Er baute Brücken und zog die Grenzen

Reinhard Schott ist im Alter von 62 Jahren gestorben – Tilo Brach: Ein treuer Diener des Wortes Gottes

Abschied von einem, der großes Vertrauen und Wertschätzung genoss: Pfarrer Tilo Brach geht der Trauergemeinde voran. Foto: Dell

Als „Ratgeber, Brückenbauer, Seelsorger und Lehrer des Evangeliums“ hat Oberkirchenrat Manfred Sutter den im Alter von 62 Jahren gestorbenen Prediger Reinhard Schott gewürdigt. Schott war Integrationsbeauftragter der Landeskirche, stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz und berufenes Mitglied der Landessynode. Die Beisetzung fand am vergangenen Montag in Begleitung mehrerer Hundert Menschen in Grünstadt statt.

Reinhard Schott, von 1991 bis 2000 mit der Aussiedlerseelsorge der Landeskirche beauftragt, habe aus eigener Erfahrung ein besonderes Gespür für die Situation der Russlanddeutschen aufgebracht, sagte Sutter. So teilte Schott das Schicksal vieler Deutscher aus der ehemaligen Sowjetunion. Sein Vater war im Gulag in Workuta als Zwangsarbeiter inhaftiert. Schott wurde am 17. März 1956 in Kasachstan geboren. Infolge der Ostverträge konnte die Familie 1972 in die Bundesrepublik übersiedeln. Mit ihm „verlieren wir einen großartigen Vorsitzenden und einen liebevollen Mitstreiter“ schreibt die Konferenz für Aussiedlerseelsorge in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Oberkirchenrat Sutter bezeichnete Schott als „den Fachmann für Integration“. Diese Tätigkeit habe er nicht nur innerhalb der pfälzischen Landeskirche und der EKD, sondern auch in den Beiräten und Kommissionen verschiedener Bundesländer ausgeübt. „Wo immer Reinhard Schott auftrat und mitwirkte – überall genoss er großes Vertrauen und Wertschätzung; auf ihn konnte man sich zu 100 Prozent verlassen“, sagte Sutter.

„Ein bemerkenswerter Mensch ist von uns gegangen; ein treuer Diener des Wortes Gottes; ein Mann, der stets die Achtung vor der Würde anderer Menschen bewahrte und darum kämpfte“, sagte Pfarrer Tilo Brach, der Vorsitzende des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz in seiner Predigt. Er erinnerte daran, dass Reinhard Schott 1980 als Prediger in St. Chrischona eingesegnet wurde und seinen Dienst im pfälzischen Gemeinschaftsverband übernahm: in Zweibrücken, in Homburg, in Waldfischbach und in Rockenhausen. Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 habe Schott dann seine endgültige Berufung gefunden: die Integration russlanddeutscher Übersiedler und die gerechte Behandlung schutzsuchender Flüchtlinge.

Auch als stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz, ein Ehrenamt das Schott seit dem Jahr 2003 begleitete, werde er vermisst. Tilo Brach unterstrich seine Fähigkeiten, Brücken zu bauen, wo es möglich war, und Grenzen zu ziehen, wo es nötig war. mez

Meistgelesene Artikel