Zeuge von Leid und traumatisierten Menschen geworden

Markus Uhl und Philip Vollmar berichten bei Gesprächsabend in Homburg über ihre Reise zu Jesiden im Nordirak – Lebensmittel gebracht

Erläuterten den Besuchern den Verlauf ihrer Reise anhand von Fotos (von links): Adib Hamo, Markus Uhl und Philip Vollmar. Foto: Jung

Homburg. Sie sind zum Alltag geworden: Pressemeldungen über die Terror-Organisation IS, die Städte bombardiert oder Kulturstätten verwüstet. Zu leiden hat besonders die Bevölkerung in den betroffenen Regionen in Nahost.

Bei einem Gesprächsabend des Evangelischen Arbeitskreises im CDU-Kreisverband Homburg im Stadtcafé in Homburg berichteten Markus Uhl und Philip Vollmar, beide CDU-Mitglieder des Homburger Stadtrats, über ihre Reise im Januar dieses Jahres in den Nordirak. Sie wollten sich dort ein Bild von der politischen Lage machen. Hilfe erhielten sie bei den Reisevorbereitungen von der Jesidin Adoula Dado, die sich als Vorsitzende des saarländischen Vereins „Rote Sonne der ezidischen Karitative“ engagiert und die Verhältnisse im Nordirak kennt. Zusammen mit ihrem Verein organisierten Uhl und Vollmar eine Hilfsaktion. Ursprünglich wollten sie Sachspenden sammeln und per Lastkraftwagen zu den Flüchtlingen bringen. Doch der wäre unter Umständen an einer der Grenzen aufgehalten worden. Auch fehlte die Zeit für den langwierigen Transport auf dem Landweg.

Von 15 000 Euro Spenden, die die beiden gesammelt hatten, kauften sie im Nordirak Lebensmittel. Wichtig war ihnen, mit eigenen Augen zu sehen, wohin das Geld fließt. „Nach den Besorgungen begann der ernste Teil der Reise“, schilderte Uhl anhand von Fotos, die er per Powerpoint-Präsentation zeigte. Während dreier Tage in Arbil, einer Stadt, in der es den Einwohnern früher an nichts mangelte, wurden sie Zeugen von Leid, Hunger und traumatisierten Menschen. Sie trafen eine Frau, die ihnen den Ausweis ihrer 16-jährigen ermordeten Tochter zeigte.

Die vertriebenen Menschen seien zu stolz zum Betteln, fischten ihr tägliches Brot aus dem Müll, berichtete Uhl. Die Spenden der Saarpfälzer seien daher dankbar angenommen worden. 2000 Familien habe durch die Hilfslieferung vier Wochen lang geholfen werden können. Der Syrer Adib Hamo lebt seit 43 Jahren in Deutschland. Er begleitete Uhl und Vollmar und war bei der Spendenverteilung dabei. Hamo, der der Vater von Adola Dado ist, berichtete bei dem Gesprächsabend über das Elend im Nordirak: „Es hat mir wehgetan, wie die Menschen hungern. Wir haben viele Tränen gesehen.“ Er dankte für die dringend nötige Hilfe. Philip Vollmar schilderte die Situation als bedrückend und verzweifelt. Die Besuchergruppe aus Deutschland brachte die Spenden in kleinere Camps und zu Privatpersonen – dorthin, wo große Hilfsorganisationen nicht ankommen. Sie versuchte Vertrauen aufzubauen, wo die Einwohner aufgrund der Ereignisse die Hoffnung fast verloren haben. „Auf dieser Welt gibt es keinen Platz mehr für uns“, hatte ein jesidischer Priester den Helfern gesagt. Doch der Zusammenhalt der jesidischen Gemeinde gebe zumindest Trost in der bedrohlichen Situation.

„Unsere Hilfe war nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, zog Uhl eine Bilanz der gefährlichen Reise, „wenn man zurückkommt, macht man sich über Werte wie Freiheit und Sicherheit ganz andere Gedanken.“ Durch das eigene Erleben kann er den vielen Spendern nun sagen, dass jeder Cent dort ankam, wo er am nötigsten gebraucht wurde. cjg

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