Seelsorge in Niederauerbacher Kaserne ausgedünnt

Karl-Martin Unrath seit rund einem Jahr Vakanzvertreter für evangelische Militärseelsorge Zweibrücken – Gespräche mit Bewerbern laufen

Wird in punkto Gottesdienst und Seelsorge vom Saarland aus betreut: Die Niederauerbachkaserne Zweibrücken. Foto: Steinmetz

Viel zu tun hat der evangelische Militärpfarrer Karl-Martin Unrath. Eigentlich betreut der 57-Jährige die Truppenstandorte Saarlouis, Merzig und Lebach und ist ohnehin viel unterwegs. Seit Dezember vergangenen Jahres ist er nun auch noch Militärpfarrer in der Niederauerbachkaserne Zweibrücken – als Vakanzvertretung. Denn im November 2017 wechselte Militärpfarrerin Brigitte Bommarius vom Evangelischen Militärpfarramt Zweibrücken ins Evangelische Militärpfarramt Münster. Seitdem ist die Stelle vakant, bestätigt Andreas Junggeburth vom Evangelischen Militärdekanat Köln, zu dem Zweibrücken gehört. Aus der pfälzischen Landeskirche konnte niemand für den Dienst gewonnen werden. Allerdings seien Bewerbungen eingegangen, nachdem die Stelle EKD-weit ausgeschrieben wurde. Bis Ende des Monats sollen nun Gespräche stattfinden. Ob es in diesem Jahr zu einer Neubesetzung komme, könne er aber nicht sagen.

Für Pfarrer Unrath bedeutet das gutes Zeitmanagement. „Ich versuche, mindestens einmal pro Woche in Zweibrücken zu sein, sagt der 57-Jährige, der erst vor einem Jahr die Stelle in Saarlouis angetreten hat. Von evangelischer Seite ist noch Pfarrhelferin Lisa Reinhardt vor Ort, die allerdings noch in diakonischer Ausbildung ist und noch keine Andachten halten kann. Durch das Fehlen eines ständigen Militärpfarrers sei das seelsorgerliche Angebot daher ausgedünnt. Fortgeführt werden in jedem Fall Gedenkveranstaltungen an Gefallene, die nächste am 23. Oktober. Was ausgesetzt ist, seien die Standortgottesdienste. Auch das ökumenische Kirchencafé, das Bommarius während ihrer Zeit in der Kaserne mit ihrem katholischen Kollegen Marius Merkelbach veranstaltet hat, ruht.

„In letzter Zeit bestand ohnehin geringerer Bedarf“, sagt Unrath. Schließlich waren seit Mai 300 Soldaten des Fallschirmjäger-Regiments 26 aus Zweibrücken und Lebach bei der UN-Mission Minusma in Mali im Einsatz. Allerdings werden voraussichtlich Mitte Oktober die letzten Soldaten zurückkehren, teilt Presseoffizier Hauptmann Andy Enderlin mit. Dann kommt auf die Seelsorger mehr Arbeit zu. „Viele Probleme, die aus dem Auslandseinsatz resultieren, stellen sich mit einer Zeitverzögerung von einem halben Jahr oder Jahr ein“, sagt Merkelbach, der von April bis August in Mali bei den Soldaten war.

Für Merkelbach, eigentlich Pfarrer des evangelischen Militärpfarramts Saarlouis, ist die Arbeit in Zweibrücken schon Alltag. Seit Ende 2015 bereits pendelt er wie Unrath zwischen den einzelnen Truppenstandorten. Doch jetzt kommt Bewegung in die lange Vakanzvertretung. „Es ist relativ sicher, dass ab Februar 2019 ein katholischer Militärpfarrer nach Zweibrücken kommt“, sagt Merkelbach, der sich über die Entlastung freut.

Ein generelles Problem bei der Besetzung von Stellen der Militärseelsorge hat das evangelische Militärdekanat nicht. So ist im Dekanat, das Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland umfasst, lediglich eine Stelle unbesetzt – eben Zweibrücken, bestätigt Junggeburth. Dass es immer weniger junge Pfarrer gibt, wirke sich bisher nicht negativ aus. Vielmehr suchten häufig Pfarrer, die einen längeren Dienst in Gemeinden versehen hätten, mit der Militärseelsorge eine neue Aufgabe. Schwerer zu besetzen als andere Pfarrstellen seien sie deshalb nicht, auch wenn Auslandseinsätze eine besondere Herausforderung darstellten.

Warum es im Fall Zweibrücken etwas dauere, darüber kann Unrath deshalb nur mutmaßen. Möglicherweise habe die geografische Lage etwas damit zu tun, sagt der Pfarrer. Schließlich sei auch seine Stelle in Saarlouis vor seinem Antritt dreieinhalb Jahre vakant gewesen. Viele Pfarrer ziehe es in die Ballungszentren nach Köln oder Düsseldorf, höre er aus der rheinischen Kirche. Sollte Unrath tatsächlich ähnlich lange in Zweibrücken tätig sein wie sein Kollege Merkelbach, wird er noch die Einweihung des neuen Gottesdienstraums für Soldaten auf dem Gelände miterleben können. Für rund 850000 Euro soll dieser ab Mitte kommenden Jahres nahe des Gefallenendenkmals gebaut werden. Florian Riesterer

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