Pfälzische Sprache wächst in den USA am schnellsten

Film zeigt Leben der „Pennsylfaanisch-Deitschen“ und ihre Beziehung zur alten Heimat – Vor allem Mennoniten und Amische ausgewandert

Sprache der „Voreldere“: Das Pfälzische der Auswanderer wurde von seiner englischsprachigen Umgebung beeinflusst. Foto: pv

Knapp eine halbe Million Nordamerikaner sprechen Pennsilfaanisch-Deitsch – ein Idiom, das auf altertümlichem Pfälzisch basiert und dessen Vokabular, Grammatik und Aussprache im Lauf der Zeit von seiner englischsprachigen Umgebung beeinflusst wurde. Pennsylvanian Dutch, wie die Sprache auf Englisch etwas irreführend heißt (weil sie mit Holländisch nichts zu tun hat), ist ein Phänomen: Wie bei vielen deutschen Dialekten sind die meisten Sprecher schon älteren Semesters und haben ihre „Muddersprooch“ nicht an ihre Kinder und Enkel weitergegeben.

Und doch ist PA Dutch (so die Kurzform) die am schnellsten wachsende Sprache der USA. Das liegt an den zumeist abgeschottet und antiquiert lebenden Gemeinschaften der Amish und Mennoniten, die an ihr festhalten und durch Kinderreichtum und Landerwerb sowohl für steigende Sprecherzahlen als auch für eine territoriale Ausbreitung sorgen.

Ihre Vorfahren waren einst aus der Schweiz zunächst an den Oberrhein geflohen. Neben zahlreichen anderen, meist evangelischen Christen aus der (Kur-)Pfalz, Baden und Rheinhessen suchten viele Mennoniten und Amischen im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert in der Neuen Welt ein besseres Leben und Zuflucht vor religiöser Verfolgung. Da die Pfälzer besonders früh und zahlreich in Pennsylvania siedelten, etablierte sich ihre Mundart nach und nach als gemeinsame Sprache der deutschen Einwanderer.

Dass die Nachfahren die Kultur und Sprache ihrer „Voreldere“ auch in über 6000 Kilometern Entfernung noch in Ehren halten, haben die Pfälzer Filmemacher Benjamin Wagener und Christian Schega eher durch Zufall übers Internet erfahren – und beschlossen, gemeinsam eine Dokumentation darüber zu drehen. Im Mittelpunkt steht Doug­las Madenford. Der 38-jährige Lutheraner setzt sich als Lehrer, Autor, Folkmusiker, Blogger und Youtuber mit viel Herzblut für die Bewahrung des Pennsilfaanisch-Deitschen ein. In dem 90-Minuten-Film erforscht er Gemeinsamkeiten „hiwwe wie driwwe“ des Atlantiks. Zunächst nimmt er die Zuschauer mit aufs „Kutztown Folk Festival“, wo einmal im Jahr bei „Grumbeerstampes“, „Brotwarscht“ und viel Musik die Sprache und Kultur der Vorfahren zeleb­riert wird.

Man erfährt, dass man auch in Pennsylvania gern und viel Saumagen isst, das Pfälzer Sagentier „Elwetrisch“ verehrt, die alte Tradition des „Belzenickels“ (Knecht Rupprecht) hochhält, der „Murmeltiertag“ auf die deutschen Auswanderer zurückgeht und „Old MacDonald“ in der Version der PA Dutch keine Farm hat, sondern „e Bauerei“. Und dass der Glaube, der Gottesdienst und die Kirchengemeinde auch bei modern lebenden Angehörigen der Volksgruppe nach wie vor prägende Faktoren ihrer kulturellen Identität sind: „Liewer Gott im Himmel drin, loss uns Deitsche, was mir sin“, heißt es an einer Stelle.

Später reist „Doug“ auf Spurensuche in die Pfalz, wo er am Hambacher Schloss den Mundart-Kabarettisten Chako Habekost trifft. Der ist entsetzt, dass man in Pennsylvania den Ausdruck „Alla hopp“ nicht kennt – zur Zeit der Auswanderung gab es im Pfälzischen so gut wie keine französischen Lehnwörter. „Des ist wohl nit iwwer de Ocean gange“, schlussfolgert Madenford. Auch die Weinkultur ist dem Biertrinker eher fremd.

Weitere Drehorte im „Alte Land“, wie es auf PA Dutch heißt, waren ein Saumagen-Restaurant in Bockenheim, ein Bauernhof in Westheim und ein Dorffest in Hördt, wo sich der Kreis schließt und zum Abschluss wieder Musik gemacht wird. Tobias Wilhelm

Kinotipp

„Hiwwe wie driwwe“ hat am 13. 4. in Landau (Universum, 20 Uhr) Premiere. Weitere Vorstellungen: 14. 4. Germersheim (Regina-Kino, 14 Uhr), Grünstadt (Filmwelt, 18 Uhr) und Ramstein (Broadway, 20 Uhr); 15. 4. Pirmasens (Walhalla, 20 Uhr); 16. 4. Neustadt (Cineplex, 19 Uhr); 17. 4. Kaiserslautern (Central City, 19.30 Uhr); 18. 4. Mannheim (Cinemaxx, 19.30 Uhr); 19. 4. Frankenthal (Lux-Kinos, 13 Uhr); 22. 4. Annweiler (Hohenstaufensaal, 20.15 Uhr); 24. 4. Schifferstadt (Rex-Kinocenter, 19.30 Uhr); 26.4. Speyer (Theaterhaus Speyer, 19 Uhr). Nähere Infos: www.hiwwewiedriwwe.com.

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