Zehn Männer und eine Suppe für den guten Zweck

Der Männerkochclub „Hot Chili“ kocht seit drei Jahren jährlich in Kirchheimbolanden literweise Linsensuppe für die Aktion „Brot für die Welt“

An den Töpfen (von links): Hermann Fürwitt, Claus Pommerenke, Heiner Gatzemeier, Franz Stärk und Erich Morschhäuser. Foto: Stepan

Es riecht nach gebratenen Zwiebeln. Im Nebenzimmer des protestantischen Gemeindezentrums in Kirchheimbolanden köcheln Linsen in riesigen Töpfen auf zwei mobilen Gaskochern. Zwei mal 25 Liter Linsensuppe ist das Tagesziel, das sich die Männer in den schwarzen Kochjacken mit den roten Chili-Knöpfen gesetzt haben, die zwischen den von der Lebenshilfe ausgeliehenen Gaskochern und der Küche des Bonhoeffer-Hauses hin- und herwuseln. Eine Menge, die aber die Mitglieder des Kochclubs „Hot Chili“ nicht zu schrecken scheint. Die Männer wirken entspannt, schließlich liegen Karotten, Lauch und Knollensellerie schon in Plastiktüten klein geschnitten bereit, ebenso der Speck, der nachher zur Suppe kommt. „Wir haben dazugelernt“, sagt Presbyter Erich Morschhäuser und die anderen Männer schmunzeln.

Morschhäuser hatte vor drei Jahren den Männerkochclub ins Spiel gebracht, als es darum ging, jemanden zu finden, der das Dicksuppessen organisieren könne. Vor rund 30 Jahren hatten Presbyter Hermann Fürwitt und der mittlerweile verstorbene Pfarrer Elmar Funk ein solches Essen zugunsten von „Brot für die Welt“ in Kirchheimbolanden gestartet – von Anfang an ein großer Erfolg.

Rund 150 Menschen lassen sich Jahr für Jahr am zweiten Samstag im Januar die selbst gekochte Linsensuppe sowie die von einem Metzger und zwei Bäckern gespendeten Würstchen und Brötchen schmecken, am Ende der Aktion kann immer ein dreistelliger Betrag an das evangelische Hilfswerk überwiesen werden. „Vor fünf Jahren habe ich dann gesagt, ich hör auf als Presbyter“, sagt Hermann Fürwitt. Der 85-Jährige kommt auf eine Amtszeit von 54 Jahren. Und kann nach rund 30 Ausgaben Dicksuppessen die Mengen aus dem Kopf heraus aufsagen: „Fünf Kilo Karotten, fünf Kilo Lauch, fünf Kilo Knollensellerie, drei Kilo rote Paprika.“

Zu Hause kocht Fürwitt immer noch gerne. Jetzt im Bonhoeffer-Haus schaut er den Mitgliedern des Kochclubs nur über die Schulter. Die haben die ersten Biere geöffnet, plaudern miteinander, während der Speck in der Pfanne brutzelt. Genauso locker, wie auch ihre monatlichen Treffen ablaufen.

Vor 25 Jahren fanden die ersten Mitglieder über einen Kochkurs des gebürtigen Italieners Nicola Avantaggiato zusammen. Er hatte in Eisenberg ein Restaurant eröffnet. Irgendwann verlegten sie die Treffen in die Küche eines der Mitglieder. Claus Pommerenke ist seit 14 Jahren dabei. Der gebürtige Pirmasenser schätzt nicht nur die Rezept­ideen Nicolas. Einmal pro Jahr fahren die Männer in Avantaggiatos Heimat Apulien, lassen sich von der „Cucina povera“ der Region, der „Arme-Leute-Küche“, inspirieren.

Beim Kochen über den Glauben reden

„Wir brauchen keine Sterne, keine Kochmützen, kein großes Tamtam“, sagt Heiner Gatzemeier. Stattdessen kochen die Männer einfach, aber raffiniert – und unterhalten sich dabei, mitunter sogar über den Glauben, sagt Morschhäuser. „Zweimal hatten wir einen Pfarrer dabei, das sind spannende Gespräche.“ Mehrfach kochten sie für den Hospizdienst, in Erinnerung ist ihnen auch die Zeit in einer Selbstversorgerhütte im Schwarzwald. „Wir mussten den Kachelofen anheizen, Wasser heraufholen“, sagt Pommerenke. Und dann war da noch der zweimalige Weltrekord mit der längsten handgemachten Bandnudel der Welt. „Das schwierigste war das Abrollen der Nudel“, sagt Morschhäuser. Aneinandergenähte Handtücher von Stoffhandtuch-Spendern, die über Biergarnituren gezogen wurden, waren schließlich die Lösung.

Es zischt. Franz Stärk hat Wacholderbeeren angedrückt und mit Puderzucker karamellisieren lassen. Mit der Schaumkelle holt Eric Göller die Beeren heraus, löscht mit Balsamico-Essig ab. In der Suppe geben derweil Knoblauch und Ingwer ihren Geschmack ab, in Gewürzsäckchen verpackt. Schließlich stehen alle um die Töpfe, schmecken ab mit Salz, Chili und dem Essigsirup. Die Zutaten der Suppe sind eine Spende des Kochclubs. „Es kann noch Säure dran“, sagt Testesserin Ursula Morschhäuser, während Hausleiterin Natali Hertel die letzten Tische mit bunten Primeln eindeckt. Florian Riesterer

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