Kirche und Politik arbeiten Hand in Hand

Treff für Asylsuchende und Einheimische in Kandel gegründet – Freitags im Frauen- und Familienzentrum

Bei der Eröffnung des „Bistros International“ in Kandel: Auch Pfarrer Klaus-Peter Edinger aus Erlenbach (Fünfter von rechts) und sein Kollege Arne Dembek aus Kandel (links daneben) suchten das Gespräch mit Asylbewebern und ihren Betreuern. Foto: Iversen

In Kandel ist ein Treff für Asylsuchende, Flüchtlinge und Einheimische gegründet worden. Das „Bistro International“ ist jeden Freitagnachmittag von 16 bis 18 Uhr im Frauen- und Familienzentrum, Luitpoldstraße 6, geöffnet. Veranstalter sind neben dem örtlichen Frauen- und Familienzentrum die Kirchengemeinden Kandel und Erlenbach.

„Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein, bei dem Menschen von hier und aus aller Welt miteinander ins Gespräch kommen können – so wie es im Alltag selten möglich ist“, sagte der Kandeler Gemeindepfarrer Arne Dembek bei der Eröffnung. Es gehe auch darum, dass sich ehrenamtliche Betreuer von Asylsuchenden austauschen und vernetzen könnten, ergänzte sein Kollege Klaus-Peter Edinger aus Erlenbach.

Dembek hat bereits vor zwei Jahren in Ludwigshafen-Mundenheim einen solchen Treffpunkt gegründet. Im Herbst 2014 wechselte er nach Kandel. „Ich bin positiv überrascht und finde es vorbildlich, wie gut die Kommunalpolitiker sich hier des Themas Flüchtlinge und Asylbewerber annehmen“, sagte der Pfarrer. Kirche und Politik wollten Hand in Hand arbeiten.

Verbandsgemeindebürgermeister Volker Poß (SPD) hatte Mitte Januar einen Runden Tisch Asyl einberufen, den rund 100 Bürger besuchten. Arbeitsgruppen wurden gebildet, um den rund 70 Asylbewerbern – vielen aus Somalia, Syrien und dem südlichen Balkan – die Integration ins Alltagsleben zu erleichtern. Unter anderem wurde vereinbart, ehrenamtliche Besuchsdienstgruppen, Sprachkurse und das „Bistro International“ zu gründen.

Unter den Gästen des Bistro-Nachmittags waren Margit Erhardt und Inge Hoffmann-Vaz vom Besuchsdienst mit den beiden somalischen Männern, die sie betreuen. Erhardt, Angestellte der Stadtverwaltung Karlsruhe, und Hoffmann-Vaz, frühere Mitarbeiterin von „Brot für die Welt“ in Stuttgart für Afrika, finden das Engagement der beiden Kirchengemeinden gut. Sie beklagen, dass es keine Traumabehandlung für gefolterte Asylbewerber gibt – wie etwa in Baden. „Den Somaliern haben wir jetzt Kladden zum Tagebuchschreiben in die Hand gedrückt, das lindert ein bisschen“, sagte Hoffmann-Vaz. Sie und ihr Mann haben kürzlich den 27-jährigen Ahmed Mowlid zur Anhörung für das Asylbewerberverfahren nach Trier gefahren. „Danach war er vor Kopfschmerzen zwei Tage nicht ansprechbar. Im Gefängnis in Libyen hatte man ihn mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen“, sagte sie. dob

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