Telefonseelsorger bleiben verlässliche Ansprechpartner

Peter Annweiler: Telefonseelsorge Pfalz ein Markenzeichen der Kirche – Rund 10000 Gespräche jährlich – Einrichtung besteht seit 40 Jahren

Offenes Ohr: Pfarrer Peter Annweiler koordiniert als evangelischer Leiter die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge Pfalz. Foto: view

Anonym, rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar und kostenlos: Die ökumenische Telefonseelsorge Pfalz mit Sitz in Kaiserslautern will für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein verlässlicher Ansprechpartner bleiben. Die Nachfrage sei mit jährlich rund 10000 Seelsorge- und Beratungsgesprächen weiterhin hoch, sagte der evangelische Leiter, Pfarrer Peter Annweiler, anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Einrichtung. Rund 90 Ehrenamtliche seien im Schichtdienst per Telefon oder Internet-Chat im Einsatz.

Die von der Evangelischen Kirche der Pfalz und dem Bistum Speyer getragene Einrichtung feiert am 18. Oktober in Kaiserslautern ihre Gründung vor 40 Jahren mit einem Festgottesdienst mit Kirchenpräsident Christian Schad und dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiese­mann. Die Telefonseelsorge Pfalz ist unter den Telefonnummern 0800 1110111 und 0800 1110222 sowie per Internet-Chat unter www.telefonseelsorge-pfalz.de erreichbar.

In den 1970er Jahren seien sich die Kirchen ihrer seelsorgerlichen Aufgabe an den Menschen stärker bewusst geworden, sagte Annweiler. Er leitet die Kaiserslauterer Geschäftsstelle gemeinsam mit der katholischen Psychologin und Theologin Ursula Adam und der Pädagogin Astrid Martin. 1979 hätten die Landeskirche und das Bistum bewusst die Telefonseelsorge in Kaiserslautern als gemeinsame ökumenische Einrichtung eröffnet – bis heute ein „Markenzeichen“ der Kirchen, sagte Annweiler. Ein 2017 gegründeter Freundeskreis unterstützt die Arbeit der Telefonseelsorge finanziell.

Ungezählte Menschen aller Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten aus der Region hätten sich seit 1979 mit ihren Nöten und Ängsten an die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge gewandt. Bei den Hilfeanrufen gehe es nicht nur um Probleme in Familie, Ehe, am Arbeitsplatz oder bei Suizidgefahr. Rund 30 Prozent der Anrufer – zwei Drittel von ihnen sind weiblich – seien einsam und suchten einfach einen Gesprächspartner, sagte Annweiler. Leider blockieren auch ­immer wieder „Scherzanrufe“ oder Falschverbindungen die Leitungen.

Missionarisch „durch die Hintertür“ wollten die Telefonseelsorger für die evangelische oder katholische Kirche nicht werben, betonte Annweiler. Gemeinsam sei ihnen bei ihrer überkonfessionellen und weltanschaulich neut­ralen Arbeit, für andere Menschen ein offenes Ohr zu haben und ihnen bei der Lösung von Problemen zu helfen. Bei den durchschnittlich 20-minütigen Gesprächskontakten gehe es aber weniger darum, konkrete Ratschläge oder Tipps zur Problemlösung zu geben.

Vielmehr wollten die Helfer den Anrufern vor allem menschliche Zuwendung geben und ihnen zeigen, dass sie wertgeschätzt sind, sagte Annweiler. Auch würden die Telefonseelsorger auf weiterführende Hilfsangebote von Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen oder psychotherapeutischen Beratungsstellen verweisen. Während eines eineinhalbjährigen Ausbildungskurses bereiten sie sich auf ihre Arbeit vor.

Dennoch seien die Telefonseelsorger – auch von ihnen sind zwei Drittel weiblich – offen für Spiritualität, sagte Annweiler. Immer wieder wünschten Anrufer ein gemeinsames Gebet. Auch suchten vorwiegend katholische Anrufer hin und wieder den Kontakt zu einem Telefonseelsorger gleicher Konfession. Noch immer seien viele Männer gehemmt, in Notsituationen zum Hörer zu greifen und nach Hilfe zu suchen. Allerdings nutzten zunehmend jüngere Männer den noch anonymeren Internet-Chat, bei dem man seiner Kontaktperson schreibe und sie nicht sprechen müsse.

Ein gutes zusätzliches Angebot könne die bundesweite Telefonseelsorge-App sein, die bis zum Jahresende fertiggestellt sein soll, sagte Annweiler. Diese wolle suizidgefährdeten Menschen Wege zurück ins Leben aufzeigen. Als ein „Krisenkompass“ biete die App etwa Listen mit Beratungsstellen, privaten Vertrauenspersonen und Notfallnummern und gebe Tipps, um Krisenmomente zu meistern. Auch biete die App Hinterbliebenen Unterstützung und richte sich an Menschen, die sich um jemand anderen sorgten. Alexander Lang

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