Punktlandung auf dem avisierten Betrag

Alte Lateinschule in Grünstadt saniert und modernisiert – Indienststellung am 29. November geplant

Ein gläserner Vorbau bildet den Haupteingang: Die Alte Lateinschule. Foto: Benndorf

Grünstadt. Die Alte Lateinschule in Grünstadt ist saniert und modernisiert worden. Am ersten Advent, 29. November, wird sie mit einem Festgottesdienst ab 10 Uhr in der Martinskirche und ab 11.30 Uhr mit einem Empfang in dem renovierten Gebäude in Dienst gestellt. Untergebracht sind dort Räume der Evangelischen Jugendzentrale, des Bezirkskantorats, ein großer Veranstaltungssaal und ein städtischer Raum.

Lange Zeit sei es für unmöglich gehalten worden, dass das klassizistische Gebäude von 1834 überhaupt renoviert werden könne, erklärte Dekan Stefan Kuntz. Die Schäden an der denkmalgeschützten Bausubstanz seien schwer zu sanieren gewesen, die hohen Kosten gescheut worden.

Der zweigeschossige Bau habe eine bewegte Geschichte: Er sei bei Fertigstellung 1834 zunächst Lateinschule und Progymnasium der bayerischen Verwaltung gewesen, seit 1933 Oberschule, seit 1950 wieder Progymnasium und seit 1962 eine Sonderschule. Später beherbergte er für einige Jahre den evangelischen Kindergarten. Weil ganze Generationen von Grünstadtern dort gelernt hätten, fühlten sich viele mit dem Gebäude verbunden.

Das sei möglicherweise der Grund, warum die Spendenbereitschaft so groß gewesen sei, als die Kirchengemeinde 2005 zu Gaben aufgerufen habe, sagte Kuntz. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren 360 000 Euro an Spenden und Erlösen aus Fundraisingaktionen erhalten, die Kirchenmusik und Evangelische Jugend Grünstadt erwirtschaftet haben.“

Insgesamt kosteten die Sanierung und Modernisierung des Gebäudes 1,5 Millionen Euro. „Zwar sind die Kosten am Ende erst nach Eingang der Schlussrechnungen für alle Gewerke und nach Abrechnung aller Nebenkosten klar, aber es sieht so aus, als wenn wir eine Punktlandung auf den 1,5 Millionen Euro machen“, sagte der Dekan. 360 000 Euro bringt die Kirchengemeinde an Eigenmitteln inklusive Spenden und Fundraisingerlösen ein, 300 000 Euro erhält sie als zinsloses Darlehen von der Landeskirche und weitere 340 000 Euro als Zuschuss der Landeskirche. 150 000 Euro gibt die Stadt Grünstadt und 350 000 Euro das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen des Projekts „Aktives Stadtzentrum“.

Möglich sei die Punktlandung nur deshalb gewesen, weil sich eine Gruppe von Kirchenbezirk und -gemeinde, Architekt Matthias Dichtl und Norbert Theiß vom Rechnungsprüfungsamt der Landeskirche mehr als ein Jahr lang jeden Dienstagmorgen um 7.30 Uhr zu einer Wochenbesprechung getroffen hätten, so Kuntz. Die „Jourfix-Gruppe“ habe seit Baubeginn im September 2014 die Arbeiten begleitet. „Wir haben das Voranschreiten der Baumaßnahme mit ständigem Blick auf die Kosten begleitet und da, wo Probleme oder unvorhergesehene Kosten auftraten, nach einem Ausgleich gesucht, um den Kostenrahmen einhalten zu können“, führte der Dekan aus. So hätten die berühmten „Nachträge der Handwerker“ vermieden werden können. Zu der Arbeitsgruppe gehörten kirchlicherseits neben Kuntz und Pfarrer Andreas Funke auch die Presbyter Wolfgang Weckerle, Elke von Haaren und Sybille Gräfin Strachwitz. Auch Jugendreferentin Petra Ludwig und Bezirkskantorin Katja Gericke-Wohnsiedler brachten Anregungen für die Renovierung der Alten Lateinschule ein.

Drei Monate vor Sanierungsbeginn wurde im Juni 2014 ein eingeschossiges Nebengebäude abgerissen, das zuletzt als Lager für die Jugendarbeit gedient hatte. Im September begann dann die eigentliche Sanierung. Die historische und denkmalgeschützte Bohlenbinderkonstruktion des Satteldachs, die wie ein umgedrehter Holzschiffsrumpf aussieht, konnte erhalten bleiben. „Wir haben einfach ein Dach darübergesetzt“, so Kuntz. Auf der rückwärtigen Seite erhielt das Gebäude den neuen Haupteingang als zweigeschossigen Glasvorbau, in dem sich der Aufzug und eine umlaufende Treppe befinden. Im Erdgeschoss sind Sanitäranlagen, Küche und ein Veranstaltungssaal untergebracht. Weil er Chorprobenraum ist, wurde er mit Deckensegeln für eine bessere Akustik ausgestattet. Im Obergeschoss befinden sich die Räume der Jugendzentrale, der Bezirkskantorin sowie ein Raum, den die Stadt Grünstadt nutzt. dob

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