Diakonie will ein Anwalt für die Schwachen bleiben

Das Diakonische Werk Pfalz wird 50 Jahre alt – Feier auf dem Hambacher Schloss – Bähr: „Luft nach oben“ bei Zusammenarbeit mit Caritas

Das Verwaltungsgebäude des Diakonischen Werks Pfalz in Speyer: Im Hintergrund die Gedächtniskirche der Protestation. Foto: pv

Nahe vor Ort bei den Menschen sein – das ist das Ziel des Diakonischen Werks Pfalz. Stärker als bisher will der „soziale Dienst“ der pfälzischen Kirche im fünften Jahrzehnt seines Bestehens für die Teilhabe benachteiligter Menschen kämpfen. Das Diakonische Werk Pfalz will ein „Anwalt der Schwachen“ bleiben. Auch zukünftig wolle das Hilfswerk mit seinen Hilfs- und Beratungsangeboten flächendeckend in der Region präsent sein, sagten der Diakoniedezernent der pfälzischen Landeskirche, Manfred Sutter, und Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr in Speyer.

Die größte Herausforderung für den evangelischen Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege werde in den kommenden Jahren sein, gemeinsam mit anderen sozialen Akteuren vor Ort ein tragfähiges soziales Netz zu knüpfen.

Mehr als bisher und manchmal auch kämpferischer müsse die Diakonie als gesellschaftspolitische Kraft für jene Menschen Partei ergreifen, die am sozialen Rand stehen, sagte Diakoniepfarrer Bähr. Alle Menschen müssten am Leben einer freien Gesellschaft teilhaben können, die sich durch Offenheit, Toleranz und dem Bekenntnis zu den Grundrechten auszeichne. Eine zentrale Herausforderung bleibe die wachsende Kinder- und Altersarmut im Land. Die Diakonie werde für die Betroffenen mehr materielle Hilfen aufwenden müssen. Zudem werde sie weiter in Politik und Gesellschaft darauf drängen, dass für alle Menschen ein auskömmliches und damit menschenwürdiges Leben möglich sei, sagte Bähr.

Durch die zunehmende Verlagerung von sozialpolitischen Verantwortlichkeiten vom Land auf die finanzschwachen Kommunen in Rheinland-Pfalz komme der Gemeinwesenarbeit vor Ort eine immer wichtigere Bedeutung zu, sagte Bähr. Damit Menschen in ihrem Umfeld ohne Sorgen alt werden könnten, sei eine engere Vernetzung der Diakonie mit anderen Sozialpartnern und den Kommunen nötig. Dort gebe es noch ein großes, ungenutztes Potenzial. Auch für Flüchtlinge werde die Diakonie angesichts wachsender nationalistischer Fremdenfeindlichkeit weiter ihre Stimme erheben, sagte Bähr.

Für die Menschen in ihrem Lebensumfeld da zu sein, sei zentral für das diakonische Profil der Kirche, ergänzte Oberkirchenrat Sutter. Dabei müsse die Diakonie mit den Kirchenbezirken, Kirchengemeinden und diakonischen Trägern intensiver zusammenarbeiten. Auch weiterhin bekenne sich die pfälzische Landeskirche zur Arbeit ihrer Diakonie, zur tätigen Nächstenliebe, betonte der Diakoniedezernent. „Eine Kirche ohne Diakonie ist keine Kirche.“ Durch den weiteren Mitgliederschwund in der evangelischen Kirche und zu erwartende Kirchensteuerrückgänge seien jedoch Schwerpunktsetzungen bei der diakonischen Arbeit nötig.

„Luft nach oben“ gebe es sowohl in der Kooperation der drei diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz als auch in der Zusammenarbeit mit dem katholischen Wohlfahrtsverband Caritas, sagte Bähr, der auch Sprecher der Diakonie in Rheinland-Pfalz ist. Eine bessere Abstimmung in manchen Arbeitsbereichen und Projekten sei zum Wohl der Menschen wünschenswert, merkte Diakoniedezernent Sutter an. Auf den Fachkräftemangel, die wachsende Nachfrage von Pflege- und Beratungsleistungen sowie die Digitalisierung der Gesellschaft werde die Diakonie reagieren müssen. Das Diakonische Werk Pfalz mit seinen 255 Mitarbeitenden in 70 Beratungsstellen in zwölf „Häusern der Diakonie“ und in der Geschäftsstelle in Speyer ist sowohl Träger als auch Spitzenverband. Im gesamten Bereich der pfälzischen Diakonie mit ihren mehr als 50 freien Trägern sind mehr als 11?000 Menschen beschäftigt. Das Werk wurde am 1. Februar 1968 gegründet als Zusammenschluss des „Landesverbands für Innere Mission“ und des „Hilfswerks der Pfälzischen Landeskirche“.

Das Diakonische Werk Pfalz feiert sein 50-jähriges Bestehen am Freitag, 17. August, mit einem Festakt auf dem Hambacher Schloss. Von 10.30 bis 14 Uhr gibt es einen Festakt für geladene Gäste, bei dem Kirchenpräsident Christian Schad die Andacht hält. Festredner ist Ulrich Lilie, der Präsident der Diakonie Deutschland. Alexander Lang

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