Zusammenrücken und auf gemeinsame Mitte besinnen

Jahresfest des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz – Bei Podiumsdiskussion Zukunft und strukturelle Veränderungen thematisiert

Miteinander reden (von links): Achim Bißbort, Tilo Brach, Michael Diener, Uwe Beck, Christian Schad und Julia Krebs. Foto: view

Gemeinsam unterwegs zu Gott und den Menschen – das Leitmotto des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz (EGV) erfüllte sich am vergangenen Sonntag auf lebendige Weise. Eine stattliche Besucherschar war der Einladung zum 140. Jahresfest des EGV in die Burgherrenhalle Kaiserslautern-Hohenecken gefolgt, um sich nach dem Eröffnungsgottesdienst auszutauschen, zu informieren und im Rahmen eines bunten Programms Geselligkeit zu üben.

„Wir sind froh und dankbar, dass Sie sich in ganz besonderer Weise der Gemeinschaftspflege und der Evangelisation annehmen“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad, der zum Jahresfest einen Gruß der Landeskirche überbrachte. „Kirche ist Mission. Sie ist dazu da, dass Menschen glauben können, auch um in einem Klima zunehmender Gottesvergessenheit die Gottesfrage öffentlich wach zu halten.“ Deshalb sei das Miteinander zwischen den Gemeinden der Landeskirche und dem Evangelischen Gemeinschaftsverband wichtiger denn je. Dabei solle jedoch darauf geachtet werden, die unterschiedlichen Frömmigkeitsstile konstruktiv aufeinander zu beziehen, im Sinne einer Kirche als lebendiger Organismus, als Gemeinschaft unterschiedlicher Glieder, betonte Schad. „Verzetteln wir uns nicht in internen Abgrenzungsprozessen, sondern besinnen wir uns auf die gemeinsame Mitte. Reden wir als Kirche gut über die Gemeinschaft – und als Gemeinschaft gut über die Kirche.“

Um beider Zukunft, Unterschiede und Gemeinsamkeiten ging es nach einer kulinarischen Stärkung während der Mittagspause in einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Gemeinschaftsverband und Kirche – Gemeinsam unterwegs zu Gott und den Menschen“. „Wo sehen Sie die Landeskirche und den EGV im Jahr 2030“, richtete der Pirmasenser Pfarrer Uwe Beck, der die Gesprächsrunde moderierte, die Frage an den Kirchenpräsidenten. Mit Sicht auf den demografischen Wandel sagte Schad kleinere Gemeinden und weniger Hauptamtliche voraus. Eine Entwicklung, die ein engeres Zusammenrücken und eine stärkere Einbeziehung von Gemeinschaften und Stadtmissionen erfordere. Diesem Entwurfsbild schloss sich Michael Diener, Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbands, an. Künftig komme es darauf an, miteinander etwas für das Evangelium zu tun und die Grundthemen der Kirche – Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung – nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Einen optimistischen Blick in die Zukunft warf der Vorsitzende des EGV Pfalz, Tilo Brach. Angesichts von Manpower, Engagement und Spendenfreudigkeit sehe er Wachstumsmöglichkeiten. Allerdings sei es wichtig, das Potenzial der Ehrenamtlichen neu zu entdecken, Angebote zu spezifizieren und über andere Gemeinschaftsformen nachzudenken. Dem pflichtete Schad bei. Jedoch gehe es ihm nicht um Wettbewerb, sondern darum, sich zu ergänzen und voneinander zu lernen.

Von Moderator Beck darauf angesprochen, der EGV tue sich schwer damit, auf andere zuzugehen, führte Tilo Brach die Flüchtlingsarbeit und weitere Projekte des Verbands an, „die zeigen, dass das Aktivierungspotenzial geweckt ist“. In diesem Zusammenhang gab er das Wort weiter an Achim Bißbort aus Kaiserslautern. Das EGV-Mitglied lebt in einer Gemeinschaft nahe eines sozialen Brennpunkts. „Dort treten wir direkt an die Menschen heran und bieten ihnen Hilfe an“, so Bißbort. Offenheit und die Wahrnehmung anderer lägen auch ihr am Herzen, sagte die Vorsitzende der Kinder- und Jugendarbeit im EGV, Julia Krebs.

Um die Zukunft von Landeskirche und Gemeinschaften zu sichern, bedürfe es der stärkeren Einbindung der Menschen in konkrete Projekte, sagte Diener. Tilo Brach sprach von Vernetzung und Synergieeffekten und begegnete Fusionsgerüchten mit dem Chrischona-Gemeinschaftswerk. Strukturelle Veränderungen seien kein Tabu und nicht Sache der Landeskirche, sagte Schad. Im mehrstimmigen Konzert der Meinungen komme es darauf an, die gemeinsamen Herausforderungen zu sehen und sich ihnen zu stellen. Friederike Jung

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