Kampagne zur Kirchenwahl startet jetzt richtig durch

Werbung mit „Citylights“ und Großplakaten sowie im Kino – Projektleiterin Werner erwartet ausreichende Kandidatenzahl in den Gemeinden

Kirchenwahlen 2020: In Kaiserslautern erinnern im September „Citylights“, beleuchtete Werbetafeln, daran, dass man sich noch bis Anfang Oktober für eine Kandidatur entscheiden kann. Foto: LK

Weitere Materialien zur Kirchenwahl kommen: Die Werbestrategen der Landeskirche drücken mit Blick auf das Ende der Vorstellungsfrist für die Kandidatensuche Anfang Oktober noch einmal gehörig auf die Tube. Foto: Korovai

Jetzt wird es richtig spannend bei der Kandidatensuche für die Kirchenwahlen in der Evangelischen Kirche der Pfalz am 29. November (1. Advent). Die Sommerferien sind zu Ende, mit einer zweiten Werbephase wird durchgestartet. Kirchengemeinden erhalten weiteres Material zugeschickt. An die Teilnahme zur Wahl der Presbyterien in den 402 Kirchengemeinden erinnern im September „Citylights“, beleuchtete Plakatkästen in Kaiserslautern, sowie großflächige Plakatwände in Ludwigshafen. Und wenn es die Corona-Situation zulässt, wird es auch Kinowerbung geben, berichtet Pfarrerin Mechthild Werner, die Koordinatorin der Wahlkampagne.

Die Planer im Speyerer Landeskirchenrat haben keine Angst, dass sich für die Kirchenwahlen nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber finden. „Überhaupt nicht“, versichert Werner trotz mancher Munkeleien in den Kirchengemeinden. Sie verweist darauf, dass die Landeskirche bei den vergangenen Wahlen zur Besetzung ihrer Presbyterien stets ein sehr erfreuliches Wahlergebnis erzielt habe. „30 plus“ lautet die Vorgabe, die auch dieses Mal sicher wieder erreicht werde. Indes, so räumt die Kampagnenleiterin ein: Es sei schwierig, in manchen Regionen ausreichend Interessierte für das Ehrenamt zu finden, die sich für einen Zeitraum von sechs Jahren verpflichten.

In dörflichen Regionen sei die Welt für die Kirche meist noch in Ordnung, sagt Werner. In den größeren Städten in der Pfalz und Saarpfalz jedoch müssten die Kirchengemeinden bei der Kandidatensuche häufig noch nachlegen, um „die Listen vollzukriegen“, sagt sie. Sollte es in einer Kirchengemeinde zu wenige vorgeschlagene Kandidatinnen und Kandidaten geben, kann der Landeskirchenrat im Benehmen mit dem jeweiligen Bezirkskirchenrat ein geschäftsführendes Presbyterium bestellen oder eine Neuwahl anordnen.

Wegen Corona gibt es nun erstmals ausschließlich eine Briefwahl. Dies könne auch eine Chance für die Kirche sein, sagt die Theologin. Die Statistiken der vergangenen Kirchenwahlen – damals noch „Presbyteriumswahlen“ – hätten schließlich einen starken Zuwachs an Briefwählern verzeichnet. Bis zum 4. Oktober können sich Bewerberinnen und Bewerber noch melden.

Mutmacherinnen und Mutmacher brauche die Kirche, sagt Werner mit Blick auf das Kampagnenmotto „Mach Mit. Mach Mut“. Menschen seien nötig, die in der Kirche mitarbeiten und etwas verändern sollen. Für sie müsse sich die Kirche aber auch endlich stärker öffnen, sagt die Pfarrerin. Die Macht der Presbyterien als leitende Gremien der Kirchengemeinden sei groß – man müsse sie nur in die Hände nehmen. Im Vorfeld der Wahlkampagne hatte es kontroverse Diskussionen darüber gegeben, ob das nach den kirchlichen Missbrauchsskandalen geforderte erweiterte Führungszeugnis potenzielle Bewerber abschrecken könne.

Gerade für junge Leute sei die lange Amtsperiode eines Presbyters oder einer Presbyterin oft ein „No-Go“, weiß Werner. Für sie könne es aber nach einer Phase von zwei, drei Jahren auch „eine Nachrückerlösung“ geben. Aufgrund des hohen Personal- und Kostenaufwands wolle die Landeskirche weiterhin bei der Sechs-Jahres-Regelung bleiben. Eine Verschiebung der Kirchenwahl wegen der Corona-Pandemie wäre zudem nicht infrage gekommen, sagt sie. Von dem 200000 Euro umfassenden Werbeetat für die Kirchenwahlen seien bereits 170000 verbraucht worden.

Rechtsextremisten hätten kaum eine Chance, Posten in den Presbyterien zu besetzen, sagt Werner. Wer die kirchliche Ordnung grob missachte, sich kirchenfeindlich verhalte oder die Menschenwürde anderer verletze, könne vom Amt ausgeschlossen werden. „Das sind nicht die Leute, die bereit sind, in Presbyterien mitzumachen“, ergänzt Dieter Heupel von der Rechtsabteilung der Landeskirche. Und wer es in „extrem seltenen Fällen“ doch wage, der beiße bei den demokratischen Gremien der Kirchengemeinden auf Granit: „Sie werden eingebremst und merken, dass sie da nicht hinpassen.“ Alexander Lang

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