Freiwillige im Hintergrund des Fernsehgottesdiensts

Mitglieder der Johanneskirchengemeinde Pirmasens betreuen beim ZDF-Gottesdienst am 13. Oktober die Leitungen des Zuschauertelefons

Freut sich auf das Telefonieren nach dem ZDF-Gottesdienst in der Johanneskirche Pirmasens: Gemeindemitglied Birgit Neuhs. Foto: Seebald

Die Johanneskirchengemeinde in Pirmasens bereitet sich auf den ZDF-Fernsehgottesdienst vor, der am Sonntag, 13. Oktober, live aus der evangelischen Kirche im Norden der Innenstadt übertragen wird. Neben Liturgie und Musik – unter anderem wird der Jugendchor Unisono unter der Leitung von Bezirkskantor Maurice Croissant zu hören sein – sind die Gemeindemitglieder auch an weniger offensichtlicher Stelle gefordert. Nach dem Gottesdienst, den Präses Michael Diener und Pfarrerin Kerstin Strauch halten, wird bis 19 Uhr ein Zuschauertelefon geschaltet sein. Rund 20 Freiwillige stehen dann in neun Schichten für Anrufer bereit.

Eine der Freiwilligen, die an diesem Tag Anrufe entgegennehmen wird, ist Birgit Neuhs. „Seit ich denken kann, gehöre ich zur Kirchengemeinde“, sagt Neuhs. „Ich bin hier getraut worden, meine Kinder wurden hier getauft, sechs Jahre lang war ich Presbyterin.“ Als sie dann von Pfarrerin Kerstin Strauch gefragt wurde, ob sie sich den Telefondienst zutrauen würde, habe sie sich geehrt gefühlt, sagt sie. Darüber hinaus sei es aber auch einmal spannend mitzubekommen, wie die Planungen eines Fernsehgottesdiensts ablaufen. „Am Bildschirm habe ich das schon oft gesehen, war aber noch nie mittendrin.“

Neuhs ist aber auch gespannt auf die Fragen, die sie an diesem Tag in ihrer einstündigen Schicht gestellt bekommt. „Ich kann ja auch nur aus meinem Leben heraus antworten, nichts Neues erfinden.“ Laut Auskunft von Pfarrerin Elke Rudloff, Senderbeauftragte für das ZDF, sind das meist inhaltliche Fragen zum Thema des Gottesdiensts. Viele wollen einfach nur ein kurzes Statement abgeben. In einem Telefondienstcoaching habe Rudloff den Freiwilligen einige Hinweise auf den Weg mitgegeben, sagt Neuhs. Etwa sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen von dem, was die Anrufer loswerden möchten.

Inhaltlich wird der Gottesdienst mit dem Titel „Mit Gebet und Spucke“ Hoffnung in den Mittelpunkt stellen, sagt Pfarrerin Kerstin Strauch. Es gehe auch darum, ein anderes Bild von Pirmasens zu zeichnen, das zuletzt in ei­nigen Fernsehproduktionen sehr negativ portraitiert worden sei. Das ärgert auch Neuhs. Es sei unheimlich viel zum Guten bewegt worden in der Stadt in den vergangenen Jahren. Großen Anteil habe der Bürgermeister, lobt Neuhs. Die Kirchengemeinden seien gut vernetzt mit der Stadt. Gutes Beispiel sei der zentrale Gottesdienst beim Exe-Fest.

Strauch hat den Freiwilligen im Vorfeld die Angst genommen vor zu viel Verantwortung bei belastenden Gesprächen. Seelsorgerlich sollen die Freiwilligen in jedem Fall nicht aktiv werden. „Da braucht es ja entsprechende Ausbildung“, sagt Neuhs. Deshalb seien die Freiwilligen angewiesen, in solchen Fällen an die Telefonseelsorge oder das Pfarrerehepaar Strauch zu verweisen. Damit auch technisch nichts schiefgeht, kontrollieren in den letzten Tagen vor dem Gottesdienst noch Ehrenamtliche aus der Gemeinde die einzelnen Telefonapparate. Die Telekom kümmert sich außerdem darum, dass die Leitungen keine anderen Anrufe erreichen. Denn Langeweile werden die Freiwilligen an diesem Sonntag nicht haben. Zu den vergangenen Gottesdienstterminen zählte das ZDF nach Angaben Rudloffs jeweils rund 4000 Anrufer – nur rund 300 kamen am Ende auch tatsächlich durch.

Dass über den Telefondienst zum Gottesdienst jemand zur Telefonseelsorge als Ehrenamt findet, weiß Rudloff nicht, da alles um die Gespräche herum streng vertraulich ist. „Ich vermute es aber.“ Ähnlich sieht dies auch Peter Annweiler, evangelischer Leiter der Telefonseelsorge Pfalz. Florian Riesterer

Gottesdienst am Sonntag, 13. Oktober, 9.30 Uhr, Johanneskirche, Gesprächsangebot ab 10.15 Uhr unter Telefon 070014141010 (6 Cent/Minute, Mobilfunkkosten abweichend)

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