Hand in Hand gegen neue Trennlinien

Christen und Muslime verurteilen Gewalt bei gemeinsamem Friedensgebet in Grünstadt-Sausenheim

Hat in die St.-Peters-Kirche nach Sausenheim eingeladen: Gemeindepfarrer Christopher Markutzik (rechts). Foto: Benndorf

Rund 150 Christen und Muslime haben ein Friedensgebet in der St.-Peters-Kirche in Grünstadt-Sausenheim besucht, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Eingeladen hatten die Kirchengemeinde und die muslimische Gemeinde vor dem Hintergrund neuer Meldungen über religiös begründeten Terror.

Das gemeinsame Friedensgebet sei prophylaktisch, denn in Grünstadt scheine das friedliche Miteinander zu funktionieren, erklärte der Erste Beigeordnete Bernhard Ellbrück. Generell aber seien Zivilcourage und Engagement gefordert, um demokratische Grundrechte zu verteidigen. Er freue sich, dass Initiative ergriffen worden sei zu einer Aktion, die die Position einer freiheitlichen Gesellschaft darstelle.

Es folgte der Gesang der Imame Emin Enes (Grünstadt) und Necati Bilmis (Bad Dürkheim), die Suren aus dem Koran vortrugen. Der Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, Bayram Türkoglu, übersetzte sie und betonte, dass wahrer Islam Frieden bedeute. Leider werde der Islam in den Medien meist mit Terror gleichgesetzt. Als „Missbrauch der Meinungsfreiheit“ bezeichnete Türkoglu Mohammed-Karikaturen. „Niemand hat das Recht, sich über die Werte anderer lustig zu machen“, sagte er.

Ebenso klar verurteilte er auch die derzeitige Gewalt in aller Welt. Im Koran stehe: „Wer jemanden bewusst tötet, tötet alle Menschen. Wer jemanden rettet, rettet alle Menschen.“ Bewegungen wie Pegida bedrohten das friedliche Miteinander. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“, las der katholische Pfarrer Martin Tiator aus der Bergpredigt. Sein evangelischer Kollege Christopher Markutzik fasste zusammen: „Wir haben die Worte aus dem Koran und der Bibel gehört. Sie unterstreichen, dass es nicht Sache von Religion und Glauben sein kann und darf, die Hand zu erheben und zuzuschlagen.“ Dass dies geschieht, mache Angst, die durch die Anschläge von Paris näher rücke. „Doch das ist das Werk Einzelner, deren Weltbild so eng geworden ist, dass die dunkle Seite in ihnen die Oberhand gewinnen konnte.“ Dennoch hätten die Terroristen Erfolg, denn „in unserem Land werden neue Trennlinien errichtet, die sich gefährlich mit Stammtischparolen vermischen“, so Markutzik.

„Intoleranz ist keine Antwort auf Intoleranz, Hass ist keine Antwort auf Hass“, erklärten gemeinsam Türkoglu, Ellbrück sowie die Vorsitzenden des Presbyteriums Dorothea Bäumer und des Pfarrgemeinderats Gabriele Witt-Eßwein. Abschließend stellten sich Christen und Muslime im Altarraum auf und reichten sich die Hände. abf

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