Die Friedhöfe als Häuser des Lebens kennengelernt

Schüler des Max-Slevogt-Gymnasiums in Landau erstellen Dokumentationsausstellung über Judentum – Gemeinsam Mikwe in Speyer besucht

Präsentieren stolz ihre Wandtafel über den Aufbau der Beschriftung eines jüdischen Grabsteins: Hendrik und Lina. Foto: Iversen

Eine Dokumentationsausstellung über das Judentum haben Gymnasiasten aus Landau fächerübergreifend in Religion und Kunst erstellt. Unter dem Titel „Über die Mauer der Gleichgültigkeit springen. Sich erinnern – nicht vergessen“ gehören sechs Wandtafeln mit Fotos, Zeichnungen, Piktogrammen und kurzen Erläuterungstexten, zwei Modelle der ehemaligen Synagoge und des jüdischen Friedhofs in Landau und eine Zeittafel mit Ereignissen aus der Geschichte der Juden in Landau zur Ausstellung.

Die Schüler der Klassen 8 a und 8 b des Max-Slevogt-Gymnasiums haben sich mit ihrer evangelischen Religionslehrerin Dominique Ehrmantraut und ihrem katholischen Religionslehrer Pirmin Hilsendegen fünf Monate lang mit dem Thema Judentum beschäftigt. Sie besuchten dafür außerschulische Lernorte wie den jüdischen Friedhof in der Stadt und die Mikwe – das jüdische Ritualbad – in Speyer. Danach fertigten sie im Kunstunterricht bei ihrer Lehrerin Ursel Metzner-Streb Zeichnungen, Piktogramme, Aquarelle und Modelle an. Sie stellten unter anderem dar, wie eine Mikwe und die Beschriftung auf einem jüdischen Grabstein aufgebaut sind. Unter dem Eindruck der Anschläge von Paris am 7. Januar auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ hätten die Schüler ihre Anstrengungen geradezu verdoppelt, sagte Religionslehrerin Dominique Ehrmantraut.

Es entstanden sechs Wandtafeln, die sich mit den Aspekten „Elemente in der jüdischen Gemeinde: Synagoge – Mikwe – Friedhof“, „Friedhof: Haus des Lebens“, „Jüdische Symbole und ihre Bedeutung“, „Wie ist ein jüdischer Grabstein aufgebaut?“, „Jüdische Rituale und Vorschriften“ und „Frank-Loebsches-Haus in Landau“ beschäftigen.

Die 14-jährige Lina und ihr Klassenkamerad Hendrik haben die Tafel über die Beschriftung eines jüdischen Grabsteins entworfen. „Zum Aufbau gehören ganz oben ein Symbol und dann bestimmte Wortformeln wie ,hier ruht‘, dann ein liebevoller Satz über den Verstorbenen oder die Verstorbene und abschließend der Segensspruch ,Seine oder ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens‘“, erklärte Lina. Dass der katho­lische Religionslehrer Bernhard Gerlach ihr und den Mitschülern so hilfreich beim Übersetzen aus dem Hebräischen zur Seite stand, dafür ist sie dankbar. Ihr gefalle besonders, dass Friedhöfe im Judentum als Häuser des Lebens bezeichnet werden.

Die 14-jährige Leonie spezialisierte sich auf die Symbole, die auf den Grabsteinen abgebildet sind. „Beispielsweise bedeutet eine abgeknickte Rose, dass dieser Mensch in jungen Jahren gestorben ist“, erläuterte sie. Und eine Krone, die rechts und links von zwei Löwen getragen werde, betone die besondere Glaubensstärke des Verstorbenen. Von beiden Symbolen hat Leonie Bleistiftzeichnungen angefertigt und auf der Wandtafel „Jüdische Symbole und ihre Bedeutung“ untergebracht.

Schulleiter Rainer Rothe, die Religionslehrer Dominique Ehrmantraut und Pirmin Hilsendegen, Kunstlehrerin Ursel Metzner-Streb und die Schüler der Klassen 8 a und 8b haben ihre Ausstellung in der Schule jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. Ein dickes Lob für ihre gute Recherche und allgemein verständliche Aufbereitung erhielten sie gleich von drei Persönlichkeiten. Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer bedankte sich „für das wunderbare Projekt“. Es zeige, dass die Schüler offen für Menschen anderen Glaubens seien. Die Ausstellung verdiene großes Lob, sagte Wolfgang Pauly, Geschäftsführer der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Pfalz. Daniel Nemirovsky, Geschäftsführer der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, würdigte das Schülerprojekt und verwies auf gemeinsame Geschichte von Juden und Christen nicht nur in Landau. dob

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