.

Das zeugt entweder von großer Naivität oder grandioser Verdrängungskunst. Seit Jahrzehnten sonnen sich Politiker in sportlichen Erfolgen und posieren neben dubiosen Sportfunktionären. Der Kampf gegen Doping und gegen die unkontrollierte Macht der internationalen Sportverbände wird kaum geführt. Da passt es ins Bild, dass die kommenden Olympischen Spiele nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen werden, sondern bei einem Privatsender. Die unausweichlichen, von etwas Sport unterbrochenen Werbeblöcke werden dann überdeutlich machen, worum es im Spitzensport geht: um Geld und Marketing, nicht um ehrliche Leistung und olympische Werte.

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