Was ist uns der Sonntag wert?

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Der KIRCHENBOTE erscheint seit 1846 ­immer zum Sonntag, zum ersten Tag in der Woche, zum Tag der Auferstehung Jesu, auf den nach christlichem Verständnis das jüdische Sabbatgebot der Bibel übergegangen ist. „Sechs Tage sollst Du arbeiten; aber am siebenten Tage sollst Du ruhen“ (2. Mose 34, 21). Diese von Gott geschenkte Zeit soll eine heilsame Insel in der Woche sein, und die Feier des Sonntags soll als gemeinsame Zeit Christen, Familien, Freunde und Bekannte miteinander verbinden. Die Realität in unserer Gesellschaft sieht inzwischen ­leider häufig anders aus.

Unter dem Diktat der „wirtschaftlichen Erfordernisse“ wurde die Sonntagsruhe seit der Industrialisierung immer weiter beschnitten, ohne nach den sozialen Kosten dieser Entwicklung zu fragen. In Zeiten der Globalisierung und der ausufernden Dienstleistungsangebote setzt sich die Ausweitung und Flexibilisierung der Arbeitszeiten fort. Fast 30 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten inzwischen auch an Sonn- und Feiertagen und werden somit – ob freiwillig oder gezwungen – von dem gemeinsamen Ruhetag und einem gesunden Wochenrhythmus ausgeschlossen.

Dennoch heißt es in Artikel 140 des Grundgesetzes: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ Eigentlich ein komischer Widerspruch, mit dem unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert lebt, der aber sicherlich handfeste und tief greifende wirtschaftliche und gesellschaftliche Ursachen hat. Ein Versuch, diese zu ergründen, findet am Dienstag, 25. Oktober, um 19 Uhr in der Gedächtniskirche Speyer statt: Vortrags- und Gesprächsabend mit Malu Dreyer und Irmgard Schwaetzer.

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