Landeskirche ist jetzt in der Diakonie gefragt

von Klaus Koch

Klaus Koch

Der Auftrieb war beachtlich. Die Spitze des Landesvereins für Innere Mission war aus Bad Dürkheim nach Zweibrücken gereist. Dazu kamen Chefärzte und die Verwaltungsspitze des Universitätsklinikums Saarland in Homburg sowie die ärztlichen Leiter des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken. Ihre Botschaft war eindeutig. Den fast ebenso zahlreich erschienenen Journalisten sollte klargemacht werden, dass nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen nun alles gut wird. Das Krankenhaus hat unter Schmerzen seinen Kurs gewechselt. Durch die Kooperation mit der Homburger Uniklinik sollen die Patienten in Zweibrücken wohnortnah und in persönlicher Atmosphäre von universitärer Spitzenmedizin profitieren.

Die renommierten Homburger Ärzte lobten die medizinische Ausstattung des Zweibrücker Krankenhauses und die fachliche und menschliche Qualität des dortigen Personals. Und in der Tat klingt das vorgestellte Modell plausibel und erfolgversprechend. Die mit allen technischen Möglichkeiten ausgestattete Uniklinik kümmert sich um komplizierte Fälle, schickt bewährte Ärzte nach Zweibrücken, die dort behandeln und bei Problemen jederzeit Zugriff auf die Universitätsmedizin ein paar Kilometer entfernt haben.

Die Frage ist, ob damit der Landesverein für Innere Mission wirklich zukunftssicher ist. In der Vergangenheit ist der nämlich immer wieder durch Ungereimtheiten aufgefallen. In den 1990er Jahren wurden finanzielle Unregelmäßigkeiten gerichtsnotorisch. 2008 wurde eine „Fusion auf Augenhöhe“ mit den Speyerer Diakonissen bekanntgegeben. Sie platzte nicht zuletzt auf Betreiben des Verwaltungsrats des Landesvereins. Und das mit der Augenhöhe stimmte auch nicht. Inzwischen muss der Landesverein einräumen, in der Vergangenheit viele Millionen Euro zu wenig investiert zu haben, um zukunftsfähig zu sein. Das rächt sich jetzt. 2012 wurde schließlich verkündet, eine zweiköpfige Führung sei das Beste. Doch bereits im Frühjahr 2013 hörte die neue kaufmännische Leiterin wieder auf, seit fast zwei Jahren führt Pfarrer Rainer Wettreck das Unternehmen allein. Wann es die so gepriesene Doppelspitze wieder geben wird, ist offen.

Das alles sieht nicht danach aus, als stimmten alle Strukturen beim Landesverein. Hinzu kommt, dass nach Ansicht der meisten Experten zukünftig auf dem Gesundheits- und Pflegemarkt nur noch große Einheiten bestehen können. Auch Rainer Wettreck sagte das bei seinem Amtsantritt im April 2013. Deshalb sind die Verantwortlichen in der Landeskirche und bei den diakonischen Trägern gefordert. Sie müssen gemeinsam Konzepte für die Zusammenarbeit aller Unternehmen der Diakonie bis hin zu Fusionen erarbeiten. Denn immer, wenn es bei einem diakonischen Träger nicht läuft, schadet das auch dem Ruf der Kirche. Und das nicht zu unrecht. Schließlich sitzen Vertreter der Landeskirche in den Aufsichtsgremien.

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