Das große Publikum zum Nachdenken anregen

Schülerin Rebecca Zeiher hält mit Pfarrer Michael Landgraf im ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Neustadter Stiftskirche eine Dialogpredigt

Rund 700 000 Zuschauer werden an diesem Sonntag den Gottesdienst in der Neustadter Stiftskirche sehen und hören. Das ZDF überträgt ihn live wie hier aus der Bonner Kreuzkirche. Foto: epd

Hat seit der Arbeit an dem Fernsehgottesdienst weniger Angst beim Thema Zukunftsfragen: Schülerin Rebecca Zeiher vom Neustadter Leibniz-Gymnasium. Foto: Landry

Nein, wie genau ihre Zukunft aussehen wird oder soll, das weiß Rebecca Zeiher noch nicht. Vielleicht aber ist die 18-jährige Schülerin gerade deshalb prädestiniert, sich in einem Gottesdienst mit Zukunftsfragen zu beschäftigen. Und das vor besonders großem Publikum. An diesem Sonntag, 18. August, hält sie zusammen mit Pfarrer Michael Landgraf die Dialogpredigt beim ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Neustadter Stiftskirche.

Sie sei selbst ein bisschen überrascht gewesen, als sie von ihrer früheren Religionslehrerin gefragt worden sei, gibt die Haßlocherin zu. Seit mehr als einem halben Jahr hat sie sich mit anderen Mitwirkenden, darunter drei Mitschüler aus dem Neustadter Leibniz-Gymnasium, mit dem Thema beschäftigt. Mit welchen Ratschlägen werde sie konfrontiert, was sind Wegweiser im eigenen Leben, über all das machte sie sich Gedanken. Und schrieb selbst ihre Predigtteile. Mit einem Vorsatz: Ich möchte im Gottesdienst Fragen stellen, die vielleicht sonst so nicht gestellt worden wären. „Antworten muss zum Teil jeder selbst finden.“

Die Arbeit an dem Gottesdienst habe ihr selbst die Angst vor der Zukunft genommen, erklärt die Schülersprecherin. Schließlich sei sie nicht alleine mit den Fragen, habe Unterstützung durch die Familie, Freunde, den Glauben. Der Gottesdienst jetzt sei wie eine Art Abschluss eines langen Prozesses. Und dennoch: Jetzt, so kurz vor der Fernsehpredigt, sei sie „sehr aufgeregt“, gibt sie zu. „Das ist schon ein ganz komisches Gefühl.“ Zwar haben die beteiligten Schüler spezielles Sprechtraining bekommen, dennoch sei es etwas anders, dort zu stehen, wo sonst der Pfarrer predige. „Der macht das oft und weiß genau, was er machen muss.“

Doch auch für Pfarrer Michael Landgraf ist das Ganze eine Herausforderung. „Wir dürfen uns nicht ablenken lassen von der Technik.“ Schließlich müssen Abläufe sorgsam nach Drehbuch einstudiert werden, damit Darstellerpositionen, Kamerabilder und Tonsignale zusammenpassen und die Regie nicht vor unerwarteten Herausforderungen steht, erklärt die Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste, Pfarrerin Elke Rudloff. Gleichzeitig dürfe die Authentizität nicht verloren gehen. Besonders dann, wenn der vorbereitete Text direkt in Kameras gesprochen werde. So sollen nicht nur die Gottesdienstbesucher, sondern auch die Fernsehzuschauer angesprochen werden. Um genau das hinzukriegen, will Zeiher ihren Text nicht auswendig lernen, sondern sich „noch ganz doll mit ihm anfreunden“.

Rund 700000 Zuschauer verfolgen im Schnitt den ZDF-Fernsehgottesdienst, sagt Rudloff. Und weil diese mehrheitlich jenseits der 60 sind, wird das Thema Zukunft nicht auf die Zeit nach der Schule beschränkt sein. Der pensionierte Lehrer Jochen Kadel gibt ganz anderen Fragestellungen zum weiteren Lebensweg Raum. Und auch Rudloff hat sich während der Vorbereitungen noch einmal intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, wie sie sagt. Anlass gibt es genug. Im Herbst wird die Pfarrerin nach zehn Jahren ihr Amt als Senderbeauftragte niederlegen und sich in ihrer westfälischen Heimat einer anderen Arbeit widmen. Dennoch: Einen Gedankengang in knapp 45 Minuten nicht primär liturgisch, sondern dramaturgisch gut zu vermitteln, habe ihr alle die Jahre große Freude gemacht. Wichtig sei, dass die Botschaft zu den Bildern passe.

Auch deshalb sind mit einer Schülerband, der Pfälzischen Kurrende, Bezirkskantor Simon Reichert und Schülerin Lilli Abstein mit einem Poetry-Slam Akteure aus dem Umfeld der Kirche zu hören. „Ich hoffe, dass wir zum Nachdenken anregen können“, sagt Zeiher. „Und dass der Gottesdienst die Menschen mit einem guten Gefühl entlässt.“ Für sie selbst hat die Arbeit am Gottesdienst, insbesondere die Gespräche mit Pfarrer Michael Landgraf, den Lebensweg bereits geprägt. Zwar wisse sie immer noch nicht, was sie beruflich machen werde. Erst einmal soll es aber nach Afrika gehen. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr. Florian Riesterer

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