Solidarisch mit den Kakaobauern und ihren Kindern

Konfirmanden malen in Gommersheim Straßenbilder für fair gehandelte Schokolade – Verkauf von Fair-trade-Nikoläusen am ersten Advent

Provokative Straßenbilder (von links): Denny Hempel, Nico Ziehl, Joscha Postel, Collin Haaf und Jonathan Hauptmann. Foto: Krauß

„Make chocolate fair“, das ist das Anliegen von zwei Dutzend Konfirmanden aus Gommersheim, Freisbach und Geinsheim. Kurz vor dem ersten Advent haben sie in einer Straßenkunstaktion den Boden des Dorfplatzes in Gommersheim mit bunten Werbeparolen für fair gehandelte Schokolade und gegen die Ausbeutung der Rohstoff produzierenden Kakaobauern und ihrer Kinder bemalt. Gemeindepfarrerin Martina Horak-Werz und der Kunstlehrer im Ruhestand, Peter Frei, halfen den Jugendlichen bei der einstündigen Freiluftaktion, die alle Beteiligten trotz frischer Temperaturen im einstelligen Plusbereich gut gelaunt absolvierten.

„Ritter Sport – Quadratisch – Kinderarbeit“, haben Denny Hempel, Collin Haaf, Jonathan Hauptmann, Joscha Postel und Nico Ziehl getextet und – passend im quadratischen Format – mit bunten Farben ihrer Straßenkreiden umgesetzt. „Lasst Kinder Kinder sein! Fair trade“ und ein durchgestrichenes Wort „Ausbeutung“ malten Hanna Haag und Elisa Fath auf den Dorfplatz. Drastisch formulierten es Friederike Schuberg, Nele Scholder, Melina Schirrmann und Maya Wendel: „Schoki killt Kinder!“, schrieben sie unter ihr Straßenbild von einem vollreifen Kakaobaum samt seinen Früchten.

„Wir hoffen, dass viele Gommersheimer sich die Straßenbilder anschauen, nachdenklich werden und im Idealfall künftig auf fair gehandelte Schokolade umsteigen“, beschreibt Pfarrerin Horak-Werz den Zweck der Aktion. Zuvor hatte sie die Jugendlichen im Gemeindehaus über die Schokoladenproduktion in Deutschland informiert. Die umsatzstärksten Marken Milka und Ritter Sport haben seitdem bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden keinen guten Klang. Denn faire Preise erhalten die für die großen deutschen Marken arbeitenden Kakaobauern in den Hauptanbaugebieten Ghana und Kongo nicht. Ihre Kinder müssen mitarbeiten und können nicht in die Schule gehen, damit sie mit ihren Familien so eben das Existenzminimum erreichen.

Für Vianne Paul und Majra Hauck ein Skandal. „Kinder sollen nicht arbeiten müssen, sondern in die Schule gehen und ein buntes Leben haben“, forderte Majra. Dies sei auch der Grund, warum sie beide ihren Schriftzug „Fair trade“ bunt gemalt hätten. Die Solidarität mit den Gleichaltrigen auf anderen Kontinenten ist bei den Mädchen und Jungen groß. So groß, dass Marc Braunberger erbost „Ritter Sport Schwoin“ auf den Boden schreibt. Er ärgert sich darüber, dass der große Schokoladenhersteller es nicht fertigbringt, den Rohstofflieferanten in Ghana und Kongo faire Preise für ihre Kakaobohnen zu zahlen. „So jemand ist uff Pälzisch e Schwoin“, sagt der Konfirmand grimmig.

Friederike Schuberg und Maya Wendel haben lange zeichnerisch an ihrem Straßenkunstbild gefeilt. Dass sie eine ganze Stunde bei klammen Temperaturen gemalt haben, steckten sie locker weg: „Wenn man von der Sache überzeugt ist, Spaß daran hat und gut beschäftigt ist, geht das“, meinte Maya.

Die Kirchengemeinde Gommersheim-Freisbach-Geinsheim widmet sich schon lange dem Thema Fairer Handel. Seit mehr als zehn Jahren wird bei den Treffen der Gruppen und Kreise in den Gemeindehäusern in Gommersheim und Freisbach fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Vor Ostern verkaufen Präparanden und Konfirmanden in beiden Orten jeweils nach den Gottesdiensten an Sonntagen Osterhasen aus fair gehandelter Schokolade.

Nach dem Gottesdienst am ersten Advent, 1. Dezember, der um 9.15 Uhr in der protestantischen Kirche in Gommersheim, Kirchstraße 10, beginnt, verkaufen die Konfirmandinnen und Konfirmanden vor der Kirche Schoko-Nikoläuse aus fair gehandelter Schokolade. Die kleinen Exemplare kosten einen, die großen 3,50 Euro. Auch beim Sonntagscafé im Gemeindehaus, Gartenstraße 1, können Interessenten ab 14 Uhr noch Nikoläuse erstehen. dob

Meistgelesene Artikel