Unterwegs auf den Spuren der Generalsynode

Kinderdelegierte des Kirchenbezirks Kaiserslautern tagen im Gemeindezentrum Alte Eintracht – Leitsätze für den Kindergartenalltag formuliert

Stimmen in der Alten Eintracht über die Anträge der Kindersynode ab: Die rund 80 Delegierten des Kirchenbezirks. Foto: view

In der Nähe der Stiftskirche Kaiserslautern, dort, wo 1818 die Generalsynode die Weichen für die Union reformierter und lutherischer Kirchengemeinden stellte und den Weg zur Evangelischen Kirche der Pfalz ebnete, tagte vergangene Woche eine Kindersynode. Knapp 80 gewählte Kinderdelegierte aus 18 Kindertagesstätten des Protestantischen Kirchenbezirks Kaiserslautern versammelten sich, um ein Leitbild für ihre Einrichtungen zu erarbeiten und demokratisch darüber abzustimmen.

Zum Auftakt feierten sie mit Dekanin Dorothee Wüst, Pfarrerin Silke Schwarzstein von der Christuskirche und Gemeindediakonin Sandra Zimmermann einen Gottesdienst. „Es ist ein aufregender Tag, auf den sich die Kinder in ihren Kindertagesstätten vorbereitet und Vorschläge für Leitbildsätze erstellt haben“, sagte Wüst und griff zur Gitarre, um die Delegierten auf das wichtige Ereignis einzustimmen.

Einen großen Auftritt hatte Pfarrerin Urd Rust vom Pfarramt für Kindergottesdienstarbeit. In der Rolle der „Unions-Ursel“ schilderte sie den Kindern auf Pfälzisch, was vor 200 Jahren geschehen war. Damals, als sich die Lutheraner und Reformierten „partout net vertraa han“. Diesem Konflikt habe erst die Generalsynode ein Ende gemacht. Allerdings hätten nur Männer abstimmen dürfen.

„Gut, dass sich das geändert hat. In unseren Kindertagesstätten spielen Kinder die Hauptrolle“, sagte Wüst. Dazu gehöre auch ein Stimmrecht. Um von diesem Gebrauch zu machen, zogen die Kinder von der Stiftskirche zur Alten Eintracht. Ganz wie damals ihre Altvorderen, nur dass an diesem Tag nicht schwarze Anzüge den Ton angaben, sondern Kleider, T-Shirts und Jeans. Vor Ort trat Arijan von der Kindertagesstätte Bännjerrück ans Rednerpult und eröffnete als Präsident die Kindersynode. Gemeinsam mit dem Kinderpräsidium leitete er die Versammlung. Sogar der pfälzische Synodalpräsident Hermann Lorenz war gekommen und überbrachte Grüße der Landessynode.

Am Nachmittag beschäftigten sich die Kinder in fünf Workshops mit den Leitbildsätzen zu verschiedenen Themenbildern und erarbeiteten, was ihnen davon in ihrem Alltag in den Einrichtungen wirklich wichtig ist. Die Ergebnisse stellten sie gruppenweise und mit viel Fantasie im Plenum vor. So demonstrierten die einen mit farbigen Tüchern, was sie als Kind am Arbeitsplatz Kindertagesstätte am meisten brauchen: bunte, vielfältige und individuelle Kinder. Im Umgang mit den Erzieherinnen wünschten sich andere, dass diese auf sie aufpassen und sie auch mal 1000 Süßigkeiten essen lassen sollen. Auf die Frage, wie sie sich den Umgang der Kinder untereinander vorstellen, fand eine Gruppe eine bildhafte Antwort. Die Kinder bildeten eine Kette, „weil keiner ausgeschlossen werden soll“.

Das Recht auf Religion wünschten sich die Teilnehmenden des vierten Workshops am liebsten in Form von Geschichten über Gott und Jesus. Und welche Rolle soll die Familie im Einrichtungsalltag spielen? „Mama und Papa arbeiten und sind froh, dass ich den ganzen Tag in der Kindertagesstätte bin“, lautete hier der Leitsatz.

Ob das Plenum mit den ausgewählten Leitsätzen einverstanden ist, zeigten die Abstimmungen. Ganz so, wie es sich für das demokratische Prinzip einer Synode schickt. Demokratie ge­hö­re nicht nur zum kirchlichen Leben, sondern präge auch unsere Gesellschaft, sagte Wüst. „Schon allein deshalb gehören in unseren Kindertagesstätten Elemente von Mitbestimmung und Partizipation selbstverständlich zum Alltag. Wir sind froh über jedes Kind, das sich selbst ernst nimmt und sich mit seiner Stimme ernst genommen fühlt.“ Das sei die Grundlage für Menschen, die ihren Platz in Kirche und Gesellschaft gut und verantwortlich ausfüllen können.

Aus den Ergebnissen der Kindersynode soll in der zweiten Jahreshälfte ein eigenes Kinderleitbild der Protestan­tischen Gesamtkirchengemeinde Kaiserslautern entstehen und veröffentlicht werden. Friederike Jung

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