Entscheidungsträger bremsen Reformeifer der Jungen

Landesjugendpfarramt zieht Zwischenbilanz seines Projekts „Dorf-Leben“ – Zwei wissenschaftliche Institute qualifizieren 60 junge Teilnehmer

Beklagen verkrustete Entscheidungsstrukturen (von links): Ingo Schenk vom Jugendpfarramt und Bernhard Haupert von der Katholischen Hochschule Mainz. Foto: Hamm

Kaiserslautern. Sieh’ mal an. Damit hätten auch die Fachleute nicht unbedingt gerechnet: „Jugendliche interessieren sich durchaus für Politik im Kleinen, haben Bindung zu ihrer Heimat und wollen etwas gestalten“, kons­tatiert Ingo Schenk. Aber – und das hat den Projektleiter wie auch den wissenschaftlichen Begleiter Professor Bernhard Haupert etwas überrascht: Engagement und Reformeifer junger Leute wird allzu oft gebremst, weil Entscheidungsträger in verkrusteten Strukturen erstarrt sind. Dies ist eine der wesentlichen Erkenntnisse, die das Projekt „Dorf-Leben“ der Evangelischen Jugend der Pfalz und des Landesjugendpfarramts in Kaiserslautern zutage gefördert hat. Jugendlichen sei durchaus daran gelegen, ihren Heimatort mitzugestalten. „Entscheidend aber ist: Auf wen treffen sie? Leider meist auf desinteressierte Erwachsene“, formuliert es Ingo Schenk, Referent für Grundsatzfragen beim Landesjugendpfarramt und von dessen Seite mit der Leitung des Projekts betraut.

Schenk hat jetzt eine Bilanz gezogen – eine Zwischenbilanz, wie er hofft. Denn die Arbeit mit den „Dorfraum-Pionieren“, die würde er gerne fortführen. Ob auch ein geplantes Anschlussprojekt Förderung findet, wird sich Ende des Sommers entscheiden.

Seit März beschäftigt sich Schenk intensiv mit dem Qualifizierungsprojekt, das die pfälzische Landeskirche trägt und fast zur Hälfte finanziell fördert. 55 Prozent sind im Rahmen des Leader-Programms aus Mitteln der Europäischen Union geflossen. Bei dem Projekt „Dorf-Leben“ ging es darum, Jugendliche zu sogenannten Dorfraum-Pionieren auszubilden. 60 junge Leute in fünf Dörfern haben sich beteiligt. Sie sollten unter fachkundiger Anleitung das eigene Dorf als sozialen Raum entdecken. Ihre Aufgabe war, Möglichkeiten zu finden, wie sie diesen Lebensraum selbst mitgestalten können. Das nötige Rüstzeug zu vermitteln, dabei halfen Schenk sowie die Inhaber zweier Projektbüros. Bernhard Haupert, Lehrbeauftragter der Katholischen Hochschule in Mainz, hat mit seinem Institut für Professionalisierung und Qualifizierung pädagogischer Praxis die Sache wesentlich begleitet, auch Albert Herrenknecht vom Institut Pro-Provincia in Boxberg im Main-Tauber-Kreis hatte bei der Umsetzung der Aufgabenstellung mitgewirkt.

60 Jugendliche in der Nord- und Westpfalz aus Lauterecken und Obermoschel, und aus dem Kaiserslauterer Land mit Kollweiler, Weilerbach und Alsenbrück-Langmeil haben in den vergangenen 15 Monaten gelernt, die Strukturen der Dörfer zu analysieren und sie als einen mitgestaltbaren Sozialraum zu entwickeln. Dies sei entscheidend mit Blick auf die Frage, unter welchen Bedingungen junge Menschen bereit sind, nach Ausbildung oder Studium in ihre angestammte Heimat zurückzukehren.

Schenk und Haupert sehen durchaus Eifer bei den Jugendlichen, aktiv mitzuwirken. Wenn auch die Bedingungen in den fünf beteiligten Dörfern durchaus unterschiedlich seien, so sei doch auffallend, dass das Interesse der Erwachsenen, der Entscheidungsträger, viel mehr zu wünschen übrig lasse als das der Jugendlichen. ham

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