Protestantische Berggemeinden und Kandel geehrt

Hermann-Lübbe-Preis für Gemeindepublizistik zum 17. Mal verliehen – Metzger: Den „schlafenden Riesen“ ins Licht der Öffentlichkeit rücken

Betrachten die Gemeindebriefe, die für den Lübbe-Preis eingesandt wurden: Kirchenpräsident Christian Schad (links) und Gäste der Lübbe-Preisverleihung. Foto: Landry

Chefredakteur Hartmut Metzger (Dritter von links) und Kirchenpräsident Christian Schad (Fünfter von links) mit den Lübbe-Preis-Gewinnern der Berggemeinden (von links): Gemeinde­pfarrer Helmut Meinhardt, Annemarie Briese, Doris Schmidt und Klaus Clever. Foto: Landry

Chefredakteur Hartmut Metzger (Dritter von links) und Kirchenpräsident Christian Schad (rechts) mit den Kandeler Gewinnern des Sonderpreises des Kirchenpräsidenten (von links): Manuela Krumm, Lorena Jetter-Herrgen, Elke Zechiel und Gemeindepfarrer Arne Dembek. Foto: Landry

Der Gemeindebrief „Kirchenfenster“ der protestantischen Kirchengemeinden Weisenheim am Berg, Bobenheim am Berg und Herxheim am Berg hat am vergangenen Montag in Speyer den ­Hermann-Lübbe-Preis des KIRCHENBOTEN für Gemeindepublizistik in der Evangelischen Kirche der Pfalz erhalten. Der von Kirchenpräsident Christian Schad gestiftete Sonderpreis zur Berichterstattung über das 200. Jubiläum der Pfälzer Kirchenunion ging an den Gemeindebrief der protestantischen Kirchengemeinde in Kandel.

In diesem Jahr wurde der Preis zum 17. Mal verliehen. Er ist nach dem früheren Chefredakteur des KIRCHENBOTEN, Hermann Lübbe (1969 bis 1986), benannt und ebenso wie der Sonderpreis des Kirchenpräsidenten mit 500 Euro dotiert. Mit der Vergabe des Lübbe-Preises wolle das pfälzische Sonntagsblatt den „schlafenden Riesen, die evangelische Gemeindepublizistik und deren große Verdienste um den Zusammenhalt der Kirchengemeinden, ins Licht der Öffentlichkeit rücken“, sagte Chefredakteur Hartmut Metzger.

Für das Profil des Gemeindebriefs der drei „Protestantischen Berggemeinden“ im Dekanat Bad Dürkheim-Grünstadt sei der weite Blick auf überregionale Ereignisse und Gedenktage entscheidend, urteilte die Jury des Lübbe-Preises, die aus Journalisten und Vertretern der Landeskirche besteht. So habe das „Kirchenfenster“ unter anderem in den ersten Monaten des Jahres an den 100. Geburtstag von Heinrich Böll erinnert sowie der 200. Geburtstage von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Karl Marx sowie dem 50. Todestag von Martin Luther King gedacht. Der Gemeindebrief „Kirchenfenster“ biete auch umfassende Informationen über das Leben der drei Kirchengemeinden, führte Kirchenpräsident Christian Schad aus, der die Voten der Jury verlas.

Dem Gemeindebrief der Kirchengemeinde Kandel sei es gelungen, die Pfälzer Kirchenunion von 1818 den Gemeindemitgliedern durch gründliche und sachkundige Informationen nahezubringen, sagte Schad. Dieses Thema werde in der Öffentlichkeit wenig beachtet, habe für die Identität der Landeskirche aber einen hohen Stellenwert. In einem Heft habe das Preisträgerteam aus Kandel gemeinsam mit seinem Pfarrer einen historischen Beitrag über die Kirchenunion als ein Schwerpunktthema verfasst. Dabei blicke der Gemeindebrief nicht nur auf die Union als Einzelereignis zurück. Vielmehr werde das Zusammengehen von Lutheranern und Reformierten in der Pfalz in den Strang der historischen Entwicklung der protestantischen Konfession seit der Reformation gestellt, sagte Schad.

Die Tageszeitung habe eine „Chronistenpflicht“, zumindest über herausragende Ereignisse des kirchlichen Lebens zu berichten, betonte Hans-Joachim Redzimski, der Leiter der Kaiserslauterer Lokalredaktion der „Rheinpfalz“ laut Redemanuskript. Redzimski konnte unwetterbedingt seinen Festvortrag zum Thema „Kirche in der Tageszeitung“ nicht selbst halten. Durch den digitalen Wandel und neue Herangehensweisen ändere sich die Arbeit in den Zeitungsredaktionen stark. Die Kirche müsse dabei mit ihren Angeboten zur Berichterstattung Schritt halten und auch neue oder noch nicht erreichte Zielgruppen im Blick haben. Die Lokalteile einer Zeitung begleiteten die Angebote der Kirche auf kulturellem Gebiet und im geistlichen Bereich. Die Kirchtürme seien das Wahrzeichen einer Kommune und prägten deren Bild, unterstrich Redzimski. Alexander Lang

Mit neuem Konzept und einem Schwerpunktthema gewonnen

Berggemeinden haben „Kirchenfenster“ erst vor sechs Ausgaben umgestellt – Gewerbetreibende sponsern diskret Kandels „Gemeindebrief“

Erst vor sechs Ausgaben haben die Berggemeinden Weisenheim, Bobenheim und Herxheim das Konzept ihres viermal im Jahr erscheinenden Gemeindebriefs „Kirchenfenster“ umgestellt. „Bis dahin wurde er samt Fotos in Schwarzweiß gedruckt. Doch so lassen sich Mitglieder in den Gemeinden nicht mehr erreichen, wir mussten also modernisieren“, erklärt Pfarrer Helmut Meinhardt den Wechsel.

Die Mehrkosten von 85 Euro kompensiert er durch zwei Werbeanzeigen pro Heft. Der Druck kostet nun 460 Euro pro Ausgabe, deren 1000 Exemplare an alle protestantischen Haushalte in den Gemeinden gehen. Das Heft im Din-A4-Format hat auf jeder Seite mindestens ein Farbfoto, Kopfzeilen erleichtern die Orientierung. Feste Rubriken wie die Andacht am Anfang, Termine in der Kirchengemeinde, Gruppen und Kreise, Familiennachrichten, die Kinderseite und der Gottesdienstplan auf der letzten Seite sorgen für Wiedererkennbarkeit. Dem Redaktionsteam um Schlussredakteur Helmut Meinhardt und seiner Frau Christel als Korrektorin gehören Katharina Hauchwitz, Doris Schmidt, Klaus Clever und Annemarie Briese an. Ihr Gemeindebrief erscheint zu Beginn des neuen Kirchenjahrs ab Dezember, dann wieder zu Ostern, den Sommermonaten und September bis zum Beginn des nächsten Kirchenjahrs. „Freie Seiten widmen wir oft runden Geburtstagen oder Jubiläen von Menschen und Einrichtungen“, so der Pfarrer. In der Ausgabe März bis Mai waren es unter anderem das 85-jährige Bestehen des Diakonissenvereins Weisenheim-Bobenheim und der 50. Todestag von Martin Luther King.

Kandel hat seinem „Gemeindebrief“ vor neun Jahren das jetzige Din-A5-Format gegeben. Mit 4000 Exemplaren Auflage geht er an jeden Haushalt in Kandel – nicht nur an die protestantischen. Feste Rubriken sind die Andacht am Anfang, Neuigkeiten aus dem Presbyterium, der Gottesdienstplan in der Mitte, Nachrichten über Kasualien, Gruppen und Kreise, Gemeindeveranstaltungen, die Kindertagesstätte und den Förderverein der St. Georgskirche. Das vierköpfige Redaktionsteam besteht aus Manuela Krumm und Liane Zechiel sowie den Gemeindepfarrern Johanna Baum und Arne Dembek, der die Schlussredaktion macht.

Seit zwei Jahren enthält jede vierteljährliche Ausgabe ein Schwerpunktthema. In der Ausgabe von März bis Mai habe sich zeitlich angeboten, auf vier Seiten über „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ zu berichten, so Pfarrer Dembek. Die Frage der Werbeanzeigen im „Gemeindebrief“ hätten örtliche Geschäftsleute entschieden: Sie wollten lieber diskret Ausgaben sponsern, anstatt Anzeigen zu schalten. dob

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