Glaube nur in Gemeinschaft möglich

Kirchenpräsident betont die Gleichrangigkeit von Haupt- und Ehrenamtlichen bei der Leitung der Kirche

Zur Hilfe für Flüchtlinge aufgefordert: Presbyter beim Gottesdienst in der Gedächtniskirche am „Tag der offenen Tür“. Fotos: Landry

„Bedingungslos von Gott angenommen“: Christian Schad referiert im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.

Kirchenpräsident Christian Schad hat die Gleichrangigkeit von hauptamtlicher und ehrenamtlicher Arbeit in der evangelischen Kirche betont. Nach der pfälzischen Kirchenverfassung trügen Presbyter und Pfarrer gemeinsam Verantwortung für die Arbeit der Kirchengemeinde, sagte Schad im Eröffnungsgottesdienst des „Tags der offenen Tür“ des Landeskirchenrats am vergangenen Wochenende in Speyer. Der Einladung des Kirchenpräsidenten in die oberste Behörde der Evangelischen Kirche der Pfalz waren rund 700 Presbyter gefolgt.

Er sei sehr dankbar, dass es so viele Männer und Frauen gebe, die auf allen Ebenen der Kirche Leitungsverantwortung übernähmen, sagte Schad. Das sei wichtig, weil der christliche Glaube das konkrete Leben in einer Gemeinschaft zur Voraussetzung habe. Für den Einzelnen seien Glaube und Hoffnung zu schwer. „Wir müssen die Bilder, die Geschichten, die Lieder der Hoffnung teilen, um sie hören und singen zu können.“ Die Kirche sei der Ort des geteilten Mutes und des geteilten Zweifels. Dabei könne es auch zu Konflikten kommen. Dann solle angemessen und respektvoll mit den Kontroversen umgegangen werden. Protestanten verbinde eine Streitkultur, in der das gemeinsame Fundament immer bejaht werde. Nur so könnten die Menschen spüren, dass Christen von der Zuversicht getragen seien, die sie anderen weitersagten.

Der Kirchenpräsident forderte die evangelischen Christen dazu auf, den Kontakt zu den Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, zu suchen, sie einzuladen und mit ihnen zu feiern und zu beten. Christen dürften nicht schweigen, wenn dumpfe Parolen Vorurteile schürten, das Klima der Solidarität vergifteten und Menschen diskriminierten. „Widersprechen wir Stammtischparolen: in unserer Nachbarschaft, beim Einkaufen, bei der Arbeit.“

Derzeit gehe eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die Landeskirche, sagte Schad. An vielen Orten könnten Christen so durch ihr Reden und ihr Tun überzeugen: durch Kleidersammlungen und Essensausgabe, durch Sprachkurse, durch Begleitung bei Behördengängen, durch Geldspenden oder durch Zeitspenden etwa beim Vorlesen in ­Kinder­tages­stätten. Es sei die Aufgabe von Christen, sich den Schwachen zu öffnen und ihnen ihre Würde zurückzugeben, anstatt diese Würde mit dumpfen Sprüchen zu untergraben, sagte der Kirchenpräsident. koc

Botschaft von der Gnade ist der Kern

Kirchenpräsident Schad zum 500. Reformationsjubiläum – Christusfest für wiederentdecktes Evangelium

Die befreiende Botschaft von der Gnade Gottes ist nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad der Kern der Reformation. Der Mensch müsse nicht mehr „Gott spielen“ und Meister seiner selbst sein, weil er bedingungslos von Gott angenommen sei, sagte Schad anlässlich des „Tags der offenen Tür“ des Landeskirchenrats bei einem Vortrag im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Sein Thema war „Unterwegs zum Reformationsjubiläum: Was feiern wir 2017?“.

Diese zentrale reformatorische Botschaft gelte es anlässlich des 500. Reformationsjubiläums im Jahr 2017 „zu ­feiern und mit Leidenschaft und Fantasie unters Volk zu bringen“, sagte der Kirchenpräsident. Dadurch komme eine evangelische Kirche in den Blick, in der Menschen erführen, dass Gott ihr zerbrechliches Dasein trage und ihr gefährdetes Leben schütze.

Stärker als je zuvor müssten die Kirchengemeinden als „Orte der Einkehr und Besinnung, auch der authentischen Begegnung zwischen Mensch und Mensch“ gestaltet werden, appellierte der Kirchenpräsident. Dort kreuzten sich die Überlieferungen des Glaubens mit den Lebensgeschichten der Menschen. Mit neuer Intensität würden sich deshalb die drängenden Fragen nach der gesellschaftlichen Rolle der Kirche und ihrer diakonischen und sozialen Verantwortung stellen.

Mit der Botschaft der Rechtfertigung wollten die Reformatoren die Menschen neu und radikal in der göttlichen Gnade verwurzeln, sagte Schad. Diese „Wiederentdeckung des Evangeliums“ sei der Anfang und bleibende Grund der evangelischen Kirche. Wer in dieser Tradition lebe, müsse seine Identität nicht aus der Abgrenzung gegenüber anderen gewinnen. Da konfessionelle Selbstgenügsamkeit und Rivalität weitgehend überwunden seien, müsse die 500-Jahr-Feier der Reformation den Raum geben für eine kritische Betrachtung der evangelischen Kirche und ihrer Geschichte. Bei einem gemeinsamen Christusfest mit anderen Kirchen solle das Evangelium von Jesus Christus gefeiert werden.

Als wichtiges ökumenisches Zeichen werde es am zweiten Sonntag in der Passionszeit einen ökumenischen Segnungsgottesdienst voraussichtlich in Otterberg geben. Am Reformationstag, 31. Oktober 2017, fänden in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche der zent­rale Festgottesdienst für das Land Rheinland-Pfalz und ein Festakt statt. epd

Lob für kurze Wege und das abwechslungsreiche Programm

Der KIRCHENBOTE hört sich unter 26 Frauen und Männern um – Besuche der Dienststellen sind beliebt – Schads Büro als klein empfunden

Großes Lob für kurze Wege und das abwechslungsreiche Tagesprogramm haben Besucher dem Landeskirchenrat in einer Umfrage des KIRCHENBOTEN unter 26 Frauen und Männern gegeben. „Wir absolvieren deshalb das gesamte Programm“, meinte Presbyterin Annegretl Steitz aus Grünstadt.

Nach dem Gottesdienst in der Gedächtniskirche sei sie mit zwei Kolleginnen zu den Dienststellen in der Roßmarktstraße gegangen. Nun gehe es weiter in die Pfarrhaus-Ausstellung im Historischen Museum, zu den Verwaltungsgebäuden am Domplatz, dann wieder zurück ins Museum für den Schad-Vortrag und schließlich wieder in die Gedächtniskirche zum offenen Singen. Mitpresbyterin Gudrun Achenbach ergänzte, die Gruppe habe schon ihren ehemaligen Gemeindepfarrer, Oberkirchenrat Manfred Sutter, wiedergesehen – und sich sehr gefreut. Organist Gerhard Logé aus Steinweiler schaute sich besonders im neuen Verwaltungsgebäude an der Roßmarktstraße um – im Amt für Kirchenmusik und der Me­di­en­zent­rale. „Ich wollte mal die Gesichter zu den Stimmen kennenlernen, mit denen ich sonst telefoniere“, sagte er.

Auch die EDV-Abteilung wurde gelobt. „Nach dem Gottesdienst sind wir hierhergekommen, um denen zu danken, die uns öfter in der Not per Telefon helfen, wenn es mit PC und Intranet mal wieder nicht klappt – vor allem Frank Wessa“, erklärte Pfarrer Oliver Jaehn aus Eppstein-Flomersheim. Seine Frau, Pfarrerin Katharina Jaehn, zeigte Presbyterinnen die Bibliothek und Medienzentrale. „Ach, also hier bekommen Sie immer die interessanten Materialien“, staunte eine von ihnen.

Presbyter und Bezirkssynodaler Erich Herr aus Rockenhausen nutzte den Tag, um den Mitarbeitern der Finanzabteilung seine guten Erfahrungen mit einem Buchhaltungsprogramm zu erläutern. „Es steht hier ein Programmwechsel im Rechnungswesen an, und an solchen Tagen kann man sich einmal austauschen“, meinte er. Die Pfarrhaus-Ausstellung fand wegen ihrer pfälzischen Aspekte großen Anklang. „Sogar Porzellan des 17. und 18. Jahrhunderts aus Pfalz-Zweibrücken war dabei. Da findet man sich selbst wieder, auch wenn man aus größerer Entfernung anreist“, freute sich Heide-Ruth Händler aus Winterbach bei Zweibrücken.

Mehrere Presbyter bekannten, sie hätten das Erscheinungsbild der landeskirchlichen Büros besonders beachtet. „Wie die Räumlichkeiten gestaltet sind, so denkt man doch auch“, fasste Stephan Westerkamp aus Frankenthal zusammen und lobte das renovierte Büro des Kirchenpräsidenten. Neutrale Wand- und Deckenfarben wie Grau und Weiß gäben Denkweite, meinte er. Pet­ra Nonnenmacher aus Altdorf wunderte sich: „Schads Büro ist ziemlich klein, zum Glück hat er nebenan noch einen Sitzungsraum.“ Emilie Fauss aus Offenbach-Hundheim erklärte: „Das Büro ist bescheiden, das ehrt den Mann.“ dob

Lesern reinen Wein eingeschenkt

„Wir schenken Ihnen reinen Wein ein.“ Unter diesem Motto empfingen KIRCHENBOTE und Verlagshaus Speyer die Teilnehmer des „Tags der offenen Tür“ im Landeskirchenrat an ihrem Stand. Bei einem Glas Wein hatten die Besucher Gelegenheit, Mitglieder der Redaktion zu treffen und das Buchprogramm des Verlagshauses Speyer zu erkunden. Außerdem präsentierte der Redakteur des Evangelischen Rundfunkdienstes Pfalz, Pfarrer Stefan Mendling, mit kurzen Radioeinspielern seine Arbeit.

Chefredakteur Hartmut Metzger lobte vor allem die Offenheit, mit der die Leserinnen und Leser ihre Wünsche vorbrachten und ihre Fragen stellten. Dabei ging es beispielsweise um Kritik an einer nach Meinung einiger Abonnenten zu freizügigen Beilage im Sonntagsblatt für die Pfalz. Aber auch an Anfragen zu einzelnen Artikeln sparten die Leser nicht: In dem Text „Ein Leben zwischen Seelsorge und Alpenidylle“ in KIRCHENBOTE 35 habe die Information gefehlt, dass Pfarrer Daniel Kiefer die Pfarrstelle in Ebernburg nur einen Tag nach seinem Besuch in der Gemeinde abgelehnt habe und stattdessen in die Schweiz gegangen sei, sagte Presbyter Jürgen Butz aus Ebernburg.

Insgesamt überwog aber das Lob der Leserinnen und Leser für die Arbeit der Redaktion. Nur ein bisschen mehr Berichterstattung über die eigene Gemeinde und Region statt über die der anderen Gemeinden wünschte sich mancher Besucher mit einem Augenzwinkern. Über reges Interesse der Presbyter an den ausgelegten Büchern des Verlagshauses Speyer freute sich Verlagsleiter Martin Schuck. „Wir hatten mehr als 100 Kontakte“, sagte er. Besonders die Themenhefte des KIRCHENBOTEN und Publikationen zur Religionspädagogik seien stark nachgefragt worden. jok

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