Ein Bauernladen für Independencia im Andenhochland

Der soziale Aktivist Jorge Aquino wirbt für Hilfen für die indigene Landbevölkerung in Bolivien – Partner ist die pfälzische Landeskirche

Sammelt in Deutschland Spenden und baut Kontakte auf: Jorge Aquino auf seinem Anwesen in Ludwigshafen. Foto: Kunz

Jorge Aquino hat eine Mission: Er will das Leben der armen Bauern im Andenhochland von Bolivien verbessern. Seit Jahrzehnten sammelt der Agraringenieur auch mit kirchlichen Partnern in der Pfalz Spendengelder und vermittelt Praktika für Jugendliche. Seit ein paar Wochen ist der 67-jährige Bolivianer wieder bei Frau und Kindern auf seinem Anwesen in Ludwigshafen. Der Agraringenieur, den alle nur „Coco“ rufen, ist sozialer Aktivist und ein Pendler zwischen den Welten: Einmal im Jahr kommt er nach Deutschland, sammelt Spenden und baut Kontakte auf, um die Menschen in seiner armen Heimatregion in den Anden zu unterstützen. Mit seiner Musikgruppe „Sacambaya“ tourt er regelmäßig als Botschafter seines Landes durch Europa.

„Wir brauchen Arbeit, vor allem für junge Menschen“, sagt Aquino. Die Corona-Krise habe besonders die indigene Bevölkerung, meist Bauern und Handwerker, schwer getroffen. Nach dem unerwarteten Wahlsieg der Sozialisten in Bolivien im Oktober sei unklar, wie sich das politisch gespaltene Land weiter entwickele. Vor rund 30 Jahren gründete er in seiner Heimatstadt Independencia in der Provinz Ayopaya das Kulturzentrum „Ayopayamanta“.

Fast ebenso lange unterstützt der Bolivien-Freundeskreis „Kunan Mink’a“ in der pfälzischen Partnerkirche die Projekte des Zentrums zur Entwicklung der 3000-Einwohnerstadt und der Region im Andenhochland. Das Kultur­zent­rum fördert Bildung und Kultur für die indigene Bevölkerung, die in dem südamerikanischen Vielvölkerstaat noch immer unter Benachteiligung zu leiden hat. Die Pfälzer Partner verkaufen nicht nur von Frauen gefertigte Pullover und andere Waren. Sie vermitteln auch jungen Bolivianern Praktika in Deutschland, vor allem in handwerklichen und landwirtschaftlichen Berufen.

Weitere Unterstützung für das Kulturzentrum durch die deutschen Partner sei sehr willkommen, wirbt Aquino. Wenn es in den kommenden Jahren in Bolivien nicht gelinge, vor allem junge Menschen in Arbeit zu bringen, werde es landesweit zu mehr Gewalt und Kriminalität kommen. Wegen Corona habe ein Besuch von bolivianischen Jugendlichen in der Pfalz verschoben werden müssen, die etwa die Käseproduktion oder die Verarbeitung von Äpfeln zu Saft und Marmelade lernen wollten. Das Kulturzentrum habe neue Apfelplantagen zur Versorgung der Region angelegt, erzählt Aquino, der in Deutschland studierte. Auch würden Kleinbauern beim Bau von Fotovoltaikanlagen finanziell unterstützt. Am Herzen liege den Menschen in der abgelegenen Gebirgsregion die Gründung eines „Regionalladens“, in dem Bauern ihre Waren anbieten und Gerätschaften kaufen könnten, sagt Aquino. 20000 Euro müssten dafür zusammenkommen.

Die Pfälzer Partner von „Kunan Mink’a“ haben ihrem Freund „Coco“ dafür bereits Hilfe zugesagt: „Wir werden garantiert Pullover in unseren Weihnachtsgottesdiensten zum Verkauf anbieten“, kündigt Pfarrer Thomas Klein aus Gimmeldingen an. Zudem werde in der Vorweihnachtszeit eine Neuauflage der Schokolade „Dreiklang“ zugunsten des Kulturzentrums „Ayopayamanta“ erhältlich sein: Das süße Produkt einer trinationalen Partnerschaft mit Zutaten aus der Pfalz, aus Bolivien und Österreich. Weitere Informationen sind möglich unter: www.kunan-minka.org. all

Das Spendenkonto

Spenden nimmt der Bolivien-Arbeitskreis „Kunan Mink’a“ über das Evangelische Verwaltungsamt Kirch­heimbolanden entgegen: Sparkasse Donnersberg, BIC: MALADE51ROK, IBAN: DE66 5405 1990 000 000 3970. Verwendungszweck für den Arbeitskreis: Bolivien Konto 5420.00.

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