Synodale Wahlen und Berufungen

Kein Nachfolger für Oberkirchenrat Gottfried Müller – Oberkirchenrat Manfred Sutter im Amt bestätigt

Keine Freude für den Landeskirchenrat: Die Wahl des Nachfolgers für Gottfried Müller (Zweiter von rechts) ist gescheitert. Foto: Landry

Synode hinterfragt die wirtschaftliche Situation beim Zweibrücker Krankenhaus: Oberkirchenrat Sutter am Rednerpult. Foto: Landry

Die Wahl eines Nachfolgers für Oberkirchenrat Gottfried Müller ist zunächst gescheitert. Auch im dritten Wahlgang erhielt keiner der beiden Bewerber die nötige Mehrheit der 67 anwesenden Mitglieder der pfälzischen Landessynode. Auf den Neustadter Dekan Armin Jung entfielen in diesem Wahlgang 27 Stimmen, der Speyerer Pfarrer Martin Schuck konnte 26 Stimmen auf sich vereinen. 13 Synodale enthielten sich, eine Stimme war ungültig.

Die Oberkirchenrats-Stelle wird erneut ausgeschrieben. Die nächste Wahl findet im Frühjahr kommenden Jahres statt. Der 59-jährige Jung ist Mitglied der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft, die ihn vorgeschlagen hat. Der 54-jährige Schuck gehört keiner der vier synodalen Gruppen an. Er hatte in seiner Vorstellungsrede ausdrücklich betont, dass er als unabhängiger Kandidat für die Nachfolge von Oberkirchenrat Gottfried Müller kandidiere. Oberkirchenrat Manfred Sutter wurde für weitere sieben Jahre in seinem Amt bestätigt. Der 58-jährige Theologe benötigte zwei Wahlgänge, um als einziger Kandidat die Mehrheit der anwesenden Synodalen zu erreichen.

Auf Manfred Sutter entfielen 37 Ja-Stimmen, 26 Synodale stimmten mit Nein, fünf enthielten sich. Im ersten Wahlgang hatte Sutter 32 von 35 erforderlichen Stimmen auf sich vereint. Die Wiederwahl Sutters galt als unsicher, da er bei dem in große finanzielle Schwierigkeiten geratenen Landesverein für Innere Mission als Vorsitzender des Verwaltungsrats Verantwortung trägt.

Eine Frau und fünf Männer hat die Synode berufen. Ihr gehören nun 68 Mitglieder an. Für die Landes- und für die Kommunalpolitik wurden die Vizepräsidentin des Mainzer Landtags, Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) aus Rheinzabern, und der Bad Dürkheimer Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) aus Haßloch in die Synode berufen.

Die vier kirchenpolitischen Gruppen schickten jeweils einen Kandidaten in die Synode: Professor Marcus Niewald von der Universitätsklinik Homburg aus Bechhofen für das Synodale Forum (SF), Akademiedirektor Hanns-Christoph Picker aus Oggersheim für den Arbeitskreis Offene Kirche (AOK), Diakoniepfarrer Albrecht Bähr aus Kirkel-Altstadt für die Kirchlich-Theologische ­Arbeitsgemeinschaft (KTA) und den Migrationsbeauftragten Reinhard Schott aus Grünstadt für den Synodalen Gesprächskreis (SGK). koc/mez

Landesverein offenbar vor der Fusion

Oberkirchenrat räumt vor Synode Fehler ein – Sutter sieht Verhandlungen in Zweibrücken auf gutem Weg

Die Weichen für eine gute Zukunft der Einrichtungen des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz sind nach Worten von Oberkirchenrat Manfred Sutter gestellt. Allerdings seien noch nicht alle Probleme gelöst, sagte Sutter vor der pfälzischen Landessynode in Speyer. Bei der Information der Synodalen über die Situation des wirtschaftlich angeschlagenen Landesvereins räumte Sutter eigene Fehler als Vorsitzender des Verwaltungsrats des Vereins ein. Die Folgen einiger Entscheidungen habe er nicht richtig eingeschätzt. Sutter geht davon aus, dass es bald zu einer Fusion des Landesvereins mit den Diakonissen Speyer-Mannheim kommt: „Dann wird der Landesverein aufgelöst.“

Das Krankenhaus in Bad Dürkheim und die neun Altenheime des Landesvereins arbeiten nach Sutters Worten wirtschaftlich erfolgreich. Die Zukunft des evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken ist jedoch nach wie vor unklar. Derzeit werde mit dem katholischen Nardini-Krankenhaus in Zweibrücken über eine Verbundlösung verhandelt, sagte Sutter, der auch Diakoniedezernent der Landeskirche ist. Dabei sollen beide Krankenhäuser ihre Geschäftsfelder absprechen und den herrschenden Konkurrenzkampf beenden. Eine solche Lösung werde auch vom Land Rheinland-Pfalz unterstützt.

In der Vergangenheit waren Verhandlungen mit dem Nardini-Krankenhaus gescheitert. Jetzt seien die Gespräche auf gutem Weg, sagte Sutter. Es gebe allerdings auch Pläne, wenn die Verbundlösung nicht klappe. Diese könne er jedoch nicht nennen. Wichtigste Ziele seien der Erhalt der Arbeitsplätze im Zweibrücker Krankenhaus und die klinische Versorgung der Bevölkerung.

Als er 2010 den Vorsitz des Verwaltungsrats übernommen habe, habe der Landesverein bereits 20 Jahre lang nicht erfolgreich gearbeitet, sagte der Oberkirchenrat. Als Folge davon seien die einst beträchtlichen Rücklagen aufgebraucht und im Zweibrücker Krankenhaus ein Investitionsstau von 50 Millionen Euro entstanden. Für 2015 werde dort mit einem Verlust von etwa drei bis vier Millionen Euro gerechnet.

Die Versuche, angesichts der sich verschärfenden wirtschaftlichen Lage im Verwaltungsrat des Landesvereins Lösungen zu finden, seien mühselig gewesen, sagte Sutter. Erst im Oktober 2015 sei es zu einem Umdenken gekommen, nachdem die Mitgliederversammlung den Verwaltungsrat einstimmig aufgefordert habe, Fusionsverhandlungen mit den Diakonissen Speyer-Mannheim zu beginnen. Inzwischen führen bereits Vertreter der Diakonissen die Geschäfte des vor 111 Jahren gegründeten Landesvereins. koc

Gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung

Synodalpräsident Lorenz verteidigt Arbeit der synodalen Gruppen – Neues kirchliches Finanzsystem – Kindertagesstätten vor neuen Aufgaben

Zum Auftakt der Herbsttagung der pfälzischen Landessynode hat Synodalpräsident Hermann Lorenz an die Kirchenmitglieder appelliert, jeder Form der Fremdenfeindlichkeit und der Ausgrenzung entgegenzutreten. Die Kirche bemühe sich nach Kräften, den Menschen, die nach Deutschland kommen, zu helfen, sagte Lorenz in Speyer. Die freundliche Aufnahme und Begleitung der Flüchtlinge stelle die zentrale christliche Mission der Nächstenliebe dar.

In seiner Eröffnungsrede verteidigte Lorenz die Arbeit der synodalen Gruppen. Wer der Synode Mauscheleien vorwerfe, habe die Bedeutung und Funktion der in ihr vertretenen Gruppen nicht verstanden. In den Gruppierungen würden die Verhandlungsgegenstände bereits vor der Tagung diskutiert. Damit dienten sie der Meinungsbildung. In der Synode sei dann immer noch ausreichend Raum für eine Diskussion. Dafür trete er als Präsident der Synode ein.

In der Landeskirche soll langfristig ein neues kirchliches Finanzsystem eingeführt werden. Die Umstellung des Rechnungswesens geht auf die Orga­nisationsuntersuchung des Landeskirchenrats zurück. Das neue Finanzwesen soll den Ressourcenverbrauch nachvollziehbar abbilden. Das Projekt wird nach den Worten von Finanzdezernentin Karin Kessel prägend für diese Synodalperiode sein. „Es soll zunächst in der Landeskirche und mittelfristig auch in den Kirchenbezirken und Kirchengemeinden eingeführt werden“, erklärte die Oberkirchenrätin. Hans-Peter Dannhorn von dem mit der Organisationsentwicklung beauftragten Beratungsbüro bezeichnete das neue System, das die bisherige Kameralistik ablösen werde, als transparent, zukunftsorientiert und nachhaltig: „Jede Generation soll für die Ressourcen aufkommen, die sie verbraucht.“ So werde eine nachvollziehbare Grundlage für weitreichende Entscheidungen gelegt und langfristig Vorsorge getroffen. Dannhorn erläuterte das Konzept, das dem neuen kirchlichen Finanzwesen zugrunde liegt. Kernstück sei die vollständige Erfassung und Bewertung des kirchlichen Vermögens und der Schulden.

Zum Abschluss ihrer Herbsttagung beauftragte die Synode die Kirchenleitung, mit den Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland darüber zu verhandeln, wie Flüchtlingskinder in den Kindertagesstätten in geeigneter Weise aufgenommen und gefördert werden können. Die Aufnahme von Flüchtlingskindern stelle die Kindertagesstätten vor neue Aufgaben, heißt es in der Begründung des Antrags. Um diesen Aufgaben entsprechen zu können, sei zusätzliches Personal besonders zur Sprachförderung und für den sensiblen Umgang mit traumatisierten Kindern und den Erziehungsberechtigten erforderlich. Durch die steigende Zahl von Flüchtlingskindern wachse der Bedarf an Plätzen in den Tagesstätten und somit die Dringlichkeit, die Arbeit in den Einrichtungen zu gewährleisten. KB

Synode beschließt Maßnahmenbündel für die Flüchtlingshilfe

Pfälzische Landeskirche investiert jährlich mehr als eine Million Euro – Netzwerke und Hilfe für Ehrenamtliche in den Kirchenbezirken geplant

Die Evangelische Kirche der Pfalz und ihre Diakonie bauen die Flüchtlingsarbeit mit einem umfassenden Maßnahmenbündel aus. Bis 2020 sollen jährlich jeweils mehr als eine Million Euro zur Unterstützung und Integration von Flüchtlingen investiert werden, beschloss die pfälzische Landessynode mit großer Mehrheit in Speyer. Dafür würden für 2016 über- und außerplanmäßige Mittel bereitgestellt. Ab dem Haushaltsjahr 2017 sollen die Finanzmittel in die mittelfristige und dann in die reguläre Haushaltsplanung aufgenommen werden. Im laufenden Jahr würden im rheinland-pfälzischen Bereich der Landeskirche 16 700 Flüchtlinge erwartet.

Angesichts der großen Zahl von Menschen, die im Land Schutz und Asyl suchten, müsse die Landeskirche ihre Beratung, Unterstützung und Begleitung von Migranten ausweiten, sagte Diakoniedezernent Manfred Sutter bei der Vorstellung eines zunächst auf fünf Jahre angelegten Konzepts. Die Willkommenskultur in den Kirchengemeinden müsse mit einer Willkommensstruktur verbunden werden. Ein Schwerpunkt der Hilfe sei die Begleitung von Ehrenamtlichen. Deren große Zahl komme aus Kirchengemeinden und kirchlichen Netzwerken. Mit Schulungskonzepten sollten sie qualifiziert und begleitet werden.

In den Kirchenbezirken sollen sich dem Konzept zufolge Netzwerke von Ehrenamtlichen bilden. Drei- bis viermal im Jahr solle es Treffen von Vertretern von Ehrenamtsinitiativen geben. Für die Begleitung von Hauptamtlichen soll beim Diakonischen Werk Pfalz eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden. Zudem sei für den 10. September 2016 ein Ehrenamtstag geplant. Dem Integrationsbeauftragten von Landeskirche und Diakonie, Reinhard Schott, werde ein Sachbearbeiter mit einer halben Stelle zur Seite gestellt. Ein Härtefonds mit einem jährlichen Umfang von 100 000 Euro werde für Kirchengemeinden eingerichtet, die in ihrer Flüchtlingsarbeit vor besondere Aufgaben gestellt sind. Auch für die Fachberatung in den rund 250 protestantischen Kindertagesstätten, die teilweise traumatisierte Flüchtlingskinder aufnehmen, werde es eine halbe Stelle geben.

Die Synode beschloss zudem mehr Stellen für die flächendeckende Verfahrensberatung von neu ankommenden Asylbewerbern. An den Standorten in Kusel, Speyer, Zweibrücken, Herxheim und Schifferstadt sollen jeweils eine Dreiviertelstelle beim Caritasverband und dem Diakonischen Werk eingerichtet werden. Unklar sei noch, ob das Land Rheinland-Pfalz 60 Prozent der Personalkosten refinanziere, sagte Oberkirchenrat Sutter. Weitere zusätzliche Beratungsstellen im Umfang von je einer halben Stelle sollen in den Landkreisen Germersheim, Kaiserslautern und Kusel sowie in der Stadt Kaiserslautern entstehen. Zudem besteht die Absicht, in Annweiler minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. all

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