Wenn die Eltern an Heiligabend auf der Kanzel stehen

Weihnachten ist für junge Pfarrerfamilien oft eine stressige Zeit – Freiräume für die Familie freischaufeln durch eine gute Terminplanung

Die Bescherung ist ganz wichtig: Pfarrerin Gaul-Ehrenreich schafft sich an Weihnachten Zeitfenster für ihre Familie. Foto:Seebald

Zwei, drei und manchmal mehr Gottesdienste sind es an Heiligabend. Und auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag müssen Pfarrerinnen und Pfarrer in ihren Gemeinden oft mehrfach auf die Kanzel. Gerade für Pfarrerfamilien mit kleinen Kindern ist die Weihnachtszeit oft ein besonderer Kraftakt. Die jungen Theologen haben dann ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen – die Kunst dabei ist, sich dennoch Zeit für ein paar besinnliche Stunden mit der Familie freizuschaufeln.

Damit Weihnachten die schönste Zeit des Jahres bleibt, muss man allerdings clever planen, weiß Pfarrerin Verena Gaul-Ehrenreich aus Höheischweiler im Dekanat Pirmasens. Eine Christmette gibt es nach Absprache mit der Gemeinde nicht, und Lektoren und Prädikanten übernähmen gerne eine Gottesdienstvertretung, berichtet die 38-jährige Theologin. An Heiligabend selbst bereitet ihr Mann das Weihnachtsmenü zu, damit genug Zeit fürs Auspacken der Geschenke mit ihren Kindern Theo (6), Johann (3) und Luise (1) bleibt. „Die Bescherung ist für die Kinder ganz wichtig“, sagt Gaul-Ehrenreich.

Dass die Mama an Weihnachten arbeiten muss – darüber beklagen sich die drei Kleinen nicht, erzählt die Pfarrerin. „Sie wachsen damit auf.“ Weil die Weihnachtsfeiertage mit Arbeit vollgepackt sind, müsse man sich eben zuvor und danach zeitliche Freiräume schaffen. Die Weihnachtsgottesdienste seien sehr wichtig, auch wenn den Pfarrern viel Mühe abverlangt werde, erklärt Pfarrerin Gaul-Ehrenreich: „Ich muss da die Predigt besonders gut rüberbringen.“

Auch Pfarrerin Sabine Schwenk-Vilov aus Altenkirchen im Dekanat Kusel gibt an Weihnachten für die Kirchenbesucher das Beste. „Ich will die Predigt nicht runterrasseln, sondern Freude ausstrahlen“, sagt die 40-jährige Mutter zweier kleiner Jungen, die für zwei Kirchengemeinden zuständig ist. Glücklich ist die Pfarrerin, dass ihr Mann Dejan, der evangelischer Rundfunkbeauftragter beim Saarländischen Rundfunk in Saarbrücken ist, hin und wieder einspringt.

Trotz vorweihnachtlicher Hektik genießt die Pfarrerfamilie Dembek aus Kandel die Advents- und Weihnachtszeit. Die Gottesdienste seien stimmungsvoller als zu anderen Zeiten des Jahres, auch gebe es besondere Angebote wie das Krippenspiel, bei dem die Töchter begeistert mitmachten, berichten Mirjam und Arne Dembek. Kritischen Fragen wie „Warum muss Papa ausgerechnet jetzt noch mal in die Kirche?“ müsse man sich dennoch manchmal stellen.

Drei Heiligabend-Gottesdienste stehen für Pfarrer Henning Lang aus Minfeld im Dekanat Bad Bergzabern an. Erstmals werde die familiäre Weihnachtsfeier inklusive Bescherung für die drei Kinder auf den ersten Weihnachtsfeiertag verlegt, erzählt der 41-jährige Theologe. Heiligabend bleibt für Lang, der im Nebenamt für die Bundespolizeiseelsorge tätig ist, dennoch „der schönste Tag im Jahr“.

Nur mit familiärer Hilfe bei der Kinderbetreuung kann das Pfarrerehepaar Jan und Anke Meckler aus Rülzheim seine beruflichen Verpflichtungen an Weihnachten erfüllen. „Ohne die Großeltern geht gar nichts“, räumt Pfarrer Meckler ein, dessen Ehefrau Anke Religionsunterricht am Evangelischen Trifels-Gymnasium in Annweiler gibt. Beim Krippenspiel in einem Gottesdienst wirken die beiden vier und sechs Jahren alten Söhne mit.

Erst seit die Kinder groß sind, können Pfarrer Bernhard Schäfer und seine Frau aus Steinwenden im Dekanat Homburg die Bescherung an Heiligabend nach der Christmette halten. Mit den fünf Kindern habe man zuvor jahrelang erst am ersten Weihnachtsfeiertag mit der Familie feiern können, berichtet der 55-jährige Theologe. Vor allem die Adventszeit sei in den vergangenen Jahren mehr mit Arbeit angefüllt gewesen als Heiligabend. Stress komme aber dann auf, „wenn die Ideen zu den Weihnachtspredigten nicht so recht fließen wollen“, sagt Schäfer. Alexander Lang

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