Umtriebiger Modernisierer der Kirchenverwaltung

Oberkirchenrat Dieter Lutz geht in den Ruhestand – 34 Jahre im Dienst der Landeskirche – Bei Rechtsstreitigkeiten auf Ausgleich gezielt

Für ein papierloses Büro: Dieter Lutz brachte die moderne Informationstechnologie in der Landeskirche voran. Foto: Landry

Gemütlich zurücklehnen will sich Dieter Lutz bis zum Schluss nicht, auch wenn das Ergebnis der pfälzischen Kirchenwahlen ihn rundum zufrieden stimmt. „Meinen Anspruch, dass die evangelische Kirche eine Volkskirche bleibt, gebe ich nicht auf“, kommentiert der scheidende Oberkirchenrat die 32 Prozent Beteiligung bei der Wahl der Presbyterien – ein Spitzenergebnis im Vergleich der evangelischen Landeskirchen. „Das Ergebnis ist ein ‚Ticken‘ mehr als vor sechs Jahren, das ist überaus erfreulich“, sagt er. Für den Kirchenjuristen waren die Kirchenwahlen sein letztes großes Projekt.

Umtriebig und gewissenhaft hat der 62-jährige Rechtsexperte an vielen Stellen für seine pfälzische Landeskirche geackert. Nun geht Dieter Lutz nach 34 Dienstjahren im Landeskirchenrat in Speyer zum Jahresende in den Ruhestand. Offiziell wird Lutz am Sonntag, 13. Dezember, um 14 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Speyerer Gedächtniskirche aus seinem Amt verabschiedet, zugleich wird seine Nachfolgerin Bettina Wilhelm eingeführt.

Sein Herz hat der gebürtige Heidelberger nicht, wie ein alter Schlager sagt, in seiner Heimatstadt am Neckar, sondern in der protestantischen Kirche auf der linken Rheinseite verloren, versichert er. 1987 wurde er nach dem Jurastudium juristischer Referent im Landeskirchenrat, der zentralen Verwaltungsstelle der Evangelischen Kirche der Pfalz. „Es war gleich die erste Bewerbung, die ich abschickte“, erinnert er sich. Seinem Job im Kirchendienst blieb Lutz, der aus einer tief christlichen Familie stammt, treu: Im Jahr 2000 wurde er Leitender Rechtsdirektor, 2007 dann Oberkirchenrat.

Einen großen und wichtigen Aufgabenbereich hatte der Kirchenbeamte, der in seiner Freizeit gerne mit Freunden in den Alpen wandert, mit seinem Team im Dezernat 6 zu koordinieren. Diesem obliegt unter anderem die Rechtsaufsicht und Personalverwaltung der nicht theologischen Mitarbeiter. Lutz‘ Name bleibt besonders mit zwei großen Projekten verbunden: der Entwicklung des Landeskirchenrats hin zu einer modernen und dienstleistungsstarken Verwaltung sowie der Digitalisierung des kirchlichen Verwaltungshandelns.

„Ich bin ein entschiedener Verfechter des papierlosen Büros“, sagt Lutz. Maßgeblich hat der verheiratete Vater von zwei Töchtern die Einführung einer modernen Informationstechnologie in der Landeskirche vorangebracht. Unter seiner Ägide digitalisierte diese sich bis in die kleinsten Verästelungen der Kirchengemeinden hinein. Das Intranet als Arbeitsplattform und als Medium für den internen Informationsaustausch wurde grundlegend überarbeitet, ein elektronisches Datenmanagementsystem und eine ebensolche Personalakte sind auf den Weg gebracht.

Stets sei ihm als Jurist daran gelegen gewesen, Zwist in der Kirche „auf Ausgleich bedacht zu lösen“, betont Lutz. Das Kirchenrecht habe nicht nur eine Ordnungs-, sondern auch eine Ausgleichs- und eine Friedensfunktion. Ziel dabei sei es, Rechtsstreitigkeiten auf friedlichem Weg beizulegen, ohne die Gerichte zu bemühen. Als Beispiel für eine auf Ausgleich bedachte Konfliktregelung führt er den heftigen Streit um die „Hitlerglocke“ im Turm der protestantischen Kirche in Herxheim am Berg an: Ein neuer Gesetzentwurf der Speyerer Kirchenregierung respektiere zwar das Selbstbestimmungsrecht der Kirchengemeinde. Diese dürfe entscheiden, ob sie die stillgelegte Glocke nun abhängt oder nicht. Nur eine Vorgabe sei klar: „Sie darf nicht läuten“, sagt Lutz.

Als persönlichen „Wunsch für die Zukunft“ führt der Oberkirchenrat an, dass die Landeskirche ihre Angestellten auch weiterhin in Anlehnung an den Tarif des öffentlichen Dienstes (TVÖD) entlohnt. Noch einige Tage bleiben ihm im Amt, um sich auch personalpolitisch für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und das in der Corona-Krise erprobte Arbeiten im „Home-Office“ einzusetzen. Doch dann freut sich Dieter Lutz darauf, endlich mehr Zeit für sich und seine Familie zu haben: „Mir wird es sicher nicht langweilig“, sagt er. Alexander Lang

 

Meistgelesene Artikel