Gerader Kurs am Runden Tisch

Popularmusik-Aktive formulieren selbstbewusst Ziele – Eigene Homepage und Notenbibliothek gefordert

Bringt sich in Jugendgottesdiensten ein: Die neu gegründete Jugendband der Storchengemeinden in der Südpfalz. Foto: Iversen

Vernetzung – das ist eine Vokabel, die oft bemüht wird an diesem Samstagvormittag im Neustadter Gemeindehaus Casimirianum. Da tagt der „Runde Tisch Popularmusik“ der pfälzischen Landeskirche, in sechster Sitzung mittlerweile, und der Kreis der Delegierten um die selbstredend quadratische Tafel ist fest geschlossen. Maurice Croissant, Beauftragter für die Popularmusik, begrüßt Chorleiter, Band-Aktivisten, Organisten und Pfarrer; der individuelle Pfälzer Zungenschlag kündet von Ludwigshafen über Germersheim, Neustadt und Kusel bis Lautertal und Homburg.

2016 startete das Gremium „Runder Tisch Popularmusik“ auf Croissants Anregung. Und holte damit die bislang gesamt­kirchlich wenig strukturierte Popularmusik ein Stück weit aus ihrer diffusen „Ach-so-das-gibt’s-ja-auch“-Existenz. Natürlich existierten nicht wenige Gospelchöre, gab es auch Bandprojekte und Jugendchöre. Die hatten sich zuvor schon immer mal bei Bandfestivals, anlässlich des Landeskirchenmusiktags etwa, in Szene gesetzt: und wirkten vielfältig – mal mehr, mal weniger toleriert oder gar integriert durch die konservative Kirchenmusik – in ihren Kirchengemeinden.

Aber es fehlte an Austausch, Kommunikation und ein Stück weit an angemessener Reaktion auf den deutlich sichtbaren Trend. Der verzeichnet innerhalb der vergangenen zehn Jahre zwar nach wie vor steigende Zahlen bei den kirchenmusikalischen Ehrenamtlichen. Jedoch sind die eher den popularmusikalischen Ensembles geschuldet, während die Zahl der – vor allem ländlichen – Kirchenchöre merklich schrumpft.

Damit kommt der nächste Begriff ins Spiel: Qualität. Getreu dem (An-)Spruch „Für Gott ist das Beste gerade gut genug“ will die Popularmusikszene, was für die etablierte Kirchenmusik längst selbstverständlich ist. Beispielsweise beim Thema Schulungen und Fortbildungen für Leitungskräfte wie Ausführende. Hier wollen die Beteiligten in naher Zukunft Ausbildungsgänge in den Kirchenmusikalischen Seminaren etabliert sehen. Ein D- oder C-Abschluss sollte dann auch für den popularmusikalischen Bereich möglich sein.

Beim Punkt Ausstattung konnte Maurice Croissant bereits Vollzug melden. 50 E-Pianos wurden in 2018 finanziert und an ihre Nutzer weitergereicht, die Gelder für 2019 und 2020 sind von der Landeskirche bereits bewilligt. Eine Neuauflage des Programms, das auch Begleitequipment einschließt, wünscht sich der Runde Tisch für 2021. Noch mehr allerdings hofft man auf einen eigenen Haushalt für Popularmusik. Dahingehend gibt es von der Landessynode immerhin vereinzelt Unterstützung.

Gehaltvolles Notenmaterial zur Ausleihe ist ebenfalls ein Thema. Die Errichtung einer landeskirchlichen Notenbibliothek im Pop- und Gospelbereich wird als Ziel formuliert. Aber damit nicht genug, die Pläne der Tischrunde zielen offensiv in Richtung auf eine hauptamtliche Popkantorenstelle. Was, wenn man allein den Tätigkeitsberichten der Anwesenden folgt, zumal mit Blick auf die sich abzeichnenden Entwicklungen, fraglos ein Amt mit höchster Auslastung wäre. Dass Maurice Croissant und seine beiden Stellvertreter, Tobias Markutzik, Kusel, und Stefan Ulrich, Homburg, dies auch weiterhin mit viel ehrenamtlichem Feuer neben ihren Aufgaben als Bezirkskantoren bewältigen, kann kaum in Zement gegossen sein.

Ein kleiner Etappenerfolg kann immerhin verzeichnet werden: Stefan Fröhlich, Pfarrer und Gospelchor-Leiter in Personalunion, wird mit Unterstützung von Bezirkskantor Stefan Markutzik eine auf fünf Jahre befristete Gospelprojektstelle im Dekanat An Alsenz und Lauter (Otterbach) wahrnehmen. Für seine Aufgaben in Maxdorf wird er in dieser Zeit durch eine halbe Pfarrstelle zur Dienstleistung unterstützt.

Die fabelhafte Koordinationsarbeit, die der Runde Tisch losgetreten und bislang auch wacker unterstützt hat, hat bereits mancherorts Blüten produziert. Ein schönes Beispiel in Form einer neu gegründeten, sehr ambitionierten Jugendband ist die Kooperation der „Storchengemeinden“, zu der unter anderen die Kirchengemeinden Essingen-Dammheim-Bornheim, Herxheim und Hochstadt gehören. Die jungen Leute, erst am Beginn ihres Engagements, werden künftig reichlich Betätigungsfelder haben; in insgesamt 13 angegliederten Orten, wo wie fast überall bandgestützte Gottesdienste nicht nur, aber eben auch junge Leute in die Kirchenbänke locken.

Wenig zufrieden zeigt sich das Gremium mit der Internetpräsenz der Kirchenmusik insgesamt. In der Tat braucht es Pfadfinderspürsinn und etwas Geduld, bis man sich über die landeskirchliche Internetseite zu jener der Kirchenmusik durchgeklickt hat. Dort angelangt sucht man einen Pfad zur Popularmusik vergebens. In heutigen Zeiten ein Unding, bemängeln die Delegierten unisono; und formulieren Nägel mit Köpfen: Der Runde Tisch empfiehlt dringend die Schaffung einer Stelle für die Betreuung der Homepageinhalte, einen Social-Media-Beauftragten. Die noch zu schaffende Popularmusikseite soll dann umfassend informieren über Fortbildungen, Termine, Kontaktdaten und nicht zuletzt einen umfassenden Veranstaltungskalender führen.

Aber auch das setzt erst einmal Heinzelmänncheneifer voraus. Denn zunächst müssen all diese Daten akribisch, Dekanat um Dekanat, gesammelt, praktikabel dargestellt und der Datenschutz gesichert werden. Mühsam, aber letztlich lohnend und dienlich dem einen kommunikativen Ziel: Vernetzung. Gertie Pohlit

Nächster Runder Tisch am Samstag, 9. März 2019, 9 bis 13 Uhr, Otterbach.

Fortbildungsmöglichkeiten

Bezirkskantorin Anna Linß, Leiterin des Kirchenmusikalischen Fortbildungszentrums in Landau, bewirbt in Kooperation mit dem Institut für kirchliche Fortbildung im Landauer Butenschoen-Haus sechs Fortbildungsangebote in 2019, die sich gleichermaßen an geistliches wie kirchenmusikalisch tätiges Personal richten.

Donnerstag 21. März, Grünstadt: Workshop Kinderchor; Donnerstag, 4. April, 9 bis 17 Uhr, Landau: Einführung in das neue Liederheft WWL2; Freitag bis Sonntag, 3. bis 5. Mai, Ludwigshafen: Band- und Chorworkshop (maximal 30 Teilnehmer); Samstag, 21. September, Otterbach: Studientag Stimmbildung; Freitag, bis Sonntag, 25. bis 27. Oktober, Landau: Workshop neues Geistliches Lied an Orgel und Klavier; Samstag, 15. November, Studientag Landau: „Alles, was Odem hat“ für Chor und Blechbläser.

An Pfingstsonntag, 9. Juni 2019, singen in Pirmasens beim „WWL2 Marathon“ Bands, Gospelchöre und Kirchenchöre von 11 bis 18 Uhr das gesamte neue Liederheft „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder plus“ in den Kirchen des Stadtbezirks. gpo

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